110007 Dekonstruktion der Schachtel: räuml. Produktion der Geschlechterverhältnisse

Sommersemester 2006 | Stand: 13.01.2006 LV auf Merkliste setzen
110007
Dekonstruktion der Schachtel: räuml. Produktion der Geschlechterverhältnisse
SE 2
Block
keine Angabe
Deutsch
Es geht darum, einen Blick auf jene spezifischen Routinen und Praktiken der Konstitution von Raum zu öffnen und auf deren Veränderbarkeit und Verschiebbarkeit im Sinne feministischen politischen (kollektiven wie planerischen) Handelns, mithin einen Ansatz vorzustellen, der interdisziplinär mediale und wahrnehmungskonstitutive Aspekte miteinschließt und den prozessualen Charakter von Raumkonstitution verdeutlicht. Entwickelt wird ein Diskurs der Selbstreflexion architektonischer, planerischer und bauhistorischer Praxis, der für eine engagierte zeitgenössische Kommunikation über Raumkonstitution, dh., die permanent sich vollziehende "Herstellung von Raum" auch in seiner architektonischen Dimension unabdingbar ist. Zur Frage steht, was sich aus der Sicht der feministischen Architketurtheorie z.B. hinsichtlich der Analyse geschlechtsspezifischer Räume in einer Dialektik von Zuschreibungen und (widerständiger) Aneignung von z.B. privat/öffentlich, Produktion/Reproduktion unter den Bedingungen neoliberaler Ökonomien und Techniken des Selbst in Bezug auf die Produktin von Raum in Sinne einer feministischen Perspektive verschiebt. Alltagserfahrungen der TeilnehmerInnen und Leiterinnen sind ebenso Material dieser Fragestellung.
Wie schlagen sich die Geschlechterverhältnisse heute in der Gesamtheit des physischen Raumes nieder? Wie verknüpfen sich beider Wandel miteinander? Im SE soll versucht werden, in einem ersten Schritt einen kursorischen Überblick aus feministischer Sicht zu geben über theoretische und begriffliche Aspekte zur "Produktion des Raums" - beginnend mit der Antike (Aristoteles, Euklid) über neuere materialistische (Lefebre, Negri/Hardt), phänomenologische (Heidegger, Merleau-Ponty), poststrukturalistische (Foucault, Läpple, Baudrillard, Deleuze/Guattari) und soziologische und städteplanerische Ansätze (Bourdieu, Sturm, Löw, Fitz, Nouvel): Ergänzend dazu soll ein Überblick über feministische Stadtforschung und -planung der letzten 20 Jahre den Wandel der Raumstrukturen, der Formen des Wohnens und der Planungskonzepte sichtbar machen. Mit Antonio Gramscis Theorie zur Produktion der Geschlechterverhältnisse soll in einem zweiten Schritt die Analyse der o.g. Raumroutinen, wie auch der Grammatik zur Produktion von Raum, in ihrer gesellschaftlichen und machttheoretischen - d.h. politischen - Dimension betrachtet werden.
Vorab wird ein Reader ausgewählter Texte und -auszüge ausgegeben (ca. 80 S., s.u. Bibliografie). Zunächst werden - im wesentlichen überblickshaft Martina Löw und Gabriele Sturm folgend - philosophische, kultur- und naturwissenschaftliche Grundlagen und Entwicklungen des Raumbegriffs anhand der Leitdifferenz absoluter vs. relativer Raumbegriffe vermittelt, um einen Einblick in Differenziertheit und Komplexität des Feldes zu geben als Material zur Entwicklung einer eigenständigen kritischen Haltung gegenüber fachspezifischen Selbstverständlichkeiten und Grundannahmen. Im SE soll durch den Vorschlag spezifischer Raumpraktiken (exemplarisch: nächtlicher Spaziergang, Wechsel der räumlichen Struktur im Seminarablauf als Verschiebung der Perspektive) die Erfahrungsseite dieser Thesen thematisiert werden.
wird in der LV bekannt gegeben
Bourdieu, Pierre (1991): Physischer, sozialer und angeeigneter physischer Raum, in Wentz, M. (Hg.), Stadt-Räume. Die Zukunft des Städtischen. Frankfurter Beiträge, Bd. 2, Frankfurt/Main/New York. Gramsci, Antonio: Gefängnishefte (9-11), Hamburg 1992 Haug, Frigga (Hg.): Frauenformen. Alltagsgeschichten und Entwurf einer Theorie weiblicher Sozialisation. Berlin 1980, 3.Aufl. 1988; gänzlich überarbeitete und aktualisierte Auflage unter neuem Titel: Erziehung zur Weiblichkeit. Berlin und Hamburg 1991. dies. (Hg.): Sexualisierung der Körper. Frauenformen 2. Berlin 1983, 2. Aufl. 1988; 3. überarbeitete Auflage 1991. Heidegger, M. (1967): Bauen Wohnen Denken. In: ders.: Vorträge und Aufsätze, Teil II. Pfullingen, 3. Aufl. S. 19-36. Fitz, Angelika: Performative Materialism, Österreichischer Beitrag zur V. Architkurbiennale in Sao Paulo 2003. Fitz, Angelika / Stattmann, Klaus: Die Reserve der Form, Räumliches Handeln im Feld der Unterstellungs-Unterstellung, Linz 2003. Foucault, Michel: Andere Räume, in Wentz, M. (Hg.), Stadt-Räume. Die Zukunft des Städtischen. Frankfurter Beiträge, Bd. 2, Frankfurt/Main/New York. Geiger, Gabriele: Frauen - Körper - Bauten: weibliche Wahrnehmung des Raums am Beispiel Stadt. München: Profil 1986. Enth.: Bd. 1. Tour d'horizon. - Bd.2. Plädoyer für eine feministische Gesellschaft. Läpple, Dieter (1991), Essay über den Raum. Für ein gesellschaftswissenschaftliches Raumkonzept, in Häußermann, Hartmut u.a. (Hg.), Stadt und Raum. Pfaffenweiler: 157 - 207. Löw, Martina: Raumsoziologie, FfM, 2001
Anmeldungen erbeten unter: chris.standfest@gmx.net
Beginn: wird bekannt gegeben
12.05.2006, 17.00 Uhr, aut, Adambräu, Lois-Welzenbacher-Platz 1
13.05.2006, 11.00 - 15.00 Uhr, aut, Adambräu, Lois-Welzenbacher-Platz 1
13.05.2006, 22.00 - 02.00 Uhr, aut, Adambräu, Lois-Welzenbacher-Platz 1
18.05.2006, 17.00 - 19.30 UHr, SR des Instituts f. Architekturtheorie u. Baugesch
19.05.2006, 14.00 - 20.00 Uhr, SR des Instituts f. Architekturtheorie u. Baugesch
20.05.2006, 13.00 - 20.00 Uhr, SR des Instituts f. Architekturtheorie u. Baugesch