601032 Politisches Gedächtnis: Zur Konstruktion kollektiver Erinnerung

Wintersemester 2002/2003 | Stand: 24.06.2002 LV auf Merkliste setzen
601032
Politisches Gedächtnis: Zur Konstruktion kollektiver Erinnerung
SE 2
Block
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§ 10(2)b
Politische Gemeinschaften schöpfen für ihre Identitätskonstruktionen aus einem kollektiven Gedächtnis, einem imaginären Archiv, dessen Inhalte zu "sinnvollen Erzählungen" kombiniert und als "Geschichte" geordnet werden. Unter Bezugnahme auf ausgewählte Mythen und Traditionen werden politische Machtkonstellationen legitimiert und politische Ordnung bzw. Gemeinschaft gedeutet. Thema des Proseminars ist die Analyse von Erinnerungspolitik in ausgewählten west- und osteuropäischen Gesellschaften, fokussiert auf die symbolischen Jahreszahlen 1945 und 1989 als historische und politische Zäsuren. In einem aktuellen politischen Kontext stellt sich dabei auch die Frage, auf welche im kollektiven Gedächtnis einer Gesellschaft gespeicherten Kulturmuster aktuelle politische Phänomene und Erscheinungen - etwa neue Nationalismen und rechtspopulistische Bewegungen - zurückgreifen und wie sie diese für politische Mobilisierung funktionalisieren.
Das in der Eingangsphase an Basistexten orientierte PS zielt zu Beginn auf eine In dieser ausführlichen ersten Phase der Lehrveranstaltung werden ausgewählte Texte Rekonstruktion jener sozialen und politischen Prozesse, die kollektives Erinnern und Vergessen strukturieren und den Rahmen für “politisches Gedächtnis” und “Gedächtnispolitik” bilden. (Assmann, Burke, Conrad/ Kessel, Halbwachs, Hobsbawm, Lorenz, Schmid) gemeinsam gelesen und diskutiert.Fallbeispiele (u.a. Österreich, Schweiz, BRD/ DDR, Ungarn, Slowakei, Polen) soll die politische Bedeutung und Funktionalisierung von Erinnerungskulturen und Gedächtnisbildern aus einer komparativen Perspektive im Zeitverlauf analysiert werden. Fragestellungen sind u.a.: · Welche Elemente des “historischen Archivs” werden als bedeutungsvoll erinnert, welche werden vergessen, bleiben tabuisiert bzw. werden ausgeblendet? · Wie kommt diese Auswahl zustande, was sind die politischen Rahmenbedingungen? · Welche Geschichtsdeutungen werden jeweils akzeptiert und durchgesetzt und inwiefern spiegeln sich darin gesellschaftliche Machtverhältnisse? · Welche Debatten um Erinnerung und politisches Gedächtnis prägen gegenwärtig den politischen und gesellschaftlichen Diskurs in den einzelnen Staaten? Die Arbeitsergebnisse werden in Form von Impulsreferaten mit Thesenpapieren im Seminar präsentiert und diskutiert. Die schriftlichen PS-Arbeiten sollten die Ergebnisse des Diskussionsprozesses einbeziehen.
Gemeinsamen Diskussion von Basistexten in Anschließend bearbeiten die TeilnehmerInnen unter Einbeziehung weiterführender Literatur und Materialien (Presse und elektronische Medien) politisch aktuelle Fragestellungen in Einzelarbeiten oder Kleingruppen und präsentieren diese im Plenum. Anhand ausgewählter der Eingangsphase, Impulsreferate mit Thesenpapieren, schriftliche Arbeiten zu einem frei gewählten Thema des PS
Burke, Peter (1991): Geschichte als soziales Gedächtnis. In: Assmann, Aleida/Harth, Dietrich (Hg.): Mnemosyne. Formen und Funktionen der kulturellen Erinnerung. Frankfurt/M. 289-304. Halbwachs, Maurice (1985): Das kollektive Gedächtnis. Frankfurt/M. Transit. Europäische Revue. Heft 15/Herbst 1999. Vom Neuschreiben der Geschichte. Erinnerungspolitik nach 1945 und 1989. Verlag Neue Kritik
Anmeldung, max. 35 TeilnehmerInnen. Termine: 18./19. Okt. SR 5, 8. Nov. SR 15, 9. Nov. UR 1, 6./7. Dez., SR 5, Fr 11-18, Sa 10-17
Beginn: 18.10.02
Termine siehe Anmerkung