720209 SE Qualitative Forschungsmethoden

Sommersemester 2022 | Stand: 16.03.2022 LV auf Merkliste setzen
720209
SE Qualitative Forschungsmethoden
SE 2
5
Block
semestral
Deutsch

- Die Studierenden erhalten eine Einführung in die qualitative Forschungsmethodik vor dem psychoanalytischen Hintergrund und verfügen über profunde Kenntnisse zur Erhebung und Auswertung des Forschungsmaterials

- Wissen über Biografische Interviews und Experteninterviews

- Fähigkeit der Analyse und Verwendung eigener Gegenübertragungsphänomene (Angst, Fremdheit, Irritation) in Bezug auf das Forschungsmaterial

- Einblick in das „Szenische Verstehen“ nach Lorenzer (1970)

- Kennenlernen weiterer psychoanalytischer Grundregeln, die in der qualitativen Forschungsmethodik zum Einsatz kommen wie z.B. Gleichschwebende Aufmerksamkeit als „Technik des Zuhörens“, Agieren, Festlegung des „Rahmens der Forschungsbühne“, Bedeutung der Subjektivität (n=1)

- Praktische Erfahrung durch eigene Interviewdurchführung

Qualitative Forschung kann als eine Reise nach „Inner-Afrika“ (Freud, zitiert nach Jones 1960, Bd. 1, S. 156) verstanden werden, da sie eine einzigartige Erfahrung mit dem inneren und äußeren Unbekannten und Fremden bedeutet. Je näher sich die Forscherin bzw. der Forscher zum Forschungsgegenstand hinbewegt, desto vielfältiger, verwobener und geheimnisvoller zeigt er sich ihr/ihm. In Beziehung dazu entstehen Gegenübertragungsphänomene, die von Irritation, Angst, Unbehagen bishin zu Faszination, Bann oder Idealisierung reichen können.

Die Analyse der Gegenübertragung und deren Verbindung mit dem Forschungsgegenstand können zu weitreichenden Erkenntnissen hinsichtlich des Forschungsinteresses führen. Daher wird ein Hauptaugenmerk auf die Subjektivität und „Nicht-Neutralität“ des Forschers bzw. der Forscherin im Forschungsfeld gelegt und deren Wirkung im gesamten Forschungsprozess beleuchtet.

Eine genaue und praktische Anleitung von qualitativer Interviewdurchführung wird im Speziellen dargeboten:

Bestimmung des Forschungsinteresses, Erarbeitung des Interviewleitfadens, Führung eines Forschungstagebuchs, Kontaktaufnahme mit InterviewpartnerInnen, Umgang mit der „Recorder-Angst“, Bearbeitung und Anonymisierung des Transkripts uvm.

Zunächst werden die wichtigsten Paradigmen von qualitativ-psychoanalytischen Forschungsmethoden vorgestellt. In dieser einleitenden Phase werden Texte zur häuslichen Vor- und Nacharbeit des Seminarinhaltes gelesen. Anschließend werden die zwei grundlegenden Felder der qualitativen Methodik – die Datenerhebung und die Datenauswertung – detaillierter erörtert. An Hand von Beispielen aus zwei Monografien der Lektorin, die biografische Interviews und Experteninterviews beinhalten, werden die vielschichtigen Strukturen der Interviewführung beginnend mit der Eruierung des Erkenntnisinteresses über die Erarbeitung des Leitfadens bis hin zum hermeneutisch-szenischen Verstehen des autorisierten Transkripts ausarbeitet. Die Studierenden werden angeleitet ein qualitatives Interview durchzuführen und von Beginn an Aufzeichnungen in ein Forschungstagebuch zu tätigen, um die Gegenübertragungsphänomene zu dokumentieren und analysieren. Nachbesprechung der Interviews.

Engagement der Studierenden, schriftliche Darstellung des Prozesses der Interviewdurchführung und die hermeneutische Ausarbeitung des biografischen Interviews oder des Experteninterviews. Wissenschaftliche Qualität der schriftlichen Arbeit.

Bogner, Alexander & Littig, Beate & Menz, Wolfgang (Hg.) (2005): Das Experteninterview. Theorie, Methode, Anwendung. Wiesbaden (VS Verlag für Sozialwissenschaften).

Bruder, Klaus-Jürgen (2003): „Die biographische Wahrheit ist nicht zu haben“. Psychoanalyse und Biographieforschung. Gießen (Psychosozial-Verlag).

Devereux, Georges (1976): Angst und Methode in den Verhaltenswissenschaften. Frankfurt am Main (Verlag Ullstein).

Flick, Uwe. (2002). Qualitative Sozialforschung.  Eine Einführung. Reinbek bei Hamburg (Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH).

Hofstadler, Beate (2012): forschen – entdecken – erzählen. Zur Anwendung der Psychoanalyse für die qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. Wien (Löcker Verlag).

Jones, Ernst (1960): Leben und Werk von Sigmund Freud. Bd.1. 1856−1900. Bern und Stuttgart (Verlag Hans Huber).

Lorenzer, Alfred (1970, 2006): Sprachzerstörung und Rekonstruktion. Frankfurt am Main (Suhrkamp Verlag).

Mayring, Philipp. (1999). Einführung in die qualitative Sozialforschung. Weinheim (Psychologie Verlags Union BELTZ).

Nadig, Maya (1986). Die verborgene Kultur der Frau. Ethnopsychoanalytische Gespräche mit Bäuerinnen in Mexiko. Frankfurt am Main (Fischer Taschenbuch Verlag).

Şahin, Hale (2006): Unter unserem Seelenteppich. Lebensgeschichten türkischer Frauen in der Emigration. Sozialpsychologische Studien. Psychoanalyse und Qualitative Sozialforschung. Band 3. Innsbruck (Studienverlag).

Usak-Sahin, Hale (2013): Psychoanalyse in der Türkei. Eine historische und aktuelle Spurensuche. Gießen (Psychosozial-Verlag).

siehe Termine
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Datum Uhrzeit Ort
Fr 20.05.2022
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Sa 21.05.2022
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Sa 28.05.2022
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