641215 Literaturtheoretische Positionen: ver/sammeln: Narrative, Medien, Theorien
Sommersemester 2019 | Stand: 21.03.2019 | LV auf Merkliste setzenIn dieser Übung wollen wir gemeinsam mit den Fellows des Künstlerhauses Büchsenhausen verhandeln und bearbeiten, wie in den verschiedenen medialen Konstellationen der jeweiligen Kunst-Projekte das Verhältnis von sammeln und versammeln ausagiert wird. Dabei wollen wir folgenden Leitfragen nachgehen: Wie verhält sich die aktive Kategorie des Versammelns zum passiv markierten Sammeln? Wie entstehen im Ausstellungsraum neue Versammlungen, in denen Besucher*innen mit den Objekten in Beziehung treten? Wie werden andere Versammlungszusammenhänge (etwa Proteste) durch die Beteiligung „neuer Medien“ in die Ausstellung und Kunst integriert? Wie können Kultur- und Literaturwissenschaft und ihre Theorien dazu beitragen, ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie sich Zusammenhänge des Ver- und Gesammelten herstellen, beispielsweise durch Narrative, Titel, Programmhefte etc.
Der Zusammenhang von den scheinbar distinkten Verfahren „Sammeln“ und „Versammeln“ wird insbesondere im Kontext künstlerischer Arbeiten und (musealen) Ausstellungspraktiken offensichtlich: Nicht nur werden in Ausstellungsräumen verschiedene Artefakte, Medien, Körper etc. gesammelt, sondern in den Räumen versammeln sich auch Besucher*innen. Die Räume der Ausstellung generieren neue, raum-zeitlich übergreifende Relationen. Durch den Einbezug „neuer“ Medien wird diese raum-zeitliche Überschreitung noch verstärkt. Im Bereich kritischer künstlerischer Praktiken werden vielfach andere Versammlungsformate (etwa Protest) zum Thema gemacht und potenzieren damit das Verhältnis von Sammlung und Versammlung.
Nach einer einführenden Diskussion (1. Block) wichtiger theoretischer Positionen (Latour, Foucault, Haraway etc.) werden in Projektgruppen (2. Block) gemeinsam mit den Fellows die Leitfragen diskutiert und bearbeitet.
Die aktive Beteiligung an einer Projektgruppe (Präsentation) ist Voraussetzung für einen positiven Abschluss.
Angerer, Marie-Luise (2017): Affektökologie: Intensive Milieus und zufällige Begegnungen, Lüneburg.
Bourdieu, Pierre (1998): Praktische Vernunft: Zur Theorie des Handelns, Berlin.
Burri, Regula Valérie/Evert, Kerstin/Peters, Sibylle/Pilkington, Esther/Ziemer, Gesa (2014): Versammlung und Teilhabe: Urbane Öffentlichkeiten und performative Künste, Bielefeld.
Butler, Judith (2018): Anmerkungen zu einer performativen Theorie der Versammlung, Berlin.
Gießmann, Sebastian (2014): Die Verbundenheit der Dinge: Eine Kulturgeschichte der Netze und Netzwerke, Berlin.
Harrasser, Karin (2014): „Sammeln/Versammeln“, in: Ute Frietsch/Jörg Rogge (Hg.), Über die Praxis des kulturwissenschaftlichen Arbeitens. Ein Handwörterbuch, Bielefeld, S. 359-363.
Latour, Bruno (2005): Reassembling the Social, Oxford.
Schüttpelz, Erhard/ Thielmann, Tristan (2013): Akteur – Medien – Theorie, Bielefeld: Transcript.
Siegert, Bernhard (2011): „Kulturtechnik“, in: Harun Maye/Leander Scholz (Hg.): Einführung in die Kulturwissenschaft, München, S. 95-118.
- Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät