603372 Fallgeschichten: Geschlechternarrationen in der Zeit.

Sommersemester 2007 | Stand: 14.09.2023 LV auf Merkliste setzen
603372
Fallgeschichten: Geschlechternarrationen in der Zeit.
PS 2
Block
keine Angabe
Deutsch
Erarbeitung einer fundierten Kenntnis der wissenschaftsgeschichtlichen, erkenntnistheoretischen und methodologisch/methodischen Bedeutung der Fallgeschichte/-studie, hier insbesondere als Medium, welches die Kon¬struktionen der Geschlechterdifferenz und die Konstellationen des Geschlechterverhältnisses wechselseitig am (Einzel)Fall zu erschließen ermöglicht.
Fallgeschichten sind als Narrative (Stichwort: Poetologien des Wissens) unterschiedlichster Form und Gestalt (Fallberichte, Falldarstellungen, Fallvignetten und Fallbeispiele) schon lange Bestandteil der Humanwissen¬schaften (Stichwort: narrative Empirie), ins¬besondere im Kontext der Psychopathologie, der Medizin und Justiz, der pädagogischen Kasuistik und psycho¬analytischen (psychotherapeutischen) Fallarbeit. Als Fallanalysen und Fallrekonstruktionen sind sie aber auch Erhebungs-, Analyse und Darstellungsmittel moderner Sozial¬wissenschaften (Stichwort: soziologische und biografische Fallstudie) und häufig gewählter Zugang im Rahmen akademischer Abschlussarbeiten. Was aber ist ein Fall? In welchem Rahmen ist er wissenschaftsgeschichtlich zu verorten? Welche Bedeutung kommt der Falldarstellung erkenntnistheoretisch zu? Welches Verhältnis von Allgemeinem und Besonderen ist ihm innewohnend? Wie verhält sich darstellungsseitig Geschichte und theoretische Kommentierung, Erzähl- und Begriffsprache? Wie lernen wir „Fälle“ lesen und interpretieren, wie sie rekonstruieren und darstellen? Und schließlich welche Rolle spielt dabei eine kritische Geschlechterperspektive?
Die Lehrveranstaltung gliedert sich in drei Teile. Im ersten Teil (3 Einheiten) wird die Lehrveranstaltungsleiterin die methodolo¬gischen und methodischen Implikationen von Fallgeschichten und Fallstudien erläutern (dazu gehört auch die Begriffsbestimmung von Fallgeschichte versus Fallstudie), einige Untersuchungen beispielhaft vorstellen, ihre implizite Geschlechternarration diskutieren und schließlich in einem gemeinsamen Laboratorium an Fallmaterialien arbeiten. In einem zweiten Teil (2 Einheiten) werden die Studierenden entweder eine erzähltheoretische Bearbeitung eines bereits bestehenden Falltextes, eine diskursanalytische Bearbeitung einer Fallgeschichte oder eine fallrekonstruktive Erstellung einer (kleinen) Fallstudie unternehmen. Im dritten und letzten Teil (ein ganzer Tag) findet eine Forschungskonferenz unter den Beteiligten und geladenen GästInnen statt, an der die erstellten Bearbeitungen und Studien präsentiert und diskutiert werden.
Durchgängige Teilnahme am Seminar, eigene Fallarbeit (text-, narrations-, diskursanalytisch an bestehendem Fallmaterial oder fallrekonstruktiv an selbsterhobenen Daten im Sinne einer kleinen Fallstudie), Präsentation der selben bei der Forschungskonferenz und Abgabe der verschriftlichten Analyse im Anschluss an das Seminar (Zeit bis über den Sommer/Abgabe September 2007).
Dietmar Larcher: Sheherezade als Sozialforscherin. Ein Essay über Fallgeschichten in: Michael Schartz (Hg.): Arbeiten mit pädagogischen Fallgeschichten, Innsbruck-Wien, 1996, 13-61. Heinz Bude: Freud als Novellist & Gerd Rudolf: Aufbau und Funktion von Fallgeschichten im Wandel der Zeit, beide in: Ulrich Stuhr und Friedrich-W. Deneke (Hg.): Die Fallgeschichte. Beiträge zu ihrer Bedeutung als Forschungsinstrument, Heidelberg, 1993, 3-17 und 17-32. Michaela Ralser: Der Fall und seine Geschichte. Die klinisch-psychiatrische Fallgeschichte als Narration an der Schwelle, in Arne Höcker u.a. (Hg.): Wissen  Erzählen. Narrative der Humanwissenschaften, Bielefeld, 2006,115-127. Waltraud Kannonier-Finster und Meinrad Ziegler: Methodische Überlegungen, in: dieselben: Frauen-Leben im Exil. Biografische Fallgeschichten, Wien, 1996, 31-55. Meinrad Ziegler: Erzählungen und szenisches Verstehen, in: Ders: Das soziale Erbe. eine soziologische Fallstudie über drei Generationen einer Familie, Wien, 2000, 251-262 Ausgewählte Kapitel aus: Friebertshäuser Barbara und Annedore Prengel (Hg.): Handbuch qualitativer Forschungsmethoden in den Erziehungswissenschaften, Weinheim, 2003 [Neuauflage 2007] Kraimer Klaus (Hg.): Die Fallrekonstruktion. Sinnverstehen in der sozialwissenschaftlichen Forschung, Frankfurt am Main, 2003. Hildenbrand Bruno: Fallrekonstruktive Familienforschung: Anleitungen für die Praxis, Opladen, 1999. Ausgewählte (historische) Fallmaterialien, z. B. Klinisch-psychiatrische Fallgeschichten, psychoanalytische Falldarstellungen, pädagogische Kasuistiken werden in der Lehrveranstaltung bereitgestellt
max. 30 TN. online - Anmeldung.
Beginn: 27.03.2007
Gruppe 0
Datum Uhrzeit Ort
Di 27.03.2007
16.00 - 20.00 SR Maximilianstraße SR Maximilianstraße
Di 17.04.2007
16.00 - 20.00 SR Liebeneggstraße SR Liebeneggstraße Barrierefrei
Di 15.05.2007
16.00 - 20.00 SR Liebeneggstraße SR Liebeneggstraße Barrierefrei
Di 29.05.2007
16.00 - 20.00 SR Maximilianstraße SR Maximilianstraße
Di 05.06.2007
16.00 - 20.00 SR Maximilianstraße SR Maximilianstraße
Fr 22.06.2007
09.30 - 17.00 KR Liebeneggstraße KR Liebeneggstraße Barrierefrei