603066 Diskurs - Habitus - Praxis. Methodologische und methodische Konzepte: Körper von Wert. Bioethik - Biomedizin und Reproduktion

Wintersemester 2013/2014 | Stand: 14.09.2023 LV auf Merkliste setzen
603066
Diskurs - Habitus - Praxis. Methodologische und methodische Konzepte: Körper von Wert. Bioethik - Biomedizin und Reproduktion
FP 2
5
Block
jährlich
Deutsch

Das Ziel des Seminars ist, einen kritischen Blick auf Körper- und Geschlechterverhältnisse in neuen Bioökonomien zu entwickeln. Dazu soll erstens herausgearbeitet werden, inwiefern Reproduktionstechnologien nicht nur mit Elternschaftswünschen, sondern auch mit ökonomischen, bevölkerungs- und geschlechterpolitischen Interessen zu tun haben: Der Zusammenhang zwischen Reproduktionstechnologien und Biosektoren soll am Ende der ersten Seminareinheit erfasst werden können. Zweitens soll untersucht werden, wie diese Problematik in zeitgenössischen bioethischen Zugängen verhandelt wird: Die gesellschaftliche Bedeutung von Bioethik als Dispositiv soll grob beschrieben werden können. Drittens sollen Körperkonzepte in Geschlechterstudien, Queer Studies und Disability Studies zu Reproduktionstechnologien kritisch reflektiert werden: Die Studierenden sollen Einblicke in die wesentlichen Körperkonzepte bekommen und andenken können, welche möglichen Alternativen sie zu bioethischen Konzepten bieten, welche Leerstellen sie aufweisen.

Inhaltlich soll die Fragestellung am Beispiel der Stammzellforschung verdeutlicht werden. Denn Stammzellforschung wird immer wieder kontrovers in der Öffentlichkeit diskutiert: Auf der einen Seite fordern Forscher im Namen von Menschen mit Behinderung und chronischen Krankheiten eine Zulassung der Forschung. Auf der anderen Seite verteidigen Bioethiker ‚das Leben des Embryos. Dass Stammzellforschung vor allem mit einer Merkantilisierung des geschlechtlichen Körpers einhergeht, wird dabei nicht benannt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung soll deshalb die Frage nach der Inwertsetzung des Körpers durch die neuen Biotechnologien und vor allem nach der Geschlechtlichkeit dieser Prozesse stehen. Grundlage sind zeitgenössische geschlechterwissenschaftliche Beiträge zu den neuen Bioökonomien und zu Biokapitalismus, die um eine queer-feministische Perspektive erweitert werden sollen.

Generell ist das Ziel, eine ausgewogene Mischung aus einer Aneignung des Wissens durch externes Selbststudium, Selbstarbeit im Seminar (zum Beispiel in Gruppen) und der Vermittlung der vorbereiteten Inhalte durch mich. Grundlage ist die Textlektüre und Vorbereitung der Texte durch die Studierenden. Je nach Teilnehmendenzahl könnten die Arbeitsformen aber auch individuell auf die Studierenden abgestimmt werden: Die Studierenden könnten dann wählen, ob sie kleine Rechercheaufgaben leisten, Paper, Referate oder Hausarbeiten verfassen wollen. Wenn Texte offensichtlich nicht verstanden oder gelesen wurden, bietet sich auch die gemeinsame und genaue Re-Lektüre von Textabschnitten im Seminar an.

Ferner greife ich auf Lehrmethoden zurück, die mir in einer Weiterbildung zur professionellen Gestaltung von Lehrveranstaltungen vermittelt wurden.

Referate, Paper, Seminararbeit

Braun, Kathrin/Schultz, Susanne (2012): Der bioökonomische Zugriff auf Körpermaterialien. Eine politische Positionssuche am Beispiel der Forschung mit Eizellen. Bislang unveröffentlichter Artikel.

Cooper, Melinda/Waldby Catherine (2010): From Reproductive Work to Regenerative Labour: The Female Body and the Stem Cell Industries. In: Feminist Theory 11 Nr. 3, 3-22.

Franklin, Sarah (2006): Embryonic Economies: The Double Reproductive Value of Stem Cells. In: Biosocieties 1, 27-39.

Haraway, Donna (2008): When species meet, Minneapolis/London, 45-69.

Leem, So Yeon/Park, Jin Hee (2008): Rethinking Women and Their Bodies in the Age of Biotechnology: Feminist Commentaries on the Hwang Affair. In: East Asian Science, Technology and Society: an International Journal (EASTS) 2 Nr. 1, 9-26.

Lettow, Susanne (2011): Biophilosophien. Wissenschaft, Technologie und Geschlecht im philosophischen Diskurs der Gegenwart, Frankfurt a.M., 155-170; 140-148.

Queere Potentiale? Zur Queerness von Reproduktionstechnologien aus der Perspektive materialistischer Feminismen und kritischer Disability Studies. In: Beatrice Michaelis/Gabriele Dietze/Elahe Haschemi Yekani (Hrsg.): The Queerness of Things Not Queer: Entgrenzungen, Materialitäten, Interventionen. Themenheft der Feministischen Studien,

Rajan, Kaushik Sunder (2009): Biokapitalismus. Werte im postgenomischen Zeitalter. Frankfurt a.M.

Thompson, Charis (2005): Making Parents. The Ontological Choreography of Reproductive Technologies, Massachusetts, 245-277.

01.11.2013
Gruppe 0
Datum Uhrzeit Ort
Fr 01.11.2013
10.00 - 18.00 SR Liebeneggstraße SR Liebeneggstraße Barrierefrei
Sa 02.11.2013
10.00 - 18.00 SR Liebeneggstraße SR Liebeneggstraße Barrierefrei
Fr 17.01.2014
10.00 - 18.00 SR Josef-Hirn-Straße SR Josef-Hirn-Straße Barrierefrei
Sa 18.01.2014
10.00 - 18.00 SR Josef-Hirn-Straße SR Josef-Hirn-Straße Barrierefrei