612021 SE Literaturwissenschaftliches Seminar: Literatur und Politik in Osteuropa
Wintersemester 2025/2026 | Stand: 01.09.2025 | LV auf Merkliste setzenSie haben sich mit dem Verhältnis zwischen Literatur und Politik intensiv auseinandergesetzt, zentrale literaturtheoretische Texte zu dieser Frage kennengelernt und wichtige politische Texte der slawischen Literaturen aus drei Jahrhunderten gelesen, von den großen Romanen des 19. Jahrhunderts über sozrealistische Texte bis hin zur aktuellen Protestliteratur.
Literatur ist selten unpolitisch, auch nicht in Osteuropa: Die russische Literatur entsteht im 18. Jahrhundert quasi auf Geheiß des Zaren Petr I, die tschechische, polnische oder ukrainische Literatur versuchen in der Romantik umgekehrt, ihre Nation ›herbeizuschreiben‹ (Nemcová, Mickiewicz, Ševčenko, Ukrajinka) – auch gegen die jeweils herrschenden politischen Machtverhältnisse. Die Realist:innen sehen sich in der Pflicht, soziale Missstände aufzudecken. Im 20. Jahrhundert wird der politische Einfluss auf die Literatur zum Teil unerträglich groß: Spätestens ab den 1930er Jahren wird das literarische Leben der Sowjetunion durch das Gegenüber der offiziellen, durch und durch politischen Literatur des Sozrealismus (Gor’kij, Polevoj, Šolochov) und der systemkritischen Underground-Literatur (Solženicyn, Sinjavskij, Platonov) bestimmt. Ähnliche Tendenzen gibt es nach 1945 in den Ländern Ostmittel- und Südosteuropas (Kundera, Miłosz, Kiš).
Nach dem Mauerfall und der Samtenen Revolution 1989 bzw. dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 kann auch in Osteuropa plötzlich alles gedruckt werden, doch Systemkritik mündet unter Umständen nach wie vor in (juristischer) Verfolgung, wie das Beispiel der belarusischen Literaturnobelpreisträgerin Svjatlana Aleksievič mit ihren Reportageromanen zum sowjetischen Afghanistankrieg oder zu Čornobyl’ beweist. Die großen Protestbewegungen des 21. Jahrhunderts werden literarisch begleitet, in der Ukraine etwa von Andrej Kurkov, in Belarus’ von Julija Cimafeeva und Alhierd Bacharevič. Schließlich wirft der völkerrechtswidrige Krieg Russlands gegen die Ukraine erneut die Frage auf, ob und wie die Literatur auf solche politische Katastrophen reagieren kann.
Die Lektüre ausgewählter politischer Texte aus den slawischen Literaturen soll nicht nur das Verhältnis zwischen Literatur und Politik in Osteuropa nachzeichnen, sondern auch in den Blick nehmen, was in und mit literarischen Texten passiert, die ›politisch‹ gelesen werden und nicht zuletzt die Frage klären, ob unpolitische Literatur überhaupt möglich ist. Sämtliche Texte liegen sowohl im Original als auch in Übersetzung vor.
Flipped classroom - Sie bereiten Texte im Selbststudium vor und bearbeiten Arbeitsaufgaben; die Präsenzzeiten können für Diskussionen im Plenum und die Klärung offener Fragen genutzt werden. Als Vorbereitungsmaterialen werden Primär- und Sekundärtexte sowie bei Bedarf kurze Videovorträge eingesetzt.
Wöchentliche Kurztexte, Referate und schriftliche Hausarbeit (kann zu einer Bachelorarbeit ausgebaut werden)
1. BA-Studierende: Positiv absolviertes Pflichtmodul 11 a
2. LA-Studierende (Studienplan 2015): Positiv absolviertes Pflichtmodul 10 b
- Fakultät für LehrerInnenbildung
- Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
- SDG 4 - Hochwertige Bildung: Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern
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Datum | Uhrzeit | Ort | ||
Mo 06.10.2025
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12.00 - 13.30 | 40506 SR 40506 SR | Barrierefrei | |
Mo 13.10.2025
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Mo 20.10.2025
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Mo 27.10.2025
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Mo 03.11.2025
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Mo 10.11.2025
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Mo 17.11.2025
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Mo 24.11.2025
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Mo 01.12.2025
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Mo 15.12.2025
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Mo 12.01.2026
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12.00 - 13.30 | 40506 SR 40506 SR | Barrierefrei | |
Mo 19.01.2026
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Mo 26.01.2026
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Mo 02.02.2026
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