603094 Kindheits- und Erziehungspolitik in heterogenen Lebensbedingungen: Familienverhältnisse im Wandel
Wintersemester 2010/2011 | Stand: 21.06.2023 | LV auf Merkliste setzen603094
Kindheits- und Erziehungspolitik in heterogenen Lebensbedingungen: Familienverhältnisse im Wandel
KU 2
5
14tg.
keine Angabe
Deutsch
Die Lehrveranstaltung will das Interesse für familiensoziologische Fragestellungen wecken: Bezug nehmend auf den sozialen Wandel wird das Spannungsverhältnis zwischen gelebter familialer Pluralität einerseits und der Konsistenz „institutionalisiert-tradierter familialer Leitbilder“ andererseits in den Mittelpunkt der Betrachtung gestellt. Vor dem Hintergrund eines feministischen Ansatzes soll ein Verständnis bzw. eine Sensibilität dafür erarbeitet werden, dass Familienpolitik immer auch die Geschlechterpolitik einer Gesellschaft öffentlich macht. Hierbei wird u.a. das Wechselverhältnis zwischen dem Staat und der Familie in den Blick genommen, um aus einer geschlechterkritischen Position heraus aufzuzeigen, dass die Institutionalisierung einer „familialen Monokultur“ soziale Normalität im patriarchalen Verständnis perpetuiert.
Von der These ausgehend, dass institutionalisierte (Familien-)Leitbilder das soziale Handeln prägen, fokussiert die Lehrveranstaltung auf zwei Themenschwerpunkte: Vorerst werden Aspekte aus der historischen Familienforschung aufgegriffen, um transparent zu machen, dass das kulturelle Selbst-/Alltagsverständnis der „Normalfamilie“ [=biosoziale Einheit von Eltern und Kind(ern)] nicht nur eine konstruierte Sozialform darstellt, sondern ferner als eine „vergessene Geschichte“ (Bourdieu 1993) ausfindig zu machen ist, die, bedingt durch deren Inkorporierung und Verankerung in den kollektiven habituellen Schemata, mental tief verinnerlicht ist und daher (unbewusst) die Denk-, Wahrnehmungs- und Handlungsweisen im „doing family“ (Lange; Alt 2009) der AkteurInnen maßgeblich lenkt. Im zweiten Abschnitt werden dann die Auswirkungen des historischen Familienerbes im Hinblick auf die vielfältigen familialen Lebensweisen der Gegenwart reflektiert. Anhand von handlungs- und gesellschaftstheoretischen Konzepten werden wir die Frage, wie gesellschaftliche Machtverhältnisse in familiären Gemeinschaften wirksam werden, zentral berücksichtigen, zumal das politische Festhalten an einer wertkonservativen Familiennorm eine gesellschaftliche Spaltung zwischen dem staatlich verordneten und entsprechend geförderten Modell und den heterogenen familiären Systemen herbeiführt, da die verweigerte legitimatorische Aufwertung – im Sinne einer rechtlichen Anerkennung – „anderer“ familialer Gemeinschaften die Festschreibung kultureller Formen eines sozialen (Geschlechter-)Differenzgrundsatzes auf Dauer stellt.
Vortrag, Filmbeiträge, Diskussion, Textlektüre, Arbeit in Kleingruppen, Referate
Präsentation von Gruppenarbeiten, Referat oder Seminararbeit, Textlektüre (Reader: 5 Aufsätze, Klausur)
z.B.: Bourdieu, Pierre (2005): Die männliche Herrschaft. Frankfurt/M: Suhrkamp
Familienbericht 1999 – 2009. Die Familie an der Wende zum 21. Jahrhundert. Wien; Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend
Hausen, Karin (1976): Die Polarisierung der „Geschlechtscharaktere“ – Eine Spiegelung der Dissoziation von Erwerbs- und Familienleben. In: Werner Conze (Hrsg.): Sozialgeschichte der Familie in der Neuzeit Europas. Stuttgart: Klett Verlag; 363 – 393;
Hartmann, Jutta (2009): Familie weiter denken – Perspektiven vielfältiger Lebensweisen für eine diversity-orientierte Theorie und Praxis Sozialer Arbeit. In: Beckmann et al: Neue Familialität als Herausforderung der Jugendhilfe. Neue Praxis (Zeitschrift für Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sozialpolitik. Sonderheft 9. 65 - 75
Lange, Andreas; Alt, Christian (2009): Die (un-)heimliche Renaissance von Familien im 21. Jahrhundert. Familienrhetorik versus »doing family« In: Neue Praxis – Sonderheft 9; 31 – 38
Ostner, Ilona (2008): Familie und Geschlechterverhältnis. In: Norbert F. Schneider (Hrsg.): Lehrbuch Moderne Familiensoziologie. Opladen & Farmington Hills: Barbara Budrich Verlag; 219 - 237
Eine vollständige Literaturliste wird zu Beginn der LV online zur Verfügung gestellt.
Beginn: Oktober
- Fakultät für Bildungswissenschaften
- Diplomstudium Pädagogik laut Studienplan 2001
Gruppe 0
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Datum | Uhrzeit | Ort | ||
Mo 11.10.2010
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09.00 - 12.00 | SR Josef-Hirn-Straße SR Josef-Hirn-Straße | Barrierefrei | |
Mo 25.10.2010
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09.00 - 12.00 | SR Josef-Hirn-Straße SR Josef-Hirn-Straße | Barrierefrei | |
Mo 08.11.2010
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09.00 - 12.00 | SR Josef-Hirn-Straße SR Josef-Hirn-Straße | Barrierefrei | |
Mo 22.11.2010
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09.00 - 12.00 | SR Josef-Hirn-Straße SR Josef-Hirn-Straße | Barrierefrei | |
Mo 06.12.2010
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09.00 - 12.00 | SR Josef-Hirn-Straße SR Josef-Hirn-Straße | Barrierefrei | |
Mo 17.01.2011
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Mo 31.01.2011
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