LFU:online

Vertiefung und praxisorientierte Anwendung kunsthistorischer Methoden anhand ausgewählter Beispiele aus der Thematik der Lehrveranstaltung.

Im Seminar erörtern wir neue und interessante Aspekte der Wunderkammer. Das Artifizielle ist heute zu einer Grundbedingung unseres Lebens geworden. Wo Naturwissenschaften künstliches Leben schaffen und Computer virtuelle Realitäten, gibt es keine absolute Realität mehr, aber die Möglichkeit von vielfältigen Realitäten, jede von diesen so 'real' oder 'künstlich' wie die anderen. Selbst der Himmel über uns wird immer künstlicher, weil er mit Tausenden von Satelliten bestückt ist, die wir für Sterne halten werden, weil sie das Sonnenlicht reflektieren. Wenn das Leben in der hochtechnologisierten Zivilisation die Sehnsucht nach dem Authentischen erzeugt, gerät alles Künstliche in den Verdacht, banal und weniger wertvoll zu sein. Die weltweite Themenarchitektur rüttelt an den Grundfesten dieser Orientierung, weil sie zeigt, dass es eine Ordnung nur im Zusammenhang mit Kontext und Kontingenz gibt. Künstliche Arrangements sind daher nicht weniger „echt“, sondern gebrechliche Konstruktionen, die in ihrem Kern eine Kritik am Essentialismus enthalten. Im Seminar setzen wir uns mit dem Thema der „Wunderkammer“ auseinander. Der Parcour führt uns von den Wunderkammern der frühen Neuzeit über jene des 19. Jhrts. (Panorama, Weltausstellung, Warenhaus und Passage) zu jenen des 20. Jhrts. (Disneyland, Shopping Males, Las Vegas, Dubai City) bis zu den Videogames der Gegenwart. Die Geschichte der Wunderkammer wird vor einem gesellschaftskritischen Hintergrund interpretiert, wobei Aspekte der Philosophie, Psychoanalyse, Architektur, Kunst und Medien einfließen. Auf diese Weise soll gezeigt werden, dass man angesichts der Doubles und Fakes unserer Tage von einer „Wiederverzauberung“ der Welt sprechen kann, die man auf der Basis der Wunderkammer erörtern lässt.

Referate und Diskussionen, sowie schriftliche Arbeiten.

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung mit Anwesenheitspflicht; mündliche und schriftliche Referate.

Volgger Peter: „Von den Wunderkammern zum Cyberspace. Fantasie und Wahnsinn in Architektur, Medien und Politik“, Berlin: DOM Publishers 2020.

Online Anmeldung erforderlich! Anwesenheitspflicht!