222108 Weiblichkeitskonzepte und Gottesbilder in feministischen Theologien

Wintersemester 2003/2004 | Stand: 05.11.2003 LV auf Merkliste setzen
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Weiblichkeitskonzepte und Gottesbilder in feministischen Theologien
SE 2
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Die Studierenden sollen die verschiedenen Stadien, die das Nachdenken über Gott und Gottesbilder innerhalb feministischer Theologien bisher durchlaufen hat, kennen lernen und reflektieren. Sie sollen verschiedene Weiblichkeitskonzepte innerhalb des Feminismus und deren Beziehung zu feministisch-theologischen Gottesvorstellungen erfassen und differenziert dazu Stellung nehmen können. Sie sollen soziale und politische Funktionalisierungen männlicher und weiblicher Gottesbilder analysieren und die Problematik einer solchen Funktionalisierung diskutieren.
Die frühe feministische Theologie artikulierte scharfe Kritik am Vaterbild und anderen männlichen Bildern für Gott. Je nach philosophisch-theologischer und politischer Richtung forschte sie nach weiblichen Bildern und Symbolen für Gott in der Bibel oder (re)konstruierte ausgehend von der Tiefenpsychologie oder der Matriarchatsforschung Bilder der Göttin. Das Gottesbild wurde in enger Beziehung zur Konstruktion menschlicher geschlechtlicher Identität gesehen. In neueren Ansätzen feministischer Theologien spiegeln sich die philosophischen Debatten des Feminismus um die Frage der Geschlechterdifferenz. Daraus entstehen neue Versuche, Gott in weiblicher Sprache und Symbolik zu denken, insbesondere neue Interpretationen von Mütterlichkeit. Auch Theorien der "Geschlechterverwirrung", d.h. der Dekonstruktion klassischer Geschlechtsidentitäten haben feministische Theologinnen inspiriert. Im Seminar werden verschiedene Ansätze auf ihre Relevanz für Theologie und Spiritualität befragt, wobei eine ideologie- und religionskritische Perspektive nicht fehlen wird.
Das gemeinsame Gespräch und die ggf. kontroverse Diskussion haben gegenüber dem "Frontalunterricht" den Vorrang. Erwünscht und für den Erwerb eines Leistungsnachweises Voraussetzung ist die aktive Partizipation der Studierenden an der Vorbereitung und Durchführung der einzelnen Sitzungen. Das Seminar findet als Blockveranstaltung an zwei Wochenenden statt (jeweils Fr und Sa). Der erste Teil wir aus praktischen Gründen stärker von Impulsen seitens der Seminarleiterin geprägt sein, setzt aber die aktive Teilnahme an der Erarbeitung und Diskussion der Ergebnisse voraus. Der zweite Teil soll in Absprache mit der Seminarleitung inhaltlich und didaktisch von den Studierenden gestaltet werden.
- Doris Brockmann, Ganze Menschen - Ganze Götter. Kritik der Jung-Rezeption im Kontext feministisch-theologischer Theoriebildung, Paderborn 1991. - Brigitte Dorst, "Du schenkst mir Träume und Bilder von dir ...". Zur psychologischen Bedeutung weiblicher Gottesbilder, in: Schlangenbrut Nr. 71, 18 (2000) 14-17. - Catharina Halkes, Motive für den Protest in der feministischen Theologie gegen Gott und Vater, in: Conc 17 (1981) 256-262. - Dies., Die weibliche Hoffnung der Welt. Die Bedeutung des Geborenseins und der Sinn der Geschlechterdifferenz, Gütersloh 2000. - Dorothee Jungblut, "Gaia am Spülstein". Weiblichkeitstheorien als Voraussetzung feministischer Theologien, St. Ingbert 1998. - Melissa Raphael, When God Beheld God. Notes Towards a Jewish Feminist Theology of the Holocaust, in Feminist Theology (1999) H. 21, 53-78. - Delores Williams, Sisters in the Wilderness. The Challange of Womanist God-Talk, New York 1993. - Dies., "Eine Theologie, die Schwarzen Frauen passt". Die Entstehung der Womanistischen Theologie in den USA, in: Schlangenbrut 16 (1998) 5-10, (Nr. 63). - Eske Wollrad, Wildniserfahrung. Womanistische Herausforderung und eine Antwort aus Weißer feministischer Perspektive, Gütersloh 1999.
Beginn: 10.10.2003; 9.00 Uhr
10./11.10.2003, 09./10.01.2004, SR V