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Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie

Mag. Dr. Reinhard Bodner, Bakk. Mag. Dr. Reinhard Bodner, Bakk.

645606

Kulturelle Grenzziehungen und Differenzierungen: Zur Gruppeninterpretation qualitativer Interviews

AG 2

3,75

wöch.

keine Angabe

Deutsch

Kennenlernen und Ausprobieren von Interpretations- und Analyseansätzen für qualitative Interviews in Form von Gruppendiskussionen.

Die Arbeitsgemeinschaft richtet sich an Studierende, die bereits erste Erfahrungen mit der Durchführung qualitativer Interviews gesammelt haben oder gerade dabei sind, sich die „Kunst des Reden-Lassens“ (Brigitta Schmidt-Lauber) anzueignen. Voraussetzung für die Teilnahme ist, dass der/die Studierende ein selbstgeführtes Interview als Transkription, Audio- oder Videoaufnahme in die Lehrveranstaltung mitbringt, das in einer Gruppendiskussion interpretiert werden soll. Dieses Interview kann in verschiedenen Kontexten entstanden sein, so etwa im Rahmen einer Lehrveranstaltung, eines Forschungs- oder Ausstellungsprojekts oder einer journalistischen Recherche. Auch hinsichtlich der Gesprächsinhalte, der Struktur und Zahl der Befragten, der Standardisiertheit und Leitfadenorientiertheit der Interviews ist Verschiedenes denkbar und erwünscht. Zu beachten ist aber, dass das Gespräch eine gewisse Länge (zumindest eine halbe Stunde oder einige transkribierte Seiten) aufweisen und nicht zu stark in Richtung einer quantitativen Befragung tendieren sollte.

Die Gruppendiskussion bietet dem/der Interviewer/in die Möglichkeit, Kolleg/inn/en mit den Umständen, dem Verlauf und dem Text des Interviews sowie mit eigenen Deutungsansätzen zu konfrontieren. Zugleich betrachten wir das Interview als eine kulturelle Objektivation, deren manifeste und latente Bedeutungen sich über ihre Wirkung auf das Erleben der Interpret/inn/en untersuchen lassen. Wir lassen uns dabei von verschiedenen, in den Sozial- und Kulturwissenschaften gängigen Verfahren der Textinterpretation inspirieren, ohne uns auf einen einzelnen dieser z.T. als „Kunstlehren“ (Ulrich Oevermann) verstandenen Zugänge zu versteifen. Eher geht es um deren „eklektizistische Kombination“ (Reinhard Sieder) und um das Einüben einer für die Volkskunde (alle anderen Namen mitgedacht) charakteristischen, deskriptiv-explorativen und induktiven Vorgangsweise.

Lektüretexte; Kurzpräsentation des selbstgeführten Interviews; Beteiligung an den Gruppendiskussionen; Kurzprotokolle zum Lehrveranstaltungsverlauf; Protokoll zur Gruppendiskussion des selbstgeführten Interviews.

Anne Honer: Verfahren der Dateninterpretation. In: dies.: Lebensweltliche Ethnographie. Wiesbaden 1993, S. 89-116. Brigitta Schmidt-Lauber: Das qualitative Interview oder: Die Kunst des Reden-Lassens. In: Silke Göttsch u. Albrecht Lehmann (Hrsg.): Methoden der Volkskunde. Positionen, Quellen, Arbeitsweisen der Europäischen Ethnologie. Überarbeitete und erweiterte Auflage. Berlin 2007, S. 169-188. Reinhard Sieder: Erzählungen analysieren - Analysen erzählen. Narrativ-biographisches Interview, Textanalyse und Falldarstellung. In: Karl R. Wernhart u. Werner Zips (hrsg.): Ethnohistorie. Rekonstruktion und Kulturkritik. Eine Einführung. Wien 1998, S. 145-172. Weitere Literatur wird in der Lehrveranstaltung bekanntgegeben.

Beginn: Oktober