603666 SE Grundlagen der Erziehungswissenschaft: Vertiefung I
Wintersemester 2023/2024 | Stand: 11.05.2023 | LV auf Merkliste setzenDie Studierenden lernen die technischen und symbolischen Voraussetzungen kennen, um die politischen und sozialen Strukturen der visuellen Kommunikation zu verstehen, einerseits um ihre Urteilskraft und andererseits ihre Handlungskompetenz zu fördern.
Seit Galilei das Fernrohr auf die Sterne richtete, lebt man in der Moderne in der Welt der Bilder. Aber auch schon für Platon hatte das Sehen die höchste Qualität innerhalb der Wahrnehmung. Die Malerei hatte vor allem eine religiöse und politische Dimension, die sich bei Leonardo präsentiert. Aber seit der ‚technischen Reproduzierbarkeit‘ (Walter Benjamin), seit Fotographie, Film und Fernsehen beginnt das Bild die Schrift beinahe schon in den Hintergrund zu drängen – und umso mehr im Zeitalter von Facebook. Immer schon wurden Bilder zur politischen Kommunikation benutzt, heute immer häufiger auch zur privaten. Aber seit Hitchcock 1949 die Kamera filmhistorisch zum ersten Mal lügen ließ, sollte klar sein, was längst nicht klar ist: Bilder sagen nicht die Wahrheit. Bilder verdanken sich Perspektiven und Linsen, sind der Manipulation ausgesetzt. Weltbilder behaupten das richtige Bild von der Welt zu haben, das es doch nicht gibt. Der Kurs führt schwerpunktmäßig anhand von Beispielen vor, wie man Bilder in der politischen und sozialen visuellen Kommunikation verstehen kann, um dadurch politische und soziale Interaktion zu begreifen und zugleich auch die Beteiligung daran zu erleichtern.
Referate, Diskussion, Textanalyse, Bildanalyse,
Mündliches Referat und schriftliche Arbeit
Henri Bergson, Materie und Gedächtnis (1896) und andere Schriften, Frankfurt/M. 1964
Kerstin Alexander, Kompendium der visuellen Information und Kommunkation, Wiesbaden 2007
Günther Anders, Die Antiquiertheit des Menschen 1 – Über die Seele im Zeitalter der zweiten indurstriellen Revolution (1956), 3. Aufl. München 2010
Jonathan Baldwin, Lucienne Roberts, Visuelle Kommunikation: Theorie und Praxis, München 2007
Walter Benjamin, Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, Frankfurt 1975
Hans Blumenberg, Beschreibung des Menschen – Aus dem Nachlass (ca. 1976-1981), Frankfurt/M. 2006
Gottfried Böhm, Das Zeigen der Bilder; in: ders., Sebastian Egenhofer, Christian Spies (Hg.), Zeigen. Die Rhetorik des Sichtbaren, München 2010
Josef Früchtl, Politik, Ästhetik oder Mystik des Zeigens; in: Karen van den Berg, Hans Ulrich Gumbrecht (Hrsg.), Politik des Zeigens, München 2010
Gilles Deleuze, Kino 1 + 2 (1983-85), Frankfurt/M. 1997
Günter Figal, Bildpräsenz; in: Gottfried Böhm, Sebastian Egenhofer, Christian Spies (Hg.), Zeigen. Die Rhetorik des Sichtbaren, München 2010
Vilém Flusser, Medienkultur, Frankfurt/M. 1997
Ders., Digitaler Schein; in: Florian Rötzer (Hrsg.), Digitaler Schein, Frankfurt/M. 1991
Kornelia Hauser, Der Wert des Wissens – Instrumentelle Vernunft und kritische Bildungswissenschaft; in: Roland Benedikter (Hrsg.), Kultur, Bildung oder Geist? Skizzen zur künftigen Gestalt der europäischen Humanwissenschaften im 21. Jahrhundert, Innsbruck, Wien, München 2004
Martin Heidegger, Zeit des Weltbildes (1938), Holzwege, 4. Aufl. Frankfurt/M. 1963
Helmwart Hierdeis, Bildung und die Universität der Zukunft – in einer sich wandelnden Gesellschaft; in: Roland Benedikter (Hrsg.), Kultur, Bildung oder Geist? Skizzen zur künftigen Gestalt der europäischen Humanwissenschaften im 21. Jahrhundert, Innsbruck, Wien, München 2004
Berward Hoffmann, Medienpädagogik, Paderborn 2003
Wolfgang Klafki, Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik – Zeitgemäße Allgemeinbildung und kritisch-konstruktive Didaktik (1985), 2. Aufl. Weinheim/Basel 1991
Rainer Leschke, Einführung in die Medientheorie, München 2003
Konrad Paul Liessmann, Theorie der Unbildung , Wien 2006
Marshall McLuhan, Das Medium ist die Botschaft, Dresden 2001
Maurice Merleau-Ponty, Das Auge und der Geist (1961?), Hamburg 1984
Dieter Mersch, Politik des Erinnerns und die Geste des Zeigens; in: Karen van den Berg, Hans Ulrich Gumbrecht (Hrsg.), Politik des Zeigens, München 2010
Wolfram Pichler, Ralph Ubl, Bildtheorie – Zur Einführung, 2. Aufl. Hamburg 2018
Platon, Politeia
Klaus Prange, Machtverhältnisse in pädagogischen Inszenierungen; in: Karen van den Berg, Hans Ulrich Gumbrecht (Hrsg.), Politik des Zeigens, München 2010
Volker Reinhardt, Leonardo da Vinci, München 2018
Hans-Martin Schönherr-Mann, Involution und Revolution – Vorlesungen über Medien „Bildung und Politik“ an der Uni Innsbruck, Norderstedt 2015
mailto: M.Mann@lmu.de
Seminare in Präsenz können in einem Gruppenmodus abgehalten werden. Informationen folgen von Lehrenden
- SDG 4 - Hochwertige Bildung: Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern
- SDG 5 - Geschlechtergleichstellung: Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen
- SDG 10 - Weniger Ungleichheiten: Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern