LFU:online

Fertigkeit, literatur- und kulturgeschichtliche Zusammenhänge am Beispiel repräsentativer Autorinnen und Autoren, Werke und Gattungen zu benennen, Kanonisierungsprozesse zu beschreiben; sie können das Zusammenwirken von gesellschaftlichen, literatur- und kulturgeschichtlichen (u.a. genderspezifischen) Entwicklungen beschreiben; sie haben die Fertigkeit, literarische Texte selbstständig nach wissenschaftlichen Normen zu interpretieren.

Im Fokus des Proseminars steht die Literatur der Moderne von 1885 bis 1920. Um 1900 herrschte nicht nur in gesellschaftlichen Fragen ein Meinungspluralismus, der in dieser Form neu war. Auch was die Rolle der Dichtung betraf, gingen die Ansichten weit auseinander. Soll sich Literatur zum Ziel setzen, die Gesellschaft zu verändern? Sollte sie sich auf ihrer Suche nach ‚Wahrheit‘ den Naturwissenschaften anschließen? Oder besteht das ‚Wesen‘ von Dichtung gerade darin, zweckentbunden zu sein? Ist Kunst etwas Elitäres und daher nur für einen kleinen Kreis Auserwählter bestimmt oder sollte sie die Massen erreichen? Für jede dieser Positionen lassen sich in den Jahren zwischen 1885 und 1920 wichtige Autoren und Autorinnen ausmachen. Anhand repräsentativer Texte reflektieren wir die außerordentliche literarische Vielfalt der Epoche. Wir analysieren den Wandel der Literatur im Kontext von Gesellschaft, neuen Medien, Naturwissenschaften, Philosophie, Psychologie und Psychoanalyse. Gemeinsam erarbeiten wir uns die zentralen Themenfelder der Literatur um 1900: Autorschaft, Erkenntnisoptimismus, Ich- und Sprachkrise, Neue Religiosität, völkische Ideologie.

Genaue Textlektüre und Formanalyse; literaturhistorische Einordnung und kritische Reflexion zentraler thematischer Aspekte.

Textkenntnis, Impulsreferate und Teilnahme an der Diskussion, schriftliche PS-Arbeit (ca. 12 Seiten)

Arno Holz / Johannes Schlaf: Papa Hamlet (1889)

Gerhart Hauptmann: Die Weber (1892)

Arthur Schnitzler: Leutnant Gustl (1900)

Hugo von Hofmannsthal: Ein Brief (1902)

Robert Musil: Die Verwirrungen des Zöglings Törleß (1906)

Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (1910)

Alfred Döblin: Die Ermordung einer Butterblume (1910)

Thomas Mann: Der Tod in Venedig (1912)

Franz Kafka: Das Urteil (1912)

Karl Schönherr: Der Weibsteufel (1914)

Lyrik von Georg Trakl, Else Lasker-Schüler, Rainer Maria Rilke, Hugo von Hofmannsthal, Stefan George, Christian Morgenstern, Hugo Ball

Positiv absolviertes Pflichtmodul 2