601036 Schmutzige Vermischung und kathartische Klarheit: Strategien der Ausgrenzung von Sexualität und jüdischem Wesen um 1900/1930 bei Wittgenstein, Kraus, Weininger, Bronnen u.a.

Wintersemester 2002/2003 | Stand: 01.10.2002 LV auf Merkliste setzen
601036
Schmutzige Vermischung und kathartische Klarheit: Strategien der Ausgrenzung von Sexualität und jüdischem Wesen um 1900/1930 bei Wittgenstein, Kraus, Weininger, Bronnen u.a.
SE 2
wöch.
keine Angabe
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Die Veranstaltung steht im Zusammenhang mit einer Gastprofessur, die dem transdisziplinären Fakultätsschwerpunkt "Kommunikation - Medien - Bildung - Wissen" zugeordnet ist. Es geht darum, neue Wege zu erproben, geisteswissenschaftliches Wissen im Kontext der neuen Medien-Kultur zu reformulieren und zu vermitteln. Konkretes Ziel ist die Realisierung eines Neue Medien-Projekts im WWW mit dem Arbeitstitel "Wittgenssteins Welten. Eine modulare Wissenslandschaft". Das Seminar soll ein Modul für diese Wissenslandschaft konzipieren und vorbereiten.
Im Mittelpunkt des Seminars steht die merkwürdige Beobachtung, dass nach 1900 gerade in Wien ein Bündel von Denkfiguren extrem verbreitet und wirkungsvoll ist, das in "modernistischen" wie auch in "anti-modernen" Kontexten erscheint: Die mehr oder minder gewaltsame "Reinigung", die auf eine Situation reagiert, die durch bedrohliche "Vermischung" charakterisiert ist. Angewendet werden diese Denkfiguren etwa auf die individuelle Psyche, auf die Konzeption der Geschlechter, auf Kunst und Architektur, auf soziale und "rassische" Konflikte, auf die Sprache und sogar auf die Reflexion der wissenschaftlichen Methoden. In dem Seminar soll die grundsätzliche, den Zeitgenossen nicht vollständig bewusste Denkstruktur genauer herausgearbeitet werden, die 'hinter' den einzelnen Manifestationen wirksam ist. Anschließend soll gefragt werden, wie es sich im einzelnen entscheidet, dass diese Figur in den Dienst humaner oder anti-humaner, "moderner" oder "anti-moderner" Ideologien gestellt wird.
Die Veranstaltung richtet sich an Studierende der Kulturwissenschaften, die sich dafür interessieren, wie eine fremde Kultur aus Zeichen eine komplexe "Welt" konstruiert. Voraussetzung der weiteren Diskussion ist die exakte Analyse exemplarischer Texte der genannten Autoren mit Hilfe eines 'strukturalen' Werkzeug-Inventars. Vowissen wird nicht vorausgesetzt, wohl aber die Bereitschaft zur engagierten und akribischen Arbeit mit Texten.
Voraussetzung für die Scheinvergabe ist die Anfertigung einer eigenständigen Textanalyse und die Mitarbeit an einer Arbeitsgruppe, die gemeinsam Texte für das Wissenslandschafts-Modul vorbereitet.
Fragen: martinlindner@web.de
Beginn: Donnerstag 17. 10. 2002
Do 13.00-14.30, HS 9