LFU:online

Studierende werden in das  neue Gebiet der „Life Writing“-Forschung eingeführt, lernen repräsentative Flüchtlingsnarrative kennen und üben sich selbst in Kooperation mit Flüchtlingen in der Produktion von „Life Writing“.

Der Gattung “life writing” wird in der anglophonen Literaturwissenschaft zunehmend Aufmerksamkeit geschenkt. Sie umfasst Texte (insbes. Briefe, Tagebücher, Memoiren und Biographien), die tatsächliche Lebenserfahrungen festhalten. Diese werden mit dem Ziel analysiert, ein besseres Verständnis von unterschiedlichen “Lebensvorstellungen” zu entwickeln und Einblick in die Unsicherheiten und Ambiguitäten, Ängste und Erwartungen zu gewinnen, die diesen Vorstellungen zugrunde liegen. Darüber hinaus interessiert man sich in der „Life Writing“-Forschung für die Umstände, die Erzählungen von Lebensgeschichten auslösen, und die kulturell bedingten Unterschiede, die sich in der Erfahrung, Erinnerung und Konstruktion lebensprägender und -verändernder Ereignisse abzeichnen. 

Ein solches Ereignis ist das der Flucht vor politischer Verfolgung. Anstatt Fokus auf fiktionale Flüchtlingsnarrative zu legen, werden wir in uns mit Aufzeichnungen tatsächlicher Flucht- und Asylerfahrungen vor allem in Hinblick auf wiederkehrende Themen und Strukturen befassen. Danach wird das Seminar als ein “hands-on” Projekt weitergeführt, in dessen Rahmen TeilnehmerInnen in einen dialogischen Schreibprozess mit AsylwerberInnen treten sollen. In diesem Prozess entstehende Texte werden im Unterricht laufend aus literaturwissenschaftlicher und ethnologischer Perspektive besprochen. Zu diesem Zweck ist das Seminar an eine von Prof. Gilles Reckinger (Institut für Ethnologie) gehaltene Lehrveranstaltung gekoppelt. Eine spezielle praktische Einführung in die Befragung von Flüchtlingen wird von Traumaexpertin Prof. Barbara Juen (Institut für Psychologie) angeboten.

abgeschlossener 1. Studienabschnitt