822171 Theoretische Diskurse

Sommersemester 2010 | Stand: 07.06.2010 LV auf Merkliste setzen
822171
Theoretische Diskurse
SE 3
3,75
wöch.
keine Angabe
Deutsch
Analyse und Deutung philosophischer und wissenschaftlicher Themen der Gegenwart Erwerb von fundierten und breitgefächerten Kenntnissen des wissenschaftlichen, kuratorischen und publizistischen Rezipierens und Kommunizierens von Architektur-, Stadt- und Landschaftsthemen
SUPERNATURE - Das Erfassen der stofflichen Korrelationen in den Künsten halte ich von ganzer Wichtigkeit!; dies forderte 1860 Gottfried Semper (DER Archtheoretiker 19.Jhd.) ein. In ständigem Austausch mit den Naturwissenschaften entwickelte er die prozessuale Vorstellung einer stofflichen Verwandlung und Kontinuität, die maßgeblich dazu beigetragen hatte, die Phänomene des Komplexen, Generativen und Nichtlinearen in die gestalterischen Disziplinen einzubinden, um dabei etwas sichtbar zu machen, das ansonsten nur schwer zu erklären war - die alchimistische Morphologie (SUPERNATURE) zwischen natürlicher Materialität und prozessualer Immaterialität, zwischen fluider Korrelation und differenzierter Struktur. Ambivalent sind diese Bezüge gerade auch deshalb, weil Semper seine biologische Theorie nicht nur aus der besonderen Materialität, sondern ebenso aus der Kulturgeschichte begründete und sich dabei eine innere Spannung und Dynamik entlud, die sich heute, im Übergang von der analogen Logik der Maschine zur digitalen Logik des Computers aufs Neue zeigt. Das heißt, dass die seit geraumer Zeit nicht nur in Werbung, Mode und Produktdesign, sondern auch in den parametrischen Oberflächen und in der fluiden Tektonik digitaler Entwurfsansätze, ebenso in der virtuellen Objektwelt der Bildschirme und Medienfassaden erkennbaren architektonischen Bezüge, eine unmittelbare Rückkehr jener natürlichen; Positionen vermuten lassen, die von Semper und zahlreichen anderen Protagonisten im Kontext einer generativen Wissenschaft ; vormals ausführlich umschrieben wurden und heute erneut zur Oberfläche dringen. Die verschiedenen historischen, naturwissenschaftlichen und kulturellen Diskurse erlauben es, diese Ansätze nicht nur für das Computerzeitalter weiterzustricken, sondern diese übergreifend (SUPER) als eine adäquate Kulturform des Entwerfens; (NATURE) weiterzuentwickeln und dabei materielle und kulturgeschichtliche Bezüge in eine gegenseitige Wechselstellung zu bringen
Anwesenheitspflicht IMMANENTER PRÜFUNGSCHARAKTER
Handapparat in der UB_Technik
Das Seminar SUPERNATURE wird nicht nur auf die theoretischen Diskurse (Selbstorganisation, Komplexität, Evolution, Epigenetik , Bionik , PARAMETRIE, Softspace , etc .) und historischen Positionen (Semper , Berlage, Francé, Wölfflin, Ruskin, Haeckel, Schrödinger , Voronoi, etc .) dieser Debatte eingehen, sondern ebenso die damit verbundenen zeitgenössischen Interpretationen (Waddington, McLuhan, Frazer , Kwinter , Spuybroek , Roche , Schumacher , Alonso , etc .) aufzeigen, die als Kristallisationspunkte für eine Analyse und Deutung der heutigen Aufmerksamkeit für korrelative und generative ?Stoffwechse lsysteme? in der Architektur dienen. Die kritische Auseinandersetzung mit diesen Positionen liefert gleichzeitig ein methodologisches Instrumentarium, mit dem die computerunterstützte n Entwurfs- und Produktionsweisen in der zeit genössischen Architektur wissenschaftlich untersucht und in einen größeren kulturellen Kontext eingebettet werden können. Dazu ist das Seminar thematisch und organisatorisch mit dem dies jährigen Workshop (Obergurgl) und Entwerfen des Hochbauinstituts abgestimmt. Zusätzlich bietet es nicht nur Raum für Gastvortr äge und gemeinsame Diskussionsrunden, sondern ermöglicht auch spezifische Extrapolierungen (alpine Landschaft, Strukturalismus , Öko logie , etc .).
Beginn: DI 16.03.2010 10:00-12:00 HSB11
DI 10:00-12:00, SEminarraum Baugesichte