603112 SE Erziehungswissenschaftliche Geschlechterforschung: Umgang mit geschlechtsbasierter Gewalt in politischer Bildung

Wintersemester 2023/2024 | Stand: 30.08.2023 LV auf Merkliste setzen
603112
SE Erziehungswissenschaftliche Geschlechterforschung: Umgang mit geschlechtsbasierter Gewalt in politischer Bildung
SE 2
5
Block
jährlich
Deutsch

- Kritische Auseinandersetzung mit geschlechterreflektierten erziehungs-/bildungswissenschaftlichen und sozialwissenschaftlichen-theoretischen Texten im Allgemeinen und eine Annäherung an die Auseinandersetzung mit ,Femiziden‘ und ,Feminiziden' in der Bildungsarbeit und politischen Bildung im Besonderen

- Vertiefung des Wissens über das Verhältnis von Gewalt, Geschlecht und Sexualität und damit verbundene transnationale Debatten

- Beschäftigung mit zentralen (historischen und zeitgenössischen) bildungswissenschaftlichen und historischen Begrifflichkeiten, Erklärungsmodellen und Konzepten von geschlechtsbasierter, patriarchaler und feminizidaler Gewalt

- Analyse und Kritik pädagogisch-theoretischer sowie geschlechtersoziologischer Konzeptionen und Ansätze

- Aneignung von Kompetenzen und damit verbundenen Handlungsstrategien

- Mündliche und schriftliche Präsentations- und Interpretationsfähigkeiten von Texten

- Vertiefung des selbstständigen, wissenschaftlichen Arbeitens und Argumentierens


„Wir wollen uns lebend“ skandieren vermehrt Feminst:innen auch im deutschsprachigen Raum. Diese Forderung richtet sich gegen die brutalste Form patriarchaler Gewalt – die Ermordung von femininen, feminisierten und dissidenten Körpern. Insbesondere Ansätze aus Lateinamerika und der Karibik erfahren in diesem Kontext große Aufmerksamkeit. Ausgehend von feministischen Kämpfen theoretisieren sie das Verhältnis von Gewalt, Geschlecht und Sexualität neu und bereichern somit transnationale Debatten. Aber was bedeuten Femizide im Unterschied zu Feminiziden, Transiziden oder Lesbiziden? Lassen sich Debatten und Theorien aus Lateinamerika und der Karibik so einfach auf Europa übertragen und welche Schwierigkeiten stellen sich angesichts anglo-eurozentrischer und postkolonialer Strukturen in der Wissensproduktion? Welche gesellschaftlichen Veränderungen bräuchte es, um feminizidaler Gewalt entgegen zu wirken und welchen Beitrag kann beispielsweise politische Bildung dazu beitragen?

Mit diesen Fragen werden wir uns im Rahmen der Exkursion vor allem geschlechtersoziologisch, politik- sowie bildungsswissenschaftlich beschäftigen. Die Lehrveranstaltung ist als Exkursion bzw. Kooperationsseminar zwischen der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt und der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck angelegt. Nach einer Einführungssitzung in beiden Städten wird der erste Block in Innsbruck, der zweite Block in Frankfurt stattfinden. Neben Seminardiskussionen und Austauschräumen für die Teilnehmenden beider Universitäten untereinander, möchten wir gemeinsam die Städte feministisch kennenlernen und uns mit Organisationen austauschen, die im Themenfeld wissenschaftlich, bildnerisch, sozialarbeiterisch und politisch tätig sind. Die Dozierenden versuchen durch Drittmittel die finanzielle Selbstbeteiligung für die Studierenden so gering wie möglich zu halten. Sie bemühen sich außerdem um Strukturen, die auch und gerade für Betroffene von Gewalt eine Teilnahme an der Lehrveranstaltung ermöglichen.

