930006 Geschlechteraspekte, Interkulturalität in den Kulturwissenschaften

Wintersemester 2013/2014 | Stand: 07.05.2018 LV auf Merkliste setzen
930006
Geschlechteraspekte, Interkulturalität in den Kulturwissenschaften
SE 2
2,5
Block
jährlich
Deutsch
Die LV beleuchtet die Relevanz von Gender für orientalistische Diskurse, die auch für heutige Umgangsweisen mit dem „orientalischen Anderen“ nachwirken. Sowohl die Bedeutung von Männlichkeit und Weiblichkeit wird diskutiert, ebenso wird aufgezeigt, wie westliche Frauen zur Konstituierung und Verfestigung des Orientalismus beitrugen und beitragen und welche spezifische Rolle ihnen hier zukommt. Hier wird einerseits die Verwobenheit und Interdependenz unterschiedlicher sozialer Kategorien deutlich, gleichzeitig richtet sich das Augenmerk auf unterschiedliche Formen der Konstruktion von „Bildern“ des/der „Anderen“ und deren Wechselwirkung mit den Konstruktionen des „Eigenen“. Die Studierenden sollen damit auch die Bedeutung wissenschaftlicher Theorien und Konzepte für die eigene Situation erkennen, sich aber auch im selbständigen und kritischen Umgang mit wissenschaftlicher Literatur üben.
Gerade der Orient stellte in der Vergangenheit für Europäer einen besonderen Anreiz dar, war Projektionsraum für männliche Wunschphantasien im Hinblick auf die freie Verfügbarkeit orientalischer Weiblichkeit. Gleichzeitig wurde der Orientalismus, beginnend mit Edward Saids Standardwerk „Orientalism“, als „männliche Domäne“ konstruiert. Dabei blieb ein wesentlicher Aspekt unberücksichtigt, nämlich dass Gender und Geschlechterbilder zentrale Momente dieses Diskurses darstellen. Diese Verknüpfung steht im Mittelpunkt der Lehrveranstaltung. Zunächst werden Kritiken feministischer Wissenschaftlerinnen an der „Gender-Blindheit“ von Saids Konzept des Orientalismus diskutiert. So stellte der Orient nicht nur für männliche, sondern auch für weibliche Reisende die Möglichkeit spezifischer Fremderfahrungen dar und wurde häufig von Europäerinnen aufgesucht und umfassend beschrieben. Es wird herausgearbeitet, wie sich der Orientalismus-Diskurs in den Texten von Reiseschriftstellerinnen beginnend mit dem 18. Jahrhundert gestaltete und welchen spezifischen Beitrag sie hier leisteten. Etwa die Möglichkeiten der weiblichen Reisenden, in orientalische Frauenräume einzudringen, also ihre Rolle als einzige authentische westliche Augenzeuginnen, womit sie eine wesentliche „Lücke“ in männlichen Berichten füllten. Die westlichen Vorstellungen zu orientalischen Frauen, etwa in Malerei und Fotografie, sind ein weiterer Themenschwerpunkt, wobei auch hier auf geschlechtsspezifische Zugangsweisen eingegangen wird, etwa auf die unterschiedlichen Facetten der Herrschaftsansprüche europäischer Männer, die sich hier manifestieren.
Vorstellung grundlegender Kenntnisse und Zugangsweisen durch die LV-Leiterin, Erarbeitung und Referieren von themenspezifischer wissenschaftlicher Literatur durch die Studierenden, Diskussionen, Gruppenarbeiten und kritische Reflexion der behandelten Texte; unterstützend: Film und Printmedien.
• Anwesenheit und Mitarbeit (prüfungsimmanente LV) • Erarbeitung und Kenntnis der allgemeinen Pflichtliteratur (2 Texte, siehe Anmerkungen) • Referate zur Literatur • Handout zu den Referaten (jeweils 1 Woche vor Präsenztermin per mail) • Kurze themenspezifische Abschlussarbeit
Czarnecka, Miroslawa/Ebert, Christa/Szewczyk, Grazyna B. (Hg.): Der weibliche Blick auf den Orient. Reiseberschreibungen europäischer Frauen im Vergleich, Bern et al.: Peter Lang, 2010. Graduiertenkolleg Identität und Differenz (Hg.): Ethnizität und Geschlecht. (Post-)Koloniale Verhandlungen in Geschichte Kunst und Medien, Köln et al.: Böhlau, 2005. Lewis, Reina: Gendering Orientalism. Race, femininity and Representation, London/New York: Routledge, 1996. Lewis, Reina: Rethinking Orientalism. Women, Travel and the Ottoman Harem, London/New York: L.B. Tauris, 2004. Melman, Billie: Women’s Orients: English Women and the Middle East, 1718–1918. Sexuality, Religion and Work, Ann Arbor: The University of Michigan Press, 1992. Mills, Sara: Discourses of Difference. An Analysis of Women’s Travel Writing, London/New York 1991. Said, Edward: Orientalism, New York: Pantheon Books, 1978. Ueckmann, Natascha: Frauen und Orientalismus. Reisetexte französischsprachiger Autorinnen des 19. und 20. Jahrhunderts, Stuttgart/Weimar: Metzler, 2001. Yegenoglu, Meyda: Colonial Fantasies: Towards a Feminist Reading of Orientalism, Cambridge: Cambridge University Press, 1998.

keine

Als Voraussetzung zur Teilnahme am Seminar ist vorab die Lektüre folgender Texte erforderlich (werden in 1. Block bearbeitet und diskutiert): Mills, Sara: Gender und Kolonialismus: Diskurse der Differenz. In: Glage, Liselotte/Michel, Martina (Hg.): Postkoloniale Literaturen (= Gulliver, Bd. 33), Hamburg/Berlin 1993: 44¿57. Castro Varela, María do Mar/Dhawan, Nikita: Edward Said ¿ Der orientalisierte Orient. In: Dies.: Postkoloniale Theorie. Eine kritische Einführung, Bielefeld: transcript Verlag, 2005, S. 29-37.

Bei Fragen kontaktieren Sie bitte die Koordinatorin des Masterstudiums Mag. Elisabeth Grabner-Niel (E-Mail: Elisabeth.Grabner-Niel@uibk.ac.at; Tel.: 507-9810).

19.10.2013
Gruppe 0
Datum Uhrzeit Ort
Sa 19.10.2013
09.00 - 14.00 SR I (Theologie) SR I (Theologie) Barrierefrei
Do 28.11.2013
14.30 - 19.30 SR 13 (Sowi) SR 13 (Sowi) Barrierefrei
Sa 14.12.2013
09.00 - 15.45 UR 3 (Sowi) UR 3 (Sowi) Barrierefrei
Fr 24.01.2014
09.00 - 13.00 SR 1 (Sowi) SR 1 (Sowi) Barrierefrei