603064 Multikulturalismus im Widerstreit. Geschlechtergerechtigkeit - kulturelle Diversität und sexuelle Autonomie

Wintersemester 2007/2008 | Stand: 15.03.2023 LV auf Merkliste setzen
603064
Multikulturalismus im Widerstreit. Geschlechtergerechtigkeit - kulturelle Diversität und sexuelle Autonomie
PS 2
Block
keine Angabe
Deutsch
Besseres Verständnis des gegenwärtig häufig konstatierten Rückzugs vom MK in der EU, der Beziehungen zwischen Feminismus und MK sowie der Beziehung zwischen Mainstream (in Minderheiten und Mehrheiten) und den Personen oder Gruppen mit abweichenden Meinungen und Praktiken. Diesen Fragen wird entlang der derzeit brisanten gesellschaftlichen Debatten zu freier Partnerwahl, Eheschließung und Familiengründung nachgegangen. Verbunden sind die Auseinandersetzungen um diese umstrittenen Praktiken durch die Forderung nach „sexueller Autonomie“. Ziel ist u.a. die Diskussion folgender Fragen: Sollen Frauen und Männer selbst und frei entscheiden können, wen sie heiraten? Sind diese sogenannten „freien“ Entscheidungen selbstbestimmt, auch wenn sie nicht direkt erzwungen sind? Wie können unter Bedingungen gesellschaftlicher Vielfalt Menschenrechte und schützende Maßnahmen eingefordert werden, ohne ethnische oder religiöse Minderheiten abzuwerten oder auf bestimmte Praktiken festzuschreiben? Wie können ethnozentrische Sichtweisen vermeiden? Inwiefern stützen und begrenzen Menschenrechte Forderungen des Multikulturalismus und umgekehrt?
Multikulturelle Ansätze sind in Theorie und Politik in die Defensive geraten. Als Grund dafür wird häufig die Unvereinbarkeit von Geschlechteregalität und kultureller Vielfalt genannt. Zwangsehe, Ehrenmorde, Genitalbeschneidungen und das religiös motivierte Tragen von Kopftüchern sind immer wieder Gegenstand kontroversieller Debatten. Besonders gewarnt wird vor negativen Auswirkungen des Multikulturalismus (MK), wenn „Kultur“ zur Legitimierung von Gewalt oder Unterordnung von Frauen und Mädchen herangezogen wird. Doch das Bild von Frauen als „Opfer ihrer Kulturen“ hat noch eine andere Seite: Es wird herangezogen, um andere Kulturen als inhärent frauenfeindlich abzuwerten. Konzepte wie Kultur, Intersektionalität und Autonomie werden hinterfragt, um Alternativen zu der verengten Debatte um Multikulturalismus, Frauenrechte und Gewaltprävention zu diskutieren. Dabei wird auch das Konzept der Ehe selbst nicht unhinterfragt bleiben.
Vortrag/Präsentation, Diskussion, Gruppenarbeit, Film & Analyse
Anwesenheit, gründliche Literaturerarbeitung, Diskussion, Verfassen einer schriftlichen Arbeit
Okin, Susan Moller: Is Multiculturalism Bad for Women? 1999. In: Cohen, Joshua/Susan Moller Okin/ Martha C. Nussbaum: Is Multiculturalism Bad for Women? Princeton: Princeton University Press. Phillips, Anne/Dustin, Moira. 2004. UK Initiatives on Forced Marriage: Regulation, Dialogue and Exit. Political Studies 52:531-551. Strasser, Sabine / Holzleithner, Elisabeth / Markom, Christa / Rössl, Ines / Sticker, Maja: Erster Zwischenbericht zum NODE-Forschungsprojekt: Contesting Multiculturalism. Februar 2007  download unter https://www.univie.ac.at/NODE-CMC/pages/projectreport2007.pdf
Beginn: k.A.