222007 Fascinosum Gewalt

Wintersemester 2002/2003 | Stand: 02.07.2002 LV auf Merkliste setzen
222007
Fascinosum Gewalt
SE 2
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Reflexion über gesellschaftliche Ursachen und mögliche Auswirkungen gesteigerter medialer Gewaltdarstellung anhand von ausgewählten Filmbeispielen
In modernen, demokratisch verfassten Gesellschaften lässt sich ein seltsames Paradoxon beobachten. Auf der einen Seite hat sich ein Verbot von privater, willkürlicher Gewaltausübung weitgehend durchgesetzt. So gelten - im Unterschied zu früheren Generationen - gewaltsame Übergriffe gegenüber Kindern oder Frauen bei uns heute nicht mehr als "Privatsache" oder gar als "probates" Erziehungsmittel, sondern sind verpönt und können strafrechtlich verfolgt werden. Als Kehrseite zu dieser zunehmenden Zurückdrängung von Gewalt kann man auf der anderen Seite auch in unseren demokratischen Gesellschaften einen kaum zu übersehenden »Kult der Gewalt« beobachten. Einerseits nehmen Berichte über Gewaltdelikte im Fernsehen und in den Printmedien häufig eine zentrale Stellung ein und lassen die Einschaltquoten und Verkaufszahlen nach oben schnellen. Auch die Filmindustrie lebt ganz maßgeblich von der Faszination, die Gewalt auszuüben scheint. Und nicht zuletzt profitiert auch die Waffenindustrie vom insgeheimen Waffen- und Gewaltkult in unseren Gesellschaften. In der Lehrveranstaltung soll anhand von ausgewählten Filmen, wie z.B. THE MATRIX, NATURAL BORN KILLERS, PULP FICTION, EIN KURZER FILM ÜBER DAS TÖTEN u.a., die Frage aufgeworfen werden, worin die - angesichts der allgemeinen Verpönung von Gewalt - eigentümliche Faszination begründet liegt, die mediale Gewaltdarstellungen ausüben, insbesondere auf Kinder und Jugendliche. Daran anknüpfend soll dann der Frage nach den gesellschaftlichen Ursachen und Auswirkungen gesteigerter medialer Gewaltdarstellung nachgegangen werden. Dabei werden wir uns auch mit der viel diskutierten medientheoretischen Frage beschäftigen, ob eine permanente Konfrontation mit exzessiven Gewaltdarstellungen zu Abstumpfungseffekten führen oder gar zur Nachahmung animieren kann. Oder, ob der Gewaltkonsum via moderner Massenmedien lediglich ein Ventil dafür bietet, latent vorhandene Aggressionen auf eine "ungefährliche" Weise abzuführen.
Filmsichtungen, gemeinsame Filmanalysen, Gruppenarbeit, Referate
- Benz, U.: Warum sehen Kinder Gewaltfilme? München, 1998. - Fischer, R.; Sloterdijk, P.; Theweleit, K.: Bilder der Gewalt. Frankfurt a. Main 1994. - Friedrichsen, M. und Vowe, G. (Hg.): Gewaltdarstellungen in den Medien: Theorien, Fakten und Analysen. Opladen 1995. - Girard, R.: Das Heilige und die Gewalt. Frankfurt 1992. - Kleiter, E.: Film und Aggression - Aggressionspsychologie: Theorie und empirische Ergebnisse mit einem Beitrag zur allgemeinen Aggressionspsychologie. Weinheim 1997. - Kofler, G. (Hg.): Sündenbock Fernsehen? Aktuelle Befunde zur Fernsehnutzung von Jugendlichen, zur Wirkung von Gewaltdarstellungen im Fernsehen und zur Jugendkriminalität. Berlin 1995. - Kunczik, M.: Gewalt und Medien. Köln 1998. - Monaco, J.: Film verstehen: Technik, Sprache, Geschichte und Theorie des Films und der Medien. Reinbek 1997. - Rathmayr, B.: Die Rückkehr der Gewalt: Faszination und Wirkung medialer Gewaltdarstellung. Wiesbaden 1996. - Theunert, H.: Gewalt in den Medien - Gewalt in der Realität: Gesellschaftliche Zusammenhänge und pädagogisches Handeln. München 1996. Weitere Literatur wird im Seminar bekannt gegeben!
Diese Lehrveranstaltung gilt auch für die alten Studienpläne! Sie ist anrechenbar für das Fächerbündel "Medien und Geisteswissenschaften"! Anmelden bitte im Sekretariat im 1. Stock, Zi. 143 - Tel.-Nr. 507-8561 o. per E-mail: Dietmar.Regenburger@uibk.ac.at
Beginn: Vorbesprechung: 11.10.2002, 15.00
./., SR III