619021 VO Intermedialität: Filmmusik
Sommersemester 2025 | Stand: 15.01.2025 | LV auf Merkliste setzenDie Filmmusik der Stummfilm-Zeit
Der Kurs bietet eine Einführung in die aktuellen Tendenzen der Filmmusikforschung. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung der musikalischen Praxis in der Stummfilmzeit. Gegenstand des Kurses ist ein Korpus von Werken, die aus der Zusammenarbeit von Filmmusikspezialisten wie Hans Erdmann, Gottfried Huppertz, Edmund Meisel, Giuseppe Becce mit Regisseuren wie Friedrich Wilhelm Murnau, Fritz Lang, Arnold Fanck, Robert Wiene entstanden sind; die Analyse von Katalogen, Sammlungen und Handbüchern zur „musikalischen Filmillustration“ wird ebenfalls im Mittelpunkt stehen. Die theoretischen Schriften sowie die wichtigsten ästhetischen Fragen zur Begegnung von Musik und Film im Kontext der Medienkonkurrenz zwischen alten und neuen Künsten bilden den Hintergrund des Kurses.
Die Filmmusik der Stummfilmzeit steht im Zentrum eines wachsenden Interesses, das seine Voraussetzungen in einem historiographischen Paradigmenwechsel hat: einer regelrechten Neudefinition der Geschichte des Kinos und der Filmmusik, ausgehend von neuen Gegenständen und neuen Programmen.
Während sich die Filmmusikforschung in einer ersten Phase vor allem mit den Originalpartituren und den herausragenden Beiträgen der „großen“ Komponisten beschäftigte, interessiert sich die heutige Perspektive weitgehend für die historische Rekonstruktion der Aufführungspraxis der musikalischen Begleitung von Filmvorführungen. Man spürt die Notwendigkeit eines kontextuellen Zugangs zur Filmmusik, der die philologische Forschung und die Untersuchung der Aufführungspraxis gleichermaßen verfolgt und letztlich in der Lage ist, die immanente Analyse der musikalischen Dokumente mit der historischen Rekonstruktion der Aufführungspraxis in Einklang zu bringen.
Der Verzicht auf eine zweidimensionale, textorientierte Perspektive zugunsten einer Rekonstruktion der materiellen Existenz der Filmmusik in der dreidimensionalen Realität bringt die Notwendigkeit mit sich, die große Variabilität ernst zu nehmen, die sich zwangsläufig aus dem Wechsel der geographischen und kulturellen Kontexte ergibt. Die Musik des Stummfilms ist immer noch abhängig von der Zeit, dem Ort, der Art des Films, dem Kinosaal und tausend anderen Faktoren, so dass es unmöglich ist, das Phänomen der Filmmusik auf eine einzige Praxis oder einen einzigen Entwicklungsweg zurückzuführen.
Ein kulturgeschichtlicher Zugang zur Filmmusik ermöglicht es, über eine verengte (und epistemologisch problematische) Sichtweise von „Filmmusik“ im Sinne einer eigenständigen musikalischen Gattung hinauszugehen. In Anlehnung an Rick Altmans Begriff der „crisis historiography“ wird das Problem der Filmmusik im Kontext einer umfassenderen Identitätskrise des Mediums Film als solchem betrachtet.
Vortrag mit audiovisuellen Beispielen
Schriftliche Prüfung über den Stoff der Vorlesung
Das Handbuch der Filmmusik. Geschichte, Ästhetik, Funktionalität, hrsg. von Josef Kloppenburg, Laaber, Laaber-Verlag, 2012
Grundkenntnisse in Musiktheorie und Musikgeschichte |
- Interdisziplinäres und zusätzliches Angebot
- Philosophisch-Historische Fakultät
Gruppe | Anmeldefrist | |
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619021-0 | 01.02.2025 00:00 - 21.02.2025 23:59 | |
Finocchiaro F. |