LFU:online

Erwerb von Theorie- und Handlungswissen in Bezug auf das mündliche Thematisieren und Behandeln von Literatur im Deutschunterricht; Fähigkeit der Reflexion des eigenen pädagogischen Selbstkonzeptes bzw. der eigenen Rolle als Deutschlehrperson, die Lernprozesse auf Basis von Literatur zu initiieren und zu befördern vermag, sowie des eigenen sprachlichen Handelns im Unterricht; Kenntnis von und Auseinandersetzung mit literarischen Texten, die didaktisch zum Einsatz kommen können (Fokus: Lyrik).  

"Über Literatur wird geredet, weil und solange es sie gibt“ (Abraham 2011: 47). 

Miteinander zu sprechen bildet die Grundlage für jegliches (gelingendes) Zusammenleben, für Zwischenmenschlichkeit und infolge dessen auch für ein Lernen mit- und voneinander. Vor diesem Hintergrund kann gerade Schule und schier jegliche Form von Unterricht als Ort gesehen werden, der sich durch soziale Interaktion erst konstituiert. Nun ist, seit jeher, das Miteinander-Reden besonders Kernanliegen, ja wenn nicht sogar vorherrschende Methode, des Deutsch- und damit auch des Literaturunterrichts: das Besprechen der Klassenlektüre, das gemeinsame Interpretieren von Texten, der Austausch von individuellen Leseerfahrungen und -vorlieben. Grundsätzlich bleibt in diesem Zusammenhang daher zurecht einmal zu fragen: Wie lässt sich dieses Sprechen über Literatur überhaupt erst initiieren und konkret anlegen – und welche Verfahren und Konzepte gibt es, diese Dialoge möglichst qualitativ und bereichernd, für Lernende wie Lehrende, zu gestalten? 

Genau dem wollen wir uns in dieser Lehrveranstaltung widmen, indem wir von gängigen (womöglich aus dem eigenen Deutschunterricht und dem Germanistikseminar bekannten) unterrichtlichen Praktiken ausgehen und diese kritisch hinterfragen, um schließlich theoretische Konzepte kennenzulernen, eigene Lösungsvorschläge zu entwickeln und insbesondere eine Methodik zu vertiefen, bei der der ernstgemeinte literaturzentrierte Austausch im Zentrum steht: das Literarische Gespräch nach Heidelberger Modell (vgl. Härle/Steinbrenner 2010 sowie Heizmann/Mayer/Steinbrenner 2020). Sämtliche Verfahren werden wir auf Basis ausgewählter (vornehmlich lyrischer) Texte erproben und im Hinblick auf die eigene pädagogische Praxis sowie das professionelle Selbstverständnis didaktisch reflektieren. Zudem sollen aktuelle Forschungsfragen der Innsbrucker Deutschdidaktik zu diesem Thema zur Diskussion gestellt werden; Forschungsmethoden (Analyse eigener videografierter Gespräche aus dem Seminar) sollen Anwendung finden.  

Erproben von literarischen Unterrichtsgesprächen unterschiedlichster Art; Reflexion ebendieser sowie Selbstreflexion und Peer-Feedback; Input durch den Lehrenden; Auseinandersetzung mit Fachliteratur. 

Regelmäßige aktive Präsenz; Vorbereitung, Durchführung und Reflexion eines literarischen Gesprächs bzw. eines theoretischen Inputs; Portfolio.  

Zur Orientierung, konkrete Festlegung im Proseminar. 

Abraham, Ulf (2011): Die Wahrheit schweigt grundsätzlich. Reden über Literatur im Unterricht. In: Kirschenmann, Johannes/Richter, Christoph/Spinner, Kaspar H. (Hrsg.): Reden über Kunst. Fachdidaktisches Symposium in Literatur, Kunst und Musik (= Kontext Kunstpädagogik, Bd. 28). München: kopaed, 47-62. 

Bittner, Stefan (2006): Das Unterrichtsgespräch. Formen und Verfahren des dialogischen Lehrens und Lernens (= Erziehen und Unterrichten in der Schule). Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt.  

Cohn, Ruth C. (1997): Von der Psychoanalyse zur themenzentrierten Interaktion. Von der Behandlung einzelner zu einer Pädagogik für alle (= Konzepte der Humanwissenschaften). Stuttgart: Klett-Cotta.   

Hanner, Jutta (2022): Sprechen über literarische Texte. Eine rekonstruktive Fallstudie zu Kleingruppengesprächen in der Sekundarstufe I. Berlin/Heidelberg: J.B. Metzler.  

Härle, Gerhard/Steinbrenner, Marcus (Hrsg.) (2010): Kein endgültiges Wort. Die Wiederentdeckung des Gesprächs im Literaturunterricht. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren. 

Heizmann, Felix/Mayer, Johannes/Steinbrenner, Marcus (2020): Das literarische Unterrichtsgespräch: didaktische Reflexionen und empirische Rekonstruktionen. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren. 

Schwitalla, Johannes (2018): Was ist ein Gespräch? In: Birkner, Karin/Janich, Nina (Hrsg.): Handbuch Text und Gespräch (= Handbücher Sprachwissen, Bd. 5). Berlin/Boston: De Gruyter, 80-103. 

Spinner, Kaspar H. (2011): Gespräch über Literatur: Was Schülerinnen und Schüler lernen sollen. In: Kirschenmann, Johannes/Richter, Christoph/Ders. (Hrsg.): Reden über Kunst. Fachdidaktisches Forschungssymposium in Literatur, Kunst und Musik (= Kontext Kunstpädagogik, Bd. 28). München: kopaed, 63-72.  

Spinner, Kaspar H. (2014): Methodische Anregungen zu Literarischen Gesprächen in der Sekundarstufe von Kaspar H. Spinner. In: Rosebrock, Cornelia/Wirthwein, Heike: Standardorientierung im Lese- und Literaturunterricht der Sekundarstufe I. Mit Aufgabenbeispielen von Bernhard Rank, Daniel Scherf, Kaspar H. Spinner, Julia Starz, Nadine Zimmer und den Autorinnen. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren, 126-132. 

Steinbrenner, Marcus/Wiprächtiger-Geppert, Maja (2010): Verstehen und Nicht-Verstehen im Gespräch. Das Heidelberger Modell des Literarischen Unterrichtsgesprächs. In: leseforum.ch. Online-Plattform für Literalität 3, 1-15. 

Zabka, Thomas (2015): Konversation oder Interpretation? Überlegungen zum Gespräch im Literaturunterricht. In: Leseräume. Zeitschrift für Literalität in Schule und Forschung 2, 169-187. 

Positiv absolviertes Pflichtmodul 7