622008 PS Zeitgeschichte: Nazis vor Gericht! Die Tiroler Volksgerichtsakten 1945-1955 in der Analyse
Wintersemester 2024/2025 | Stand: 12.11.2024 | LV auf Merkliste setzenErwerb grundlegender Fertigkeiten im Umgang mit historischen Quellen und Darstellungen der Zeitgeschichte sowie der Fertigkeit, das neu erworbene Wissen in mündlicher und schriftlicher Form zu präsentieren; Erwerb elementarer Kenntnisse und Anwendung relevanter hilfswissenschaftlicher Methoden.
Die Studierenden werden im Rahmen ihrer Prüfungsleistung für das Proseminar eine vorgegebene Menge an Akten einer archivwissenschaftlichen Verzeichnung in einer Microsoft-Excel-Datei zuführen. Unter Verzeichnung wird hier die Signierung sowie formale und inhaltliche Beschreiben von Archivalien in einer Datenbank zu ihrer Wiederauffindung und Benutzung verstanden.
Ein Akt aus dem jeweils zu bearbeitenden Bestand wird im Rahmen der schriftlichen PS-Arbeit einer genauen wissenschaftlichen Analyse unterzogen und die Ergebnisse werden in einer Abschlussveranstaltung präsentiert.
In diesem PS wird in Kooperation mit dem Tiroler Landesarchiv (Martin Ager BA MA) mit den Akten des Volksgerichts Innsbruck gearbeitet und dadurch Erfahrung im wissenschaftlichen sowie archivischen Umgang mit Gerichtsakten mit NS-Bezug gesammelt. Die Studierenden bekommen eine konkrete Anzahl an Archivkartons bzw. Akten, die sie im Rahmen ihrer Prüfungsleistung einer archivischen Verzeichnung im Lesesaal des Tiroler Landesarchivs zuführen. Im Rahmen einer einführenden Einheit vor Ort im Tiroler Landesarchiv werden die Studierenden bei einer Führung durch das Tiroler Landesarchiv geführt und im Rahmen eines Workshops in die Tätigkeit eingeführt. Es erfolgt dabei ebenso eine Vorstellung der geltenden datenschutzrechtlichen und archivrechtlichen Schutzfristen.
Im Tiroler Landesarchiv werden die Akten des Volksgerichts Innsbruck für die Jahre 1945 bis 1955 verwahrt. Volksgerichte waren 1945 geschaffene Sondergerichte der österreichischen Justiz. Aufgetragen war den Volksgerichten nationalsozialistische Straftaten nach dem Verbotsgesetz (führende Funktion in der NSDAP und in ihren Organisationen, Hochverrat am österreichischen Volk) und vor allem nach dem Kriegsverbrechergesetz (Kriegsverbrechen im engeren Sinne, Kriegshetzerei, Quälerei und Misshandlung, Verletzung der Menschlichkeit, Vertreibung aus der Heimat (Deportation), missbräuchliche Bereicherung (Arisierung), Denunziation usw.) zu verfolgen. Die Volksgerichte, besetzt mit zwei Berufsrichtern und drei Schöff*innen, wurden 1955 abgeschafft, das Kriegsverbrechergesetz aufgehoben. Das Volksgericht Innsbruck, zuständig für Tirol und Vorarlberg, nahm seine Tätigkeit im Mai 1946 auf. Zwischen 1946 und 1955 wurden über 13.000 Verfahren eingeleitet, wovon aber die Masse wegen Geringfügigkeit der Vergehen oder mangels Beweisen eingestellt wurde. Gegen 1.932 Personen erhob die Staatsanwaltschaft Anklage. Ein Urteil gefällt wurde über 1.347 Personen, wovon 307 frei- und 1.040 schuldig gesprochen wurden.
Die Überlieferungssituation von Akten und Unterlagen von zentralen Verwaltungs- und Polizeibehörden aus der NS-Zeit ist für Tirol als sehr lückenhaft zu bezeichnen. Die historische Forschung muss deshalb neben anderen auf den Bestand der Volksgerichtsakten mit den zahlreichen Zeug*innenaussagen und Ermittlungen zu den Verbrechen aus der NS-Zeit ausweichen. Sie stellen damit einen der zentralsten Aktenbestände zur Erforschung der Zeit des Nationalsozialismus in Tirol dar.
Selbständige Aneignung eines historischen Überblickswissens; Referate mit Thesenpapieren, schriftliche Arbeit, Diskussion; Internet-Recherchen, Übungen; Vortrag des Dozenten.
Prüfungsimmanente LV mit Anwesenheitspflicht, Mitarbeit, Diskussionsbeiträge, Erarbeitung eines Referates inkl. Thesenpapier und schriftlicher Arbeit.
Angeleitete Literaturrecherche ist Teil der Übungsaufgaben.
Positiv absolviertes Pflichtmodul 1. Der entsprechende Nachweis sollte bis Ende Oktober 2024 erbracht werden.
- Wahlpakete
- Fakultät für LehrerInnenbildung
- Philosophisch-Historische Fakultät
- SDG 5 - Geschlechtergleichstellung: Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen
- SDG 10 - Weniger Ungleichheiten: Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern
- SDG 16 - Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen: Friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nachhaltige Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen
Gruppe 0
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Datum | Uhrzeit | Ort | ||
Mo 07.10.2024
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09.00 - 16.00 | Auswärtiger Ort Auswärtiger Ort | Landesarchiv, Michael-Gaismair-Sraße, Innsbruck | |
Mo 04.11.2024
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09.00 - 12.30 | Auswärtiger Ort Auswärtiger Ort | Landesarchiv, Michael-Gaismair-Sraße, Innsbruck | |
Mo 02.12.2024
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09.00 - 12.30 | Auswärtiger Ort Auswärtiger Ort | Landesarchiv, Michael-Gaismair-Sraße, Innsbruck | |
Mo 13.01.2025
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09.00 - 12.30 | Auswärtiger Ort Auswärtiger Ort | Landesarchiv, Michael-Gaismair-Sraße, Innsbruck | |
Mo 27.01.2025
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09.00 - 14.00 | Auswärtiger Ort Auswärtiger Ort | Landesarchiv, Michael-Gaismair-Sraße, Innsbruck |