603120 Geschichte, Konzepte und Begriffe kritischer Geschlechterforschung:Nehmen Sie Ihr Geschlecht selbst in die Hand! Gender zwischen Selbstverantwortung und äußerer Zumutung.

Wintersemester 2009/2010 | Stand: 14.09.2023 LV auf Merkliste setzen
603120
Geschichte, Konzepte und Begriffe kritischer Geschlechterforschung:Nehmen Sie Ihr Geschlecht selbst in die Hand! Gender zwischen Selbstverantwortung und äußerer Zumutung.
KU 2
5
14tg.
keine Angabe
Deutsch
Die Studierenden entwickeln anhand ausgewählter theoretischer und empirischer Texte ein Problembewusstsein, welches sie zu einer kritischen Reflexion und Beurteilung gegenwärtiger Gleichstellungspolitiken und geschlechterpolitischer Diskurse befähigen soll. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei den Verschiebungen, die die vormals von der Frauenbewegung selbst erhobenen Forderungen durch ihre Integration in eine neoliberal eingefärbte Geschlechterpolitik erfahren. Vor dem Hintergrund von ökonomischen Veränderungen, die es notwendig machen, dass auch Frauen erwerbstätig sind, scheint die Flexibilisierung des eigenen Rollenverhaltens eher den Erfordernissen des Arbeitsmarktes zu entsprechen als dem Wunsch nach einer tatsächlichen Gleichstellung der Geschlechter. Der Kurs vermittelt deshalb auch Kenntnisse über die immer auch ökonomischen Dynamiken der Reproduktion ungleicher Geschlechterverhältnisse, wie sie heute in der Feministischen Ökonomie unter dem Stichwort ‚Care-Ökonomie’ verhandelt werden. Hierbei handelt es sich um Dynamiken, die sich der Einflussmöglichkeit der Einzelnen weitgehend entziehen.
‚Gender’ war ursprünglich ein Konzept, mit dem die ‚soziale Konstruiertheit von Geschlecht’, das heißt der Umstand bezeichnet werden sollte, dass Geschlechterverhältnisse nicht natürlich sind, sondern Effekt unserer Erziehung und der sozioökonomischen Strukturen der Gesellschaft, in der wir leben. Heute wird das Konzept im Rahmen der Gleichstellungspolitik der Europäischen Union, aber auch auf Länderebene unter dem Stichwort ‚Gender Mainstreaming’ zunehmend zu einer Anforderung an Frauen, ihre Emanzipation selber in die Hand zu nehmen. Mittels der Reflexion des eigenen Rollenverhaltens, so wird in etwa suggeriert, lasse sich geschlechtliche Ungleichheit überwinden. Jede ist für ihre Emanzipation selber zuständig – was aber auch heißt, selber schuld, wenn sie ihre Ziele nicht erreicht! Der Kurs geht den Ambivalenzen dieser Strategie nach, die aufgespannt ist zwischen einem Freiheitsversprechen und der Individualisierung gesellschaftlicher Problemlagen. Sie fragt vor diesem Hintergrund nach jenen Mechanismen, die über die Handlungsmöglichkeiten der Einzelnen hinaus für die Fortdauer geschlechtlicher Ungleichheit verantwortlich sind.
Der Kurs versteht sich in erster Linie als Lektüre-Kurs. Die Teilnehmenden erarbeiten sich in Arbeitsgruppen selbstständig Texte und stellen sie in Kurzreferaten ihren Mitstudierenden vor. Im Zentrum stehen dabei theoretische und empirische Aufsätze zu den Dynamiken, die gegenwärtig die Geschlechterverhältnisse bestimmen; wir werden uns aber auch einzelne Gleichstellungsprogramme, sei es von Universitäten, der Europäischen Union oder von Stadt- und Landesregierungen ansehen. Der gemeinsamen Diskussion soll im Kurs ebenso breiten Raum gegeben werden wie der gemeinsamen Erarbeitung des Verständnisses theoretischer Konzepte und Überlegungen.
10-seitige Seminararbeit
Winker, Gabriele, 2007: Traditionelle Geschlechterordnung unter neoliberalem Druck. Veränderte Verwertungs- und Reproduktionsbedingungen der Arbeitskraft. In: Winker, Gabriele / Groß, Melanie (Hg.): Feministische queere Kritiken neoliberaler Verhältnisse. Münster, S. 15-50 Bröckling, Ulrich, 2002: Jeder könnte, aber nicht alle können. Konturen des unternehmerischen Selbst. In: Mittelweg 36, Jg. 11, Nr. 4, S. 6-26 Brodie, Janine, 2004: Die Re-Formierung des Geschlechterverhältnisses. Neoliberalismus und die Regulierung des Sozialen. In: Widerspruch 46, Jg. 24, Nr. 1, S. 19-32 Chorus, Silke, 2007: Who Cares? Kapitalismus, Geschlechterverhältnisse und Frauenarbeit. Regulationstheoretische Sehkorrekturen. In: Feministische Studien. Jg. 25, Nr. 2, S. 202- 216 Ludwig, Gundula, 2006: Zwischen ‚Unternehmerin ihrer selbst’ und fürsorgender Weiblichkeit. Regierungstechniken und weibliche Subjektkonstruktionen im Neoliberalismus. In: Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis 68, Jg. 29, S. 49-60 Nowak, Jörg: Geschlechterpolitik und Klassenherrschaft. Eine Integration marxistischer und feministischer Staatstheorien. Münster 2009
Beginn: Oktober
Gruppe 0
Datum Uhrzeit Ort
Di 06.10.2009
13.00 - 17.00 HS Schöpfstrasse HS Schöpfstrasse Barrierefrei
Di 20.10.2009
12.00 - 16.00 SR 3 (Sowi) SR 3 (Sowi) Barrierefrei
Di 03.11.2009
12.00 - 16.00 SR 3 (Sowi) SR 3 (Sowi) Barrierefrei
Di 17.11.2009
12.00 - 16.00 SR Josef-Hirn-Straße SR Josef-Hirn-Straße Barrierefrei
Di 01.12.2009
12.00 - 16.00 SR Josef-Hirn-Straße SR Josef-Hirn-Straße Barrierefrei
Di 15.12.2009
12.00 - 16.00 SR Josef-Hirn-Straße SR Josef-Hirn-Straße Barrierefrei
Di 12.01.2010
12.00 - 16.00 SR Josef-Hirn-Straße SR Josef-Hirn-Straße Barrierefrei
Di 26.01.2010
12.00 - 16.00 SR Josef-Hirn-Straße SR Josef-Hirn-Straße Barrierefrei