LFU:online

Fertigkeit, literatur- und kulturgeschichtliche Zusammenhänge am Beispiel repräsentativer Autorinnen und Autoren, Werke und Gattungen zu benennen und Kanonisierungsprozesse zu beschreiben. Die Studierenden können das Zusammenwirken von gesellschaftlichen, literatur- und kulturgeschichtlichen Entwicklungen beschreiben; sie haben die Fertigkeit, literarische Texte selbstständig nach wissenschaftlichen Normen zu interpretieren.

Utopische Vorstellungen idealer Gesellschaften gibt es schon seit der Antike; Thomas Morus hat mit seiner Utopia (1516) diese Konzepte zu einem formalen wie inhaltlichen Modell geformt, das einer Gattung seinen Namen gegeben hat und den Archetypus politischer Fiktionen darstellt.
Ist Utopia zunächst (in unterschiedlichen Ausprägungen) als Glücksort gezeichnet, markiert die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert auch eine Schwelle, die utopische Ideen zunehmend verblassen und den Nicht-Ort Utopia zu einem Unglücksort werden lässt. Schon um die Jahrhundertwende, doch spätestens nach dem Ersten Weltkrieg, der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“, finden vermehrt apokalyptische Szenarien und Dystopien Eingang in die Literatur.
Im Proseminar werden wir uns neben den „klassischen“ utopischen Texten, die in Auszügen analysiert werden, vor allem den Werken jener deutschsprachiger Autor:innen vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart widmen, die utopische und/oder apokalyptische Stoffe und Themen zum Gegenstand ihrer Literatur gemacht haben, und damit der Transformation gesellschaftlicher Vorstellungen und Zukunftskonzepten auf den Grund gehen.

Vortrag, Diskussion im Plenum, Arbeiten mit alternativen Zugängen zu den Texten (Film, Bild, Ton)

Mitarbeit (Bereitschaft zur vorbereitenden Lektüre und Diskussion)
Impulsreferat zu einem Text + Thesenpapier
Schriftliche PS-Arbeit

Primärliteratur:

Thomas Morus: Auszüge aus Utopia (1516)
Aldous Huxley: Auszüge aus Schöne neue Welt (1932)
George Orwell: Auszüge aus 1984 (1948)
Theodor Herzl: Altneuland (1902).
Alfred Kubin: Die andere Seite (1909)
Gerhart Hauptmann: Die Insel der großen Mutter (1924)
Franz Werfel: Stern der Ungeborenen (1946)
Arno Schmidt: Die Gelehrtenrepublik (1957)
Marlen Haushofer: Die Wand (1963)
Peter Henisch: Kommt eh der Komet (1995)
Christoph Ransmayr: Morbus Kitahara (1995)
Juli Zeh: Corpus Delicti (2009)
Cordula Simon: Mondkälber (2024)

Forschungsliteratur:

Wolfgang Biesterfeld: Die literarische Utopie. 2. Aufl. Stuttgart: Metzler 1982
Katharina Manojlovic, Kerstin Putz (Hg.): Utopien und Apokalypsen. Die Erfindung der Zukunft in der Literatur. Wien: Zsolnay 2020

Die Liste versteht sich als Vorschlag; die für das PS relevante Primär- und Forschungsliteratur wird in der ersten Sitzung bekanntgegeben.

siehe Curriculum