LFU:online

Die Studierenden können Theorien und Analysen zur Entstehung und Transformation sozialer Institutionen – insbesondere Institutionen der Politik, des Marktes und der Zivilgesellschaft – erläutern. Sie können die Wirkungsweisen und Wechselwirkungen dieser Institutionen in Gesellschaften analysieren. Die Studierenden kennen zentrale sozialwissenschaftliche Debatten, Begriffe und Methoden zur Analyse von Markt, Staat und sozialen Institutionen und Organisationen.

In kapitalistischen Gesellschaften ist das jeweilige Verhältnis von Staat, Markt und anderen sozialen Institutionen eine wesentliches Moment sozialer Konflikte und Dynamiken. Diese konflikthaften und umkämpften Verhältnisse stellen daher ein wichtiges Feld des Politischen dar, auf dem gesellschaftliche Macht- und Herrschaftsverhältnisse (etwa entlang Klasse, Geschlecht, Ethnie) konstituiert, gleichzeitig aber auch um das Gemeinwohl und die res publica ausgehandelt werden. Dies zeigt sich nicht zuletzt an den Auseinandersetzungen um den Rück- und Umbau des Wohlfahrtsstaates zur Erneuerung der ökonomischen Dynamik, wie sie von neoliberalen Reformprojekten seit den 1980er Jahren als Antwort auf wirtschaftliche und politische Krisenerscheinungen formuliert wurden. Die daraus resultierende Vorherrschaft der Finanzmärkte, die das Ergebnis weitreichender Deregulierungen und Flexibilisierungen der Märkte ist, erzwingt weitreichende Anpassungs- und Veränderungsprozesse kapitalistischer Staatlichkeit und setzt gesellschaftliche Institutionen umfassenden Ökonomisierungstendenzen aus. Die Krisenerscheinungen der letzten Jahre sind daher auch Krisen des Verhältnisses zwischen Staat/Politik, Markt/Ökonomie und anderen sozialen Institutionen.

Im PS werden einerseits grundsätzliche Begriffe und Konzepte zu Staat, Markt/Ökonomie und sozialen Institutionen sowie deren Beziehungen diskutiert. Andererseits werden ausgewählte Debatten und Analysen zu neueren Entwicklungen angesprochen.

Literaturstudium 

Exzerpte und Hausarbeiten

• Atzmüller, Roland (2014): Aktivierung der Arbeit im Workfare-Staat. Arbeitsmarktpolitik und Ausbildung nach dem Fordismus. Münster: Westfälisches Dampfboot.
• Aulenbacher, Brigitte; Riegraf, Birgit; Völker, Susanne (2015): Feministische Kapitalismuskritik (Einstiege, 23).
• Artus, Ingrid; Birke, Peter; Kerber-Clasen, Stefan, Menz, Wolfgang (Hg.) (2017): Sorge-Kämpfe. Auseinandersetzungen um Arbeit in sozialen Dienstleistungen. Hamburg: VSA.
• Binner, Kristina; Kubicek, Bettina; Roswandowicz, Anja; Weber, Lena. 2013. Die unternehmerische Hochschule aus der Perspektive der Geschlechterforschung. Zwischen Aufbruch und Beharrung. Münster: Westfälisches Dampfboot.
• Brinkmann, Ulrich; Dörre, Klaus (2005): Finanzmarkt-Kapitalismus. Triebkraft eines flexiblen Produktionsmodells? In: Paul Windolf (Hg.): Finanzmarkt-Kapitalismus. Analysen zum Wandel von Produktionsregimen 45. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 58–84.
• Crouch, Colin (2008): Postdemokratie. Deutsche Erstausg., 1. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
• Décieux, Fabienne; Sennewald, Luzie (2018): Regulationstheorie. Ein Blick über den Tellerrand? In: Alexandra Scheele und Stefanie Wöhl (Hg.): Feminismus und Marxismus. Weinheim, Basel: Beltz Juventa (Arbeitsgesellschaft im Wandel), S. 174–186.
• Streeck, Wolfgang (2011): The Crisis of Democratic Capitalism. In: New Left Review, S. 5–29.

positive Beurteilung des Pflichtmoduls gem. § 5 Abs. 1 Z 2