603130 Die Wissenschaft vom Menschen und der Rassismus: Anthropologie und Biopolitik

Sommersemester 2006 | Stand: 14.09.2023 LV auf Merkliste setzen
603130
Die Wissenschaft vom Menschen und der Rassismus: Anthropologie und Biopolitik
SE 2
Block
keine Angabe
Deutsch
Ziel der Lehrveranstaltung ist die Aufarbeitung und Darstellung der Rolle, welche dem "wissenschaftliche Rassismus" bei der Formation der Wissenschaft vom Menschen seit Mitte des 19. Jahrhunderts zukommt.
Historisch betrachtet trennt die Frage nach dem Ursprung der Menschenrassen die "Forschergemeinde" im 18. Jahrhundert in Monogenisten und Polygenisten. Mit Linnè erfährt diese theoretische Linie eine qualitativ erhebliche Veränderung. Linné wird die von Gott geschaffene Welt "klassifizieren" und damit die "Naturforschung" auf eine allgemeine - sprich wissenschaftliche - Basis stellen. Neben der Flora wird Linné auch die anthropische Fauna, (vgl. Sloterdijk, 1999, S. 983) klassifizieren und vier Menschenrassen festschreiben: Den weißen Europäer, der einfallsreich sowie erfinderisch ist und sich von Gesetzen leiten lässt; den Amerikaner, freiheitsliebend, zufrieden, gebräunt und jähzornig, der sich von der Tradition lenken lässt; den Asiaten, der gelblich, jähzornig und gierig jeder Meinung folgt und schlussendlich den Afrikaner, schwarz, faul, phlegmatisch, verschlagen, kurzum der geborene Sklave. Damit gibt Linné eine Diktion vor, der dann Philosophen wie Hume, Kant und Hegel folgen werden. Einig scheinen sie sich darin zu sein, dass lediglich die weiße Rasse zur höchsten Kulturentwicklung fähig ist, und dass die "Negers" von Afrika die unterste Stufe der menschlichen Entwicklung darstellen. Der wissenschaftliche Rassismus, mithin Rassenkunde, Rassenlehre, Rassentypologie dominieren ab 1850 die Ausformung der Anthropologie als wissenschaftlicher Disziplin. Hinzu kommt die Evolutionstheorie, die als "wissenschaftliche Absicherung" mehr als dienlich ist. Die Ungleichheit der Rassen wird so zu einer fast allgemeinen und scheinbar wissenschaftlich abgesicherten Weltsicht promoviert, die sich bis heute, wenn auch in der veränderten Diktion des Neorassismus und der rassistischen Biopolitik fortschreibt.
Vortrag durch die LV-Leiter, Lektüre-Aufgaben, Erstellung, Präsentation von Referaten durch die LV-Teilnehmer/innen, Diskussion Prüfungsmodus: Referat, schriftliche Arbeit, aktive Teilnahme am Seminar
Mündlich und schriftlich
Literatur und Referatsthemen werden am Beginn der LV bekannt gegeben.
Für Hörer/innen aller Fakultäten
Beginn: 03.03.2006 2006 Anmeldung online
Gruppe 0
Datum Uhrzeit Ort
Fr 03.03.2006
16.00 - 18.00 SR Maximilianstraße SR Maximilianstraße
Fr 10.03.2006
13.00 - 18.00 KR Liebeneggstraße KR Liebeneggstraße Barrierefrei
Sa 11.03.2006
13.00 - 18.00 KR Liebeneggstraße KR Liebeneggstraße Barrierefrei
Fr 16.06.2006
13.00 - 18.00 KR Liebeneggstraße KR Liebeneggstraße Barrierefrei
Sa 17.06.2006
13.00 - 18.00 KR Liebeneggstraße KR Liebeneggstraße Barrierefrei
Fr 23.06.2006
13.00 - 18.00 SR Liebeneggstraße SR Liebeneggstraße Barrierefrei
Sa 24.06.2006
13.00 - 18.00 SR Liebeneggstraße SR Liebeneggstraße Barrierefrei