220015 Inspiration: Kann Gott Urheber der Schrift sein?

Wintersemester 2000/2001 | Stand: 30.06.2000 LV auf Merkliste setzen
220015
Inspiration: Kann Gott Urheber der Schrift sein?
SE 2
wöch.
keine Angabe
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Kenntnis und Diskussion der klassischen Position zum Thema
Die kanonischen Schriften des Alten und Neuen Testaments haben nach christlichem Verständnis Gott selbst zu ihrem Urherber (auctor). Der Gedanke der Urheberschaft wurzelt in der Überzeugung, daß Gott einst "viele Male und auf vielerlei Weise" zu seinem Volk gesprochen hat, besonders durch die Propheten, und daß sein Sprechen den Höhepunkt findet in Jesus Christus (Hebr 1,1-2). Die Schriften geben uns Zeugnis von diesem in der Geschichte Israels und im Leben Jesu zu den Menschen redenden Gott. Zugleich ist uns bewußt, daß "Gott in der Heiligen Schrift durch Menschen nach Menschenart" spricht (Dei Verbum 12), daß die Autoren der biblischen Schriften also "echte Verfasser" (Dei Verbum 11) sind. Sie schreiben zwar unter Einwirkung des Heiligen Geistes, sind aber nicht - wie es das Mißverständnis einer Verbalinspiration nahelegen würde - dessen "Sekretäre". Wie aber kann im Menschenwort der Heiligen Schrift das Wort Gottes als Anrede an uns und als Wort, das uns heute trifft, vernommen werden? Aus neutestamentlicher Perspektive richtet sich das Interesse auf das Wort-Gottes-Verständnis innerhalb der Bibel, auf die Schriftinterpretation durch Autoren, auf Schrifttexte, die für die Inspirationslehre bedeutsam sind und auf die Wege in der christlichen Schriftauslegung, die dazu anleiten, die Schrift nicht nur als historisches Dokument, sondern auch als für die Gegenwart aktuelles Wort Gottes zu lesen. Die fundamentaltheologische Fragestellung richtet sich auf den Geltungsanspruch der Schrift als Wort Gottes in der Kirche ("norma suprema" und "norma proxima"). Sie fragt nach der Möglichkeit des Wortes Gottes in der Geschichte, und daher in der Gegenwart (Schriftverständnis und Schriftgebrauch in der Kirche).
Referat und Diskussion
Seminararbeit
Peter Stuhlmacher, Vom Verstehen des Neuen Testaments. Eine Hermeneutik (NTD Ergänzungsreihe 6), Göttingen 1986. Karl Rahner, Über die Schriftinspiration (QD 1), Freiburg 1957. H. Gabel, Inspirationsverständnis im Wandel. Theologische Neuorientierung im Umfeld des 2. Vatikanischen Konzils, Mainz 1991. Ökumenischer Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen: Schriftverständnis und Schriftgebrauch. Abschließender Bericht, in: Theodor Schneider - Wolfhart Pannenberg (Hg.), Verbindliches Zeugnis. III. Schriftverständnis und Schriftgebrauch, Freiburg i.Br. - Göttingen 1998, 288-389, 295-301.
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Beginn: Do, 12.10.2000
Do 14.30-16.00, SR IV