LFU:online

Im Seminar untersuchen wir an exemplarischen Roman(ausschnitt)en die literarische Wissensgeschichte des Reisens im 18. Jahrhundert: Wir starten von Schnabels Insel Felsenburg (1731-43) aus, einer fingierten Reisebeschreibung zu einer unbekannten Insel mit einer besseren Gesellschaftsform als der eigenen. Diese einflussreichste deutschsprachige Utopie des 18. Jahrhunderts kartographieren wir im Archipel der zeitgenössischen Romanen-„Flut“ genauer. Die tatsächliche zeitgenössische Kolonialisierung der sog. Neuen Welt reflektieren die literarischen Inkle und Yariko-Bearbeitungen von Gellert, Bodmer und Gessner aus den 1740er und 1750er Jahren. Auf die Spuren naturwissenschaftlicher Expeditionen der Aufklärung begeben wir uns mit James Cooks zweiter Weltumseglung, die Georg Forster in seiner Reise um die Welt (1778-80) in zum Teil poetischer Sprache protokollierte.  Diese reale Entdeckungsreise über die Ozeane vergleichen wir mit Friedrich Nicolais statistischer Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz (1783-96), die den Aufklärer von Berlin bis nach Wien führte. Das wachsende wissenschaftliche Interesse an lokalen Reisen, der Entdeckung des Naheliegenden und nur vermeintlich Wohlbekannten führt die Literaten in die ‚Niederungen‘ der Gesellschaft: Salzmanns Carl von Carlsberg oder über das menschliche Elend (1783-87) ist der erste deutsche soziale Roman.

Diskussion nach Impulsreferaten und vorbereiteten Lektüren, Teamarbeit

Mitarbeit (Textkenntnis, Arbeitsaufträge, Diskussionsbeiträge), Referat, wissenschaftliche Hausarbeit (10-12 Seiten)

Wird zu Beginn bekannt gegeben.

Anmeldungsvoraussetzung/en für das Bachelorstudium Germanistik: positive Beurteilung des Pflichtmoduls 17 - Anmeldungsvoraussetzung/en für das Unterrichtsfach Deutsch (Lehramt): PS/VU "Einführung in die Literaturwissenschaft", VU "Orientierung Literaturwissenschaft", PS "Textanalyse und Interpretation"

- Empfohlen für das 3. Semester BA Germanistik, das 3. Semester Unterrichtsfach Deutsch (Lehramt)