603054 Konstruktivistische Ansätze in den Sozial- und Kulturwissenschaften

Sommersemester 2005 | Stand: 15.03.2023 LV auf Merkliste setzen
603054
Konstruktivistische Ansätze in den Sozial- und Kulturwissenschaften
SE 2
Block
keine Angabe
keine Angabe
Das Seminar beginnt mit einer einführenden Darstellung in die Grundproblematik Wahrnehmen/Kommunizieren/Individualität/Sozialität und entwickelt daran verschiedene konstruktivistische Ansätze. Anhand von Beispielen werden einzelne soziale Wirklichkeitskonstrukte (Geschlecht, Individualität, Jugend, kulturelle Identität, etc.) und ihre verschiedenen Funktionen erklärt. Damit wird auch der soziologisch-anthropologische Kulturbegriff eingeführt und mit Blick auf Handeln verdeutlicht. In diesem Zusammenhang diskutieren wir wichtige Einflussfaktoren, die auf soziale Wirklichkeitskonstruktionen wirken.
Sozialisation, pädagogische Anstrengungen oder das in der Regel natürlich nicht weiter reflektierte Alltagsleben in einer Kultur führen zu Wirklichkeitsvorstellungen, die durch diese vielfältigen sozialen und kulturellen Einflüsse geprägt sind. Soweit Wirklichkeitsvorstellungen auf solche Ursprünge zurückgehen, kann man sie als „soziale Konstrukte“ bezeichnen. Soziologie und Kulturwissenschaften haben dies früh erkannt und die Entstehung und den individuellen oder gesellschaftlichen Gebrauch sozial konstruierter Wirklichkeiten zu einem ihrer „großen Themen“ gemacht. Die Konstruktivität von Wahrnehmung und damit des Wahrgenommenen wird überdies durch zahlreiche Befunde aus der biologischen Wahrnehmungsforschung bestätigt. Unter dem Einfluss gesellschaftlicher Veränderungen der letzten Jahrzehnte wurde die Einsicht in die grundsätzliche Konstruktivität unserer Wahrnehmung aber oft auch missverstanden. Man nahm an, „Konstruktivität“ sei praktisch als „Beliebigkeit“ zu verstehen. Obwohl man sich gern auf Ergebnisse etwa der Hirnforschung berief, übersah man, dass aus Biologie und Anthropologie auch Bedingungen abzuleiten sind, die als Einschränkungen oder Orientierungen für konstruktive Prozesse verstanden werden können. Die Frage nach der Konstruiertheit sozial erzeugter Wirklichkeiten ist demnach mit der nach den Grenzen der Freiheitsräume soziokultureller Wirklichkeitskonstruktionen zu verbinden.
Vorlesung, Vorträge und Diskussionen zu konkreten historischen und aktuellen Beispielen.
Abschlussklausur
Neuer Studienplan (24.09.02) I.2.7
Beginn: 04.03.2005