640019 VO Alte Geschichte II: Wege in die Alte Geschichte: Von der Bronzezeit in den Hellenismus, von der römischen Kaiserzeit ins frühe Mittelalter
Sommersemester 2022 | Stand: 15.02.2022 | LV auf Merkliste setzenDie Vorlesung soll grundlegende Einsichten in Probleme der römischen Geschichte bieten. Ziel ist die Kenntnis wesentlicher Quellen und Forschungsdiskurse.
Wege in die Alte Geschichte: Von der Bronzezeit in den Hellenismus, von der römischen Kaiserzeit ins frühe Mittelalter
In der Vorlesung werden Hintergründe und Grundlagen in den Quellen wie in der Forschung der römischen Geschichte problematisiert. Exemplarisch soll an konkreten Beispielen auf grundlegende Forschungsprobleme eingegangen werden.
Einige Beispiele:
Die römische Expansion und die folgende Kontrolle des Mittelmeerraums wie der hellenistischen Staatenwelt bis in die Regierungszeit des Augustus (31 v. Chr. – 14 n. Chr.) veränderte die Gesellschaft tiefgreifend. Durch die Siege über die vormaligen Großmächte Karthago, Makedonien und Syrien hatte Rom im Laufe des 2. vorchristlichen Jahrhunderts die Herrschaft über den Mittelmeerraum gewonnen. Doch gliederte der neue Hegemon die eroberten Gebiete nur teilweise als Provinzen in das Reich der Republik ein. Es entstand eine zweite Reihe von Klein- und Mittelmächten – von Klientelreichen – am Rande des römischen Gebiets.
Hier muss man sich vor Augen halten, dass vor dem Ausbruch des zweiten punischen Krieges im Jahr 218 im Mittelmeerraum noch eine durchaus komplizierte Vielfalt konkurrierender Großmächte existiert hatte: die Reiche der Seleukiden und der Ptolemäer wie Makedonien im Osten, / und im Westen Karthago und Rom. Noch nicht einmal drei Jahrzehnte später waren nur noch Rom und das Seleukidenreich übrig geblieben. Und selbst dieses sollte sehr bald zu einer von Rom abhängigen Mittelmacht herabsinken.
Harsch formuliert war das Republikanische Rom kein ‚Staat‘ im modernen Sinne, sondern ein diffuses Gebilde mit unterschiedlichen Substrukturen. Innerhalb dieser Struktur konkurrierten verschiedene Einzelpersonen und gesellschaftliche Gruppen ständig um Möglichkeiten reicher und besser gestellt zu werden. Nun ist weiter zu berücksichtigen, dass man von Seiten Roms auch noch die schon angesprochenen Freunde und Bündnispartner – amici et socii – als Teil des politischen Systems sah: Gemeint sind also die Könige, Fürsten, Städte, nationes und gentes, mit denen Rom engere oder weitere Bindungen eingegangen war. Solche ‚Klientelstaaten‘ und verbündete Völker wurden noch in der Kaiserzeit und darüber hinaus als zweite Reihe und regelrecht als Teil des Reichs angesehen.
Wie veränderte die römische Herrschaft nun die unterworfenen Gebiete? Das Konzept der Romanisierung wurde seit Theodor Mommsens und Francis Haverfields Arbeiten zu einem der zentralen Begriffe in der altertumswissenschaftlichen Erforschung der Provinzen des römischen Reiches. Kritische Äußerungen zum Konzept selbst und seinen Implikationen in Bezug auf zeitgenössische Projektionen häuften sich in den letzten beiden Jahrzehnten. Eine „Romanisierung“ war jedenfalls in keinem Fall eine klare kulturelle, politische, ökonomische Entwicklung und auch nie ein abgeschlossener Prozess. Oft dürfte zunächst nur eine lokale oder städtische Elite an diesen Vorgängen teilgehabt haben und möglicherweise lebte ein großer Teil der Bevölkerung weiter unter vorrömischen oder „barbarischen“ Bedingungen.
Vortrag mit PowerPoint-Präsentation
Schriftliche Abschlussprüfung