Im ersten LV-Block: Überblicksvortrag seitens der Lehrveranstaltungsleiterinnen über die wichtigsten Begrifflichkeiten, theoretischen Ansätze, Theoretiker*innen und Entwicklungen der Forschung vorgesehen. Vertiefende Auseinandersetzungen mit bestimmten Aspekten soll über die Pflichtlektüre einzelner Texte sowie die zusätzlichen Aufgabestellungen (Beantworten von Fragen, Verfassen von Abstracts, Sammelrezension oder schriftlichen Reflexionen der Inhalte der LV sowie Ausarbeitung didaktischer Konzepte) ermöglicht werden. In dem über die Lernplattform zugänglichen Reader wird außerdem eine umfassende, weiterführende Textsammlung zur Verfügung stehen.

Im Rahmen der Exkursion ist zudem ein Rahmenprogramm geplant, im Zuge dessen eine Buchpräsentation und eine Filmpräsentation sowie Treffen mit unterschiedlichen feministischen Organisationen und Aktivist*innen geplant sind.

Anwesenheit (mindestens 80% = maximal 3 Mal Fehlen)

Mitarbeit (Diskussionsbeiträge, Abgabe der Aufgaben)

Bearbeitung von drei Texten entlang von Leitfragen

Verfassen einer Abschlussarbeit oder eines Methodenkonzepts (ca. 7 Seiten)

 

Lernplattform:

Die zu lesenden Texte und weitere Informationen werden im Rahmen einer Lernplattform (z.B. Moodle) zugänglich gemacht.

 

Maßstäbe der Beurteilung:

Mitarbeit (Partizipation) (25%)

Aufgaben während des Semesters (25%)

Schriftliche Abschlussarbeit (50%)

 

Ad Abschlussarbeit:

a) Review-Prozess:

Es besteht die Möglichkeit bis zu einer bestimmten Deadline einen Entwurf der Abschlussarbeit abzugeben, der dann „korrigiert“ wird und nach Feedback durch die LV-Leiterinnen noch einmal korrigiert werden kann. Der Entwurf wird selbstverständlich NICHT benotet.

 

b) Möglichkeit der Nachbesprechung mit Feedback zur Gesamtperformance in LV

 

c) Möglichkeit der Überarbeitung:

Sollte die Abschlussarbeit negativ ausfallen besteht die Möglichkeit, diese in einer Frist von vierzehn Tagen zu überarbeiten.

Anzaldúa, Gloria. 2012. Borderlands / La Frontera: The New Mestiza. San Francisco: Aunt Lute Books.

Backes, Laura, und Margherita Bettoni. 2021. Alle drei Tage: warum Männer Frauen töten und was wir dagegen tun müssen. München: Deutsche Verlags-Anstalt.

Bejarano, Cynthia, und Rosa-Linda Fregoso. 2010. Terrorizing Women: Feminicide in the Americas. Duke University Press.

Biwi Kefempom. 2023. Femi(ni)zide. Kollektiv patriarchale Gewalt bekämpfen. Berlin: Verbrecher Verlag.

Clemm, Christina. 2020. AktenEinsicht : Geschichten von Frauen und Gewalt. München: Verlag Antje Kunstmann.

Corradi, Consuelo. 2021. „Femicide, Its Causes and Recent Trends: What Do We Know?“

Cruschwitz, Julia, und Carolin Haentjes. 2021. Femizide: Frauenmorde in Deutschland. Stuttgart: S. Hirzel Verlag GmbH.

Dyroff, Merle, Marlene Pardeller, und Alex Wischnewski. 2020. #keinemehr -- Femizide in Deutschland. herausgegeben von Rosa Luxemburg Stiftung. Berlin.

Feminicidio.net. 2012. „Tipos de feminicidio o las variantes de violencia extrema patriarcal“. Feminicidio.net. Abgerufen 14. Dezember 2021 (https://feminicidio.net/tipos-de-feminicidio-o-las-variantes-de-violencia-extrema-patriarcal/).

Gago, Verónica. 2021. Für eine feministische Internationale: wie wir alles verändern. Münster: Unrast.

