822136 PJ Entwerfen 3
Wintersemester 2025/2026 | Stand: 26.09.2025 | LV auf Merkliste setzenDie Studierenden sind in der Lage, integrative Entwurfs- und Planungsaufgaben zu bewältigen. Sie können selbstständig und in reflektierter Weise ein architektonisches Konzept formulieren, mit dem Diskurs in Verbindung setzen und in unterschiedlichen Maßstäben umsetzen. Sie verfügen über spezifisches Methodenwissen und Fertigkeiten zur Integration von ästhetischen, funktionellen, programmatischen, urbanen, typologischen, technischen und ökologischen Aspekten.
Stil als Nachahmung und Exzess
Dieses Studio erforscht Architektur durch die Linsen von Stil und Folly (Narrerei). Follies – Pagoden in Gärten, ornamentale Türme auf Landsitzen, extravagante Pavillons – waren seit jeher verspielt und überbordend, zugleich aber ernst: klein genug, um als Experimente zu dienen, und symbolisch genug, um große Fragen zu stellen. Von der Pagode in den Kew Gardens bis hin zu Coop Himmelblaus dekonstruktivistischer Folly in Osaka reicht das Spektrum dieser architektonischen Idee bis in die Gegenwart.
Im ersten Semester arbeiten die Studierenden mit zwei Follies, deren Stil sie rotierend verändern: dekonstruktivistisch und modernistisch, postmodern und nachhaltig. Durch diesen Prozess entsteht ein „Atlas zeitgenössischer Stile“, bestehend aus Zeichnungen und einer Reihe von Modellen. Parallel zur Entwurfsarbeit – und ebenso wichtig – verfassen die Studierenden einen Essay zum Thema Stil, in dem die wechselnden Bedeutungen des Begriffs vom 18. Jahrhundert bis heute nachgezeichnet und in Bezug auf Mode, Popkultur und Identität reflektiert werden.
Im zweiten Semester verschiebt sich der Fokus von der isolierten Folly hin zu den Landschaften, die solche Konstruktionen beherbergen: Gärten, Schlösser, Anwesen oder Friedhöfe. Untersucht werden die politischen, sozialen und kulturellen Bedingungen, aus denen diese Orte hervorgegangen sind, wie sie sich verändert haben und wie sie zu Märkten, Einkaufszentren, touristischen Attraktionen oder neuen Infrastrukturen transformiert wurden. In Zweierteams geht es schließlich darum, diese Orte durch spekulative Visionen neu zu entwerfen, ausgedrückt in konzeptuellen Modellen und Zeichnungen und verknüpft mit aktuellen Fragestellungen. Jedes Team wählt dabei einen eigenen Schwerpunkt – politisch, ökologisch oder ästhetisch – und denkt den gewählten Ort aus zeitgenössischer Perspektive neu. Entstehen soll sowohl eine zeichnerisch-modellhafte Vision als auch ein Forschungsbuch, das die Besonderheiten des Ortes, seine Transformationen und seine politischen wie kulturellen Implikationen in größerem Maßstab untersucht. Wird etwa ein Garten zum Gegenstand, könnten die Forschungsfragen lauten: Wie haben sich Gartenanlagen verändert? Wie hat sich unser Verhältnis zur Natur gewandelt? Wie lässt sich der Garten neu denken?
Das abschließende Buch wird den Atlas der Follies, die Essays zum Stil sowie eine ausgearbeitete Forschungsarbeit enthalten, die einen historischen Ort im Lichte zeitgenössischer Fragestellungen und der individuellen Forschungsinteressen neu imaginiert.
Lehrveranstaltungsprüfung gemäß § 6 Satzungsteil, Studienrechtliche Bestimmungen.
Wird im Rahmen der ersten Lehrveranstaltung besprochen.
Die Anmeldung erfolgt über ein Präferenzsystem, für das dazugehörige Fach "SE Konzept und Methoden des Entwurfs" sowie "SE Vertiefter Entwurf" ist keine gesonderte Anmeldung nötig, diese Anmeldung erfolgt automatisch.
- SDG 11 - Nachhaltige Städte und Gemeinden: Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten