LFU:online

Ziel dieser Lehrveranstaltung ist es komplexe Texte und Motive der germanistischen Mediävistik selbstständig erfassen, verstehen und analysieren zu können. Methodische und theoretische Zugänge sollen an ausgewählten Texten besprochen werden und zur Entwicklung neuer Thesen sowie zur Weiterentwicklung bestehender Fragen und Beobachtungen führen. 

In diesem Kurs widmen wir uns dem Motiv "Blut" in Texten des Mittelalters und der Frühen Neuzeit aus literarischer, kulturhistorischer und politischer Perspektive. Blut als einer der vier kardinalen Körpersäfte spielt nicht nur in der Frauenheilkunde und ganz allgemein in der Medizin eine wesentliche Rolle, sondern durchdringt in verschiedensten Ausprägungen die Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit: Blut spritzt am Schlachtfeld, Blut wird getrunken, es wird darin gebadet, mit Blut wird geschrieben und man kann durch Blut waten. Blut stiftet herrschaftliche Genealogien, ist Inklusions- und damit auch Ausschlusskriterium und auch ein wesentliches Merkmal der liturgischen Praxis. 

Im Zuge des Seminars untersuchen wir nicht nur klassische mediävistische Texte wie das "Nibelungenlied", den "Daniel von dem blühenden Tal" (Stricker) oder den "Armen Heinrich" (Hartmann von Aue), sondern blicken auch in das Arzneibuch des Ortolf von Baierland, studieren die Lehre der Humoralpathologie ganz allgemein und beschäftigen uns mit dem Aderlass. Auch Blut als genealogisches und einheitsstiftendes Motiv wird Teil der Auseinandersetzung sein. Dabei werden die Primärtexte in Auszügen über OLAT zur Verfügung gestellt. 

Eine aktive Mitarbeit in den einzelnen Einheiten mit reger Diskussionsbeteiligung wird vorausgesetzt. Hinzu kommen kleinere Kurzreferate und die Abfassung einer Seminararbeit (15 Seiten Haupttext) am Ende des Semesters.

Eine kleine mündliche Prüfung zum Inhalt der selbst verfassten Seminararbeit steht am Ende des Kurses. 

Die Lektüre wird zu Beginn des Semesters via OLAT bekanntgeben.