Guerrero, Siobhan, und Leah Muñoz. 2018. „Transfeminicidio“. S. 65–89 in Diversidades: interseccionalidad, cuerpos y territorios. Mexico City: Instituto de Investigaciones Jurídicas, Universidad Nacional Autónoma de México, CONACYT, Laboratorio Nacional de Diversidades.

Hagemann-White, Carol. 1992. Strategien gegen Gewalt im Geschlechterverhältnis: Bestandsanalyse und Perspektiven. Pfaffenweiler: Centaurus-Verl.-Ges.

Heppner, Charlotte, und Dilken Çelebi. 2020. „Wenn Männer Frauen Töten – Zum Phänomen Des Femizids in Deutschland“. DjbZ 23(1):24–26.

Otamendi, María Alejandra. 2020. „Suicidios, femicidios-suicidios y armas de fuego en Argentina. La masculinidad hegemónica en debate“. Revista de Ciencias Sociales 33(46):107–30.

Radi, Blas, und Alejandra Sardá-Chandiramani. 2016. „Travesticide / transfemicide: Coordinates to think crimes against travestis and trans women in Argentina“. Publicación en línea.

Rodríguez, Javier Juárez, Nora Elena Botero Escobar, und Natalia Grisales Ramírez. 2020. „Strategies of the mexican state to underestimate femicides“. Estudos feministas 28(1):1–12.

Segato, Rita Laura. 2007. „¿Qué es un feminicidio? Notas para un debate emergente“ herausgegeben von Belauste Guigoitia, Marisa und L. Melgar. Frontera, violencia, justicia: nuevos discursos 35–48.

Segato, Rita Laura. 2021. Wider die Grausamkeit: für einen feministischen und dekolonialen Weg. Wien Berlin: mandelbaum.

Segato, Rita Laura. 2022. Femizid. Der Frauenkörper als Territorium des Krieges. Münster: Unrast.

Walklate, Sandra, Kate Fitz Gibbon, Jude McCulloch, und JaneMaree Maher. 2020. Towards a Global Femicide Index: Counting the Costs. Milton : Routledge,.

Wischnewski, Alex. 2018. „Femi(Ni)Zide in Deutschland – Ein Perspektivwechsel“. Femina Politica 27(2–2018):126–34. do

Wischnewski, Alex. 2022. „Verschiedene Kontexte – geteilte Erfahrung. Was bedeutet es, transnational anzuknüpfen?“ S. 162–72 in Geographie der Gewalt. Macht und Gegenmacht in Lateinamerika, herausgegeben von T. Dorsch, J. Flörchinger, und B. Nehe. Wien/Berlin: mandelbaum.

Wright, Melissa. 2001. „A Manifesto Against Femicide“. S. 246–62 in Place, Space and the New Labour Internationalisms, herausgegeben von P. Waterman und J. Wills. Oxford, UK: Blackwell Publishers.

Am 17.10. zwischen 14 bis 16 Uhr findet eine verbindliche Online Sitzung beider Seminargruppen statt, bei der alle Details besprochen werden.

17.10.2023
Fr 12.01.2024 13.45-20.30 , Goethe Universität in Frankfurt am Main
Sa 13.01.2024 10.15-20.30 , Goethe Universität in Frankfurt am Main
Gruppe 0
Datum Uhrzeit Ort
Di 17.10.2023
14.00 - 16.00 online (Erziehungswissenschaft) online (Erziehungswissenschaft) Vorbesprechung Online (Verbindlich)
Fr 17.11.2023
09.45 - 20.30 Seminarraum 11 (Innrain 52a) 01D100 Seminarraum 11 (Innrain 52a) 01D100 Barrierefrei Induktionsschleifen für Gehöreingeschränkte
Sa 18.11.2023
10.15 - 20.30 Seminarraum 11 (Innrain 52a) 01D100 Seminarraum 11 (Innrain 52a) 01D100 Barrierefrei Induktionsschleifen für Gehöreingeschränkte