603823 Der (im)perfekte Mensch. Theorie und Kritik der Normalität

Sommersemester 2021 | Stand: 26.03.2021 LV auf Merkliste setzen
603823
Der (im)perfekte Mensch. Theorie und Kritik der Normalität
SE 2
5
14tg.
jährlich
Deutsch

Studierende lernen Konzepte von Normalität, Normalisierung, Alltag und Wirklichkeit kennen und vollziehen im Rahmen von qualitativ-empirischen Ministudien nach, wie und ob neue (subjektive) Vorstellungen zur Normalität entstehen.

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enschen sind als weltoffene, vulnerable Wesen auf den Erhalt von Zuwendung, ein Leben in sozialer Anerkennung sowie auf die Verfügung von lebensnotwendigen biologischen Ressourcen und medizinischen Hilfen angewiesen, um ihr Überleben zu sichern, Alltag und Normalität zu entwickeln sowie Zukunft zu denken. Aufbauend auf einer offenen Befragung von jungen Erwachsenen zu ihren Erfahrungen in und mit der Pandemie wird im Seminar untersucht, wie wir unsere Körper, Identitäten und Zukunft in dieser Situation deuten und verstehen. Es ist davon auszugehen, dass es vielschichtige und widersprüchliche Reaktionen auf die Gegenwart gibt und junge Menschen zur Zeit unterschiedlichste neue Formen von Alltag entwickeln. Zugleich ist spätestens mit der Pandemie eine Diskussion um das Ende der „Normalität“ und die Zeit „danach“ entflammt. In diesem Kontext gilt es zu verstehen, ob jüngere Kohorten in Anbetracht der Tatsache, dass sich soziale Lebenswelten durch zunehmende gesellschaftliche Ungleichheitsverhältnisse weiter differenzieren und erstarkende Krisen der Nachhaltigkeit, die die Kohabitation in den Ländern weltweit extrem erschweren, zu einem gemeinsam geteilten Verständnis der Wirklichkeit kommen und beginnen, gemeinsam eine neue „Normalität“ zu entwerfen. Im Rahmen des Seminars werden Interviews mit einer möglichst heterogenen Gruppe an 18-30jährigen Personen geführt und gemeinsam ausgewertet. Zur Anwendung kommen dabei die durch Lektüre und Theoriediskussion zu erarbeitenden Konzepte der Normalität und des Generationenzusammenhangs (Karl Mannheim). Konzepte der Normalität, welches im Kontext machtanalytischer Untersuchungen von Foucault heute stark kritisch geprägt sind und sich gegen Normalisierungstendenzen wenden, werden ebenso erarbeitet wie klassischere Konzepte des Alltags oder der geteilten sozialen Wirklichkeit. Es wird der Frage nachgegangen, ob die Erfahrungen jüngerer Kohorten in und mit der Pandemie zur Entwicklung neuer Subjektivitäten führt, deren Gemeinsamkeit – folgt man Diskussionen in sozialen Medien – darin bestehen könnte, sich kritisch mit Normalität auseinanderzusetzen. Ziel des Seminars ist es, im Rahmen von qualitativ-empirischen Ministudien gemeinsam nachzuvollziehen, wie und ob neue Vorstellungen zur Normalität entstehen und ggf. eine postpandemische Generation ermöglichen.  

Input durch die Dozentin, Textlektüre und -analyse, Interviewführung und - Transkription; Ministudien, schriftliche und mündliche Beiträge der TeilnehmerInnen, Diskussion.

Die Beurteilung erfolgt aufgrund von schriftlichen oder mündlicher Beiträgen (Interviewerhebung und Auswertung) der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Karl Mannheim (1928) Das Problem der Generationen.

https://www.1000dokumente.de/index.html?c=dokument_de&dokument=0100_gen&object=translation&st=&l=de

siehe Termine