LFU:online

Kompetenz, Texte der deutschsprachigen Literatur unter Berücksichtigung (inter)kultureller, theoretischer, gesellschaftlicher und historischer Zusammenhänge selbstständig und nach wissenschaftlichen Grundsätzen zu interpretieren.

Zum ‚fahrenden Volk‘ zählen im 18. und frühen 19. Jahrhundert wandernde Gaukler, Artisten und Zauberer, Bänkelsänger, Bärentreiber, Wachsfiguren- und Automatenaussteller, die auf Europas Straßen unterwegs waren. Unter ihnen sind es insbesondere wandernde Theatertruppen,  Moritatensänger, Puppenspieler und Händler, die vor der Alphabetisierungswelle des späten 18. Jahrhunderts literarische Stoffe unter die überwiegend leseunkundige Bevölkerung brachten.

Im Seminar betrachten wir zuerst die literatursoziologischen Kontexte, Voraussetzungen (Alphabetisierung, Buchmarktentwicklung vom Einblattdruck zum Roman) und beliebte literarische Stoffe wie den „Faust“-Stoff. Dann erarbeiten wir uns sowohl die motivische Verarbeitung umherziehender Schauspieler und Schausteller in literarischen Texten dieser Zeit (Goethe: „Das Jahrmarkts-Fest zu Plundersweilern“) als auch die sozialhistorischen Bedingungen, unter denen sie von Ort zu Ort zogen, um ihre Leistungen darzubieten.

So behandeln wir u.a. die Bemühungen der Neuberin, in Leipzig eine „stehende Schaubühne“ zu gründen, Gottscheds Theaterreform und Lessings Anstrengungen um ein Nationaltheater. Goethes Roman „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ zeigt Marionetten-, Wander- und stehende Bühne nebeneinander. Auch Kleists „Über das Marionettentheater“ lesen wir auf den Konflikt zwischen fester (National-)Bühne und fahrenden Puppenspielern hin. Letztere, wandernde Theaterleute und Marionettenspieler unterlagen strikten gesetzlichen Auflagen, wurden oft vertrieben (A. Klingemann: „Die Nachtwachen von Bonaventura“), später institutionalisiert und erst rückblickend romantisiert (Th. Storm: „Pole Poppenspäler“).

Diskussionen nach vorbereiteten Lektüren und Referaten, Kleingruppenarbeit

wird zu Beginn bekannt gegeben

Empfohlen für das 2. Semester Masterstudium Germanistik, für das Unterrichtsfach Deutsch (Lehramt), 2. Studienabschnitt.

Anmeldungsvoraussetzung/en:

Masterstudium Germanistik: positive Beurteilung der Pflichtmodule 1 und 3.

Unterrichtsfach Deutsch (Lehramt) : 1. Studienabschnitt im Fach "Neuere deutsche Literaturwissenschaft" Wiederholungsturnus: Das Modul wird für das Masterstudium Germanistik regulär nur im Sommersemester angeboten. 

Aufgrund der substanziell unterschiedlichen Zuteilung von ECTS-AP im Curriculum/Studienplan (Lehramtsstudium/Fachstudium) ergeben sich für diese Lehrveranstaltung unterschiedliche Anforderungen. Informationen hierzu erhalten Sie bei Beginn der Lehrveranstaltung durch die Lehrveranstaltungsleiterin/den Lehrveranstaltungsleiter.
Due to substantial differences in the allocation of ECTS-Credits in various curricula (teacher training programs/specialized degree programs), the requirements for this course vary. Information will be provided by the instructor at the beginning of the course.