641228 Literatur-, Medien- und Kulturtheorien: "Strobe Cut". Formale, ästhetische und praktische Dimensionen des Essayfilms
Sommersemester 2017 | Stand: 06.11.2017 | LV auf Merkliste setzenDie intensive Auseinandersetzung (mit theoretischen Zugängen, Screenings und Analysen von Filmbeispielen) soll Verständnis für die Formen und Wirkweisen des Essayfilms liefern. Wir wollen danach fragen, was, wie und von wem filmisch festgehalten und (re)präsentiert werden kann, um uns selbst auf den „Versuch“ einzulassen, eigene Essayfilme zu drehen.
Der Essayfilm ist eine experimentelle filmische Form, die sich zwischen den Gattungen des „Spielfilms“ und des „Dokumentarfilms“ bewegt. Er versteht sich als Versuch (frz.: „l’essai“), ein Thema zu beleuchten, indem er seinen Gegenstand mithilfe einer subjektiven Herangehensweise formal wie inhaltlich bearbeitet. Er zeichnet sich durch seine Offenheit aus, die mit den Zwängen üblicher Erzählmuster bricht und sich somit den Konventionen des Filmemachens entzieht: Er verzichtet auf Kausalzusammenhänge in der Handlung, Stringenz in der Argumentation, Kontinuität von Raum und Zeit, arbeitet im Gegensatz dazu fragmentarisch, abstrakt, assoziativ. Durch seinen subjektiv-reflexiven Blick gilt der Essayfilm als der Autorenfilm par excellence. Regisseur_innen wie Jean-Luc Godard, Orson Welles, Chris Marker, Trinh Min-ha, Agnès Varda, Andy Warhol und Harun Farocki haben sich Formen des Essayistischen in ihren Filmen bedient, Politisches wie Persönliches damit erzählt und den Begriff geprägt.
Die Lehrveranstaltung wird in zwei Blöcken stattfinden und Workshop-Charakter haben. In Zusammenarbeit mit den Fellows des Künstlerhauses Büchsenhausen wollen wir einen Versuchsraum öffnen, um uns dem Essayfilm theoretisch und künstlerisch-praktisch zu nähern. Bei der praktischen Auseinandersetzung liegt besonderes Augenmerk auf der Methode des Schnitts in der Kamera (als eine Form des essayistischen Erzählens). Der Praxisbezug vermittelt den Teilnehmer_innen Grundkenntnisse der Kameraarbeit sowie der Montage.
Kurze Impulsreferate, aktive Teilnahme an Gruppenarbeiten, Drehen eines kurzen Essayfilms (ca. 2-3 Min)
Literatur und Filme werden rechtzeitig bereitgestellt.