641210 Modelle des Performativen im kulturellen Vergleich

Wintersemester 2007/2008 | Stand: 16.09.2009 LV auf Merkliste setzen
641210
Modelle des Performativen im kulturellen Vergleich
PS 2
3,4
Block
keine Angabe
Deutsch
Jede Kultur entwickelt ihre eigenen Modelle des Performativen. Dabei sind manche Ausprägungen, wie etwa die italienische Commedia dell’arte, einer bestimmten Kultur sehr verhaftet und tauchen in anderen kaum oder nicht auf, andere dagegen sind – in mehr oder weniger spezifischen Varianten – in unterschiedlichen kulturellen Kontexten gleichzeitig verbreitet. Die Commedia dell’arte und die französische Komödie Molières hatten beide die Belustigung des Publikums zum Ziel, wenn auch die erste eine Volksbelustigung darstellte, die andere ein höfisches Publikum hatte. In der deutschen Tradition dagegen sind Komödien rar gesät. Liegt das an der den Deutschen nachgesagten Gedankenschwere? Und resultierte daraus die Tradition der Trauerspiele? Und wie steht es mit der Oper? Während in der italienischen Oper Koloraturen und melodische Arien geschaffen wurden, bevorzugte die deutsche Oper Wagners eine bedeutungsschwangere musikalische Motivik. Aber war die Oper Rossinis, als sie in Paris aufgeführt wurde, noch eine italienische Oper? Was war das Nationale am deutschen Nationaltheater? Auch das Alltagsspektakel (Goffman: Wir alle spielen Theater) läßt sich in jeder Kultur beobachten, aber wie groß sind die Unterschiede zwischen England und Japan, zwischen feudalen und postmodernen Gesellschaften? Was unterscheidet das Medien-Spektakel des 21. Jahrhunderts vom Spektakel auf der Bühne im 18. Jahrhundert? In welcher Weise finden Modelle des Performativen Einzug in scheinbar nicht-performative literarische Genres wie z.B. in den Roman?
Das Seminar wird zwei Schwerpunkte setzen. Der erste ist ein kulturtheoretischer Schwerpunkt, bei dem zunächst der Kulturbegriff geklärt werden wird, um dann zu fragen, wie Kulturen beschaffen sind, die bestimmte Modelle des Performativen bevorzugen, und warum in ihnen andere Formen sich nicht durchsetzen können. Der zweite Schwerpunkt ist ein medientheoretischer, der anhand von Fallstudien die je spezifischen Institutionen, aber auch die Funktionsweisen, die Strukturelemente und die Beschreibbarkeit performativer kultureller Produkte im Auge behält. Die einzelnen Themen werden mit den Studierenden abgestimmt. Europäische Modelle des Performativen stehen im Zentrum des Seminars, außereuropäische Formen (z.B. die Peking-Oper, die Kampfsport-Aufführungen der Sumo-Ringer usw.) können einbezogen werden.
Einführende Kurzvorträge der LV-Leiterin; Kurzreferate der Studierenden; Präsentation und Diskussion von Fallstudien; gemeinsame Lektüre und Kommentierung einschlägiger Texte;
Mündliches Kurzreferat; regelmäßige Anwesenheit und Mitarbeit; schriftliche Hausarbeit (ca. 1500 Wörter einschließlich Fußnoten).
Zur Einführung: Immacolata Amodeo: „Medienkomparatistik”. In: Beate Burtscher-Bechter/Martin Sexl (Hg.): Theory Studies? Konturen komparatistischer Theoriebildung zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Studienverlag. Innsbruck/Wien/München/Bozen 2001, S. 147-157; Immacolata Amodeo: „Kulturdifferenz als Mediendifferenz. Antonio Gramsci und das Opernhafte“. In: Arcadia. Bd. 37 (2002). H. 2, S. 260-268. Eine detaillierte Lektüreliste wird in der ersten Sitzung der Lehrveranstaltung verteilt.
Beginn: Fr 12.10.2007
Gruppe 0
Datum Uhrzeit Ort
Fr 12.10.2007
14.00 - 17.00 HS 2 HS 2
Fr 14.12.2007
09.00 - 12.00 50101/1 SR 50101/1 SR Barrierefrei
Mo 21.01.2008
15.00 - 17.00 50101/1 SR 50101/1 SR Barrierefrei
Do 24.01.2008
16.00 - 19.00 4DG14 SR 4DG14 SR
Do 24.01.2008
16.00 - 19.00 4DG14 SR 4DG14 SR
Fr 25.01.2008
09.00 - 12.00 50101/1 SR 50101/1 SR Barrierefrei
Fr 25.01.2008
14.00 - 18.00 4DG14 SR 4DG14 SR
Fr 25.01.2008
14.00 - 18.00 4DG14 SR 4DG14 SR
Sa 26.01.2008
09.00 - 12.00 50101/1 SR 50101/1 SR Barrierefrei