641217 Literatur, Denken, Kunst I: Formen der Liebe

Wintersemester 2017/2018 | Stand: 17.10.2017 LV auf Merkliste setzen
641217
Literatur, Denken, Kunst I: Formen der Liebe
VU 2
5
Block
jährlich
Deutsch

Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen lernen Formen und Konzeptionen der Liebe und ihre Traditionslinien kennen, wie sie in Literatur, Bildender Kunst, Philosophie und Kulturtheorie seit Platon, Ovid und Plutarch über Petrarca bis Martin Opitz, Kleist, Goethe, Tieck sowie Flaubert, Thomas Mann, Musil, Doderer und Freud auftauchen. Am Ende der Veranstaltung sind die Teilnehmer und Teilnehmerinnen befähigt, die Formen und Konzeptionen von Liebesthematiken moderner und aktueller Texte zu differenzieren und ihre kulturellen Wurzeln zu erkennen.

„Wie einer ist, groß, grad, klein, rein, krumm, vertrackt, so ist seine Liebe. Es ist: seine Liebe. Das Besonderste, was es geben kann […]. Liebe ist die schwankende Deklination vom anderen Pole.“

 (Heimito von Doderer, Die Strudlhofstiege)

 

Nach Doderer ist die Liebe – oder das Lieben – eine hochgradig individuelle Angelegenheit. Und doch scheint es jeden irgendeinmal zu treffen, es ist also zugleich etwas Allgemeines. Das Seminar nimmt dieses Paradox zwischen Einzigartigkeit und Allgemeinheit zum Ausgangspunkt, um zu erforschen, wie die Liebe in der Literatur seit Sappho und Ovid dargestellt wurde und was die Philosophie seit Platon darüber denkt. Im Laufe des Seminars leiten uns folgende Fragen, um zu sehen, was die Geschichte der europäischen Literatur und Kunst dazu zeigt und erzählt: Wie wird und wurde geliebt? Ist Liebe echt oder eine Illusion? Unterscheiden sich irdische und himmlische Liebe? Kann man letzten Endes nur sich selbst lieben? Ist Liebe gegenseitig oder einseitig? Ist das Lieben ein Ersatzstreben für ungestillte Sehnsüchte?

Wir lesen im Kurs einerseits grundlegende philosophische Texte zu Liebe und Eros und zur Verknüpfung von Liebe und göttlicher Idee bzw. Mystik (Platon, Plutarch, Meister Eckhart). Andererseits lesen wir Gedichte und Textausschnitte von Sappho, Ovid, Petrarca, Opitz. Wir sehen uns an, welche Gesichter die Liebe in Dramen und Erzählungen des 18. bis 20. Jh. trägt, wie etwa bei Lessing, Kleist, Goethe, Flaubert, Thomas Mann oder Doderer. Zur theoretischen Flankierung lesen wir Freuds Überlegungen zu Fetisch, Libido und Eros/Thanatos.  Kunstgeschichtlich liegt der Schwerpunkt auf der bildhauerischen und malerischen Darstellung der mythischen Figuren Narziss, Amor und Psyche sowie auf barocken Emblemen.

Die unterschiedlichen Konzepte werden sowohl in Vorträgen der LV-Leiterin und in Referaten der Studierenden als auch in Diskussionen und Diskussionsgruppen erarbeitet.

Um die LV positiv abzuschließen, halten die Studierenden während des Seminars Impulsreferate und verfassen vorweg eine schriftliche Kurzarbeit (Kommentar im Umfang von ca. 2-3 Seiten). In die Benotung werden diese beiden Beiträge wie die aktive Beteiligung an den Diskussionen einbezogen.

Titel der vorläufigen Leseliste:

Platon, Symposion  

Plutarch, Dialog über die Liebe

Sappho (Auswahl)

Ovid (Ausschnitte aus Ars Amatoria; Metamorphosen)

Sor Juana de la Cruz, El divino Narciso (Ausschnitte)

Petrarca, Canzoniere (Auswahl)

Shakespeare, Sonetts (Auswahl)

Martin Opitz, Schäfferey von der Nimfen Hercinie

Kleist, Penthesilea, Marquise von O

Goethe, Werther, Wahlverwandtschaften

Tieck, Die wilde Engländerin

Flaubert, Herodias

Thomas Mann, Der kleine Herr Friedemann, Wälsungenblut,  Tod in Venedig (hier ggf. Ausschnitte)

Heimito von Doderer,  Strudlhofstiege, Dämonen (Auszüge)

20.10.2017
Gruppe 0
Datum Uhrzeit Ort
Fr 20.10.2017
13.00 - 18.00 40123 40123 Barrierefrei
Sa 21.10.2017
10.00 - 18.00 40123 40123 Barrierefrei
Fr 27.10.2017
10.00 - 18.00 40123 40123 Barrierefrei
Sa 28.10.2017
10.00 - 18.00 40123 40123 Barrierefrei