LFU:online

Curr. 2021 § 5 (1) 15: Dieses Modul dient der Vertiefung in ausgewählte Themenbereiche der Soziologie. Die Studierenden spezialisieren sich in einem oder mehreren Fachgebiet(en) und erlangen darin vertiefte Kenntnisse.

Das Themenfeld Flucht und Asyl ist nicht nur aktuell prominenter Teil gesellschaftspolitischer Diskurse, viel bemühter Referenzpunkt politischen Handelns und Fokus medialer Auseinandersetzungen, sondern nimmt für eine zeitgenössische soziologische Gesellschaftsdiagnose insgesamt eine relevante Rolle ein. Trotz historischer Veränderungen und großer Dynamiken im Kontext Flucht und Asyl sind Kontinuitäten erkennbar – insbesondere erweisen sich Prozesse, die das bestimmen, was „der Flüchtling“ ist bzw. gesellschaftlich sein „darf“, trotz unterschiedlicher Akzentuierungen als relativ stabil.

Recht und Rechtspraxis spielen im Kontext Asyl eine – teils auch widersprüchliche – Rolle. Asyl ist eine Grundvoraussetzung der effektiven Geltung von Menschenrechten, der Asylantrag kann, im Sinne Hannah Arendts, als Beanspruchung eines "Rechts auf Rechte" verstanden werden, Asylwerber:innen werden dann zu Kläger:innen von Rechten. Gleichzeitig dient das Recht im Kontext von Bestrebungen, Migration zu „managen“, der Selektion und Kategorisierung von Nicht-Bürger:innen: Innerhalb eines ausdifferenzierten und höchst dynamischen Rechtsbereichs werden in bürokratischen Verwaltungsverfahren Rechte stratifiziert und hierarchisierte Kategorien geschaffen, die Menschen u.a. zu „Flüchtlingen“, „Asylwerber:innen“, „Illegalisierten“ und rezent auch vermehrt zu „Vertriebenen“ machen. Dies und die damit einhergehenden strukturellen Rahmenbedingungen bestimmen lebensweltliche Orientierungen, Handlungsmöglichkeiten und Selbstpositionierung der geflüchteten Menschen mit.

Die Lehrveranstaltung nimmt aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive die Rolle des Rechts und der (österreichischen) Rechtspraxis in den Blick. Ausgehend vom Flüchtlingsbegriff der GFK und der frühen Flüchtlingspolitik Österreichs werden Kontinuitäten und Brüche der Entwicklungen bis heute diskutiert und hinterfragt. Neben der Analyse der Rechtspraxis, wird die Frage nach der (auch soziologischen) Bedeutung von (Menschen-)Rechten im Kontext in den Blick genommen. Angeregt werden soll zu einer reflexiven Beschäftigung mit dem Themenfeld, wobei auch eigene Positionierungen gemeinsam reflektiert werden.

Die Lehrveranstaltung arbeitet mit mehreren Zugängen, eine aktive Mitarbeit ist Voraussetzung: Gemeinsames Lesen, Erarbeiten und Diskutieren von Texten; Analyse konkreter Dokumente und Diskurse (z.B. Rechtstexte, ggf. Interviews, Selbstdarstellungen von Behörden, NGOs etc); Inputs der Teilnehmer:innen sowie ggf. geleitete und vorbereitete Diskussionen/Interviews mit Akteur*innen aus der Praxis.

(a) Mitarbeit und regelmäßige aktive Teilnahme (Präsenz und virtuell)
(b) Lektüre und individuelle Aufarbeitung der Literatur (Literaturnotizen) sowie Erarbeitung von Arbeitsaufträgen während des Semesters
(c) Präsentation und schriftliche Reflexion zu einem festgelegten Thema bzw. schriftliche Abschlussarbeit

Wird in der ersten Einheit bekanntgegeben.