822182 SE Theoretische Diskurse
Sommersemester 2025 | Stand: 15.01.2025 | LV auf Merkliste setzenErwerb fortgeschrittener individueller Kenntnisse in verschiedenen Fachbereichen der Architektur und Fähigkeit, dieses Wissen reflektiert und strategisch für architektonische Anwendungen einzusetzen.
Erwerb von fundierten und breit gefächerten Kenntnissen der wissenschaftlichen, kuratorischen und publizistischen Aufarbeitung und Vermittlung von Architektur mit besonderem Schwerpunkt auf Technik, die zu konzeptionellen und kommunikativen Aufgaben befähigen; Vorbereitung auf Tätigkeiten, die über Architektur reflektieren: Architekturtheoretiker, Architekturhistoriker, Architekturjournalisten, Tätigkeiten in Museen, Kultureinrichtungen etc.
William Shakespeare, Hamlet, 1. Akt, 5. Szene. Hamlet, Prinz von Dänemark, wird nachts vom Geist seines ermordeten Vaters heimgesucht. Dieser offenbart ihm die Wahrheit über seinen Tod: Er wurde von seinem Bruder vergiftet, der nun als Usurpator auf dem Thron sitzt. Hamlet ändert daraufhin seine Einstellung zum Staat, zur Macht und zur Ordnung der Dinge. Der Prinz radikalisiert sich, sinnt auf Rache an seinem Onkel und sagt: „The time is out of joint: O cursed spite / That ever I was born to set it right! (Die Zeit ist aus den Fugen; Fluch der Pein / Muss ich sie herzustellen geboren sein!)“.
Eine Diagnose unserer Tage, könnte man sagen, denn auch wir leben in einer Zeit, in der vieles aus den Fugen geraten zu sein scheint. Einerseits erleben wir einen nie dagewesenen technischen Fortschritt, der durch die Wissenschaft erst möglich wurde, andererseits wird ebendiese Wissenschaft an den Pranger gestellt: Intersubjektivität spielt keine Rolle, sondern Faktoide, also Aussagen die oft wiederholt, für wahr gehalten werden (Stichworte Corona und Klimakrise). Auch scheint es, als würden wir ständig von Gespenstern der Vergangenheit heimgesucht – Kriege; die Aufteilung der Welt in Gut und Böse/Wir und die Anderen; die atomare Drohung und die Renaissance des Heroischen im Gewand der „Bro-Culture“). Und schließlich: der in seinem Stolz verletzte alte weise Mann, der seinen Rachefeldzug gegen das „Establishment“ begonnen hat.
Im Zentrum der Architektur stehen die Menschen und ihre Lebenswelt, ihre Hoffnungen und Sorgen. Architektur ist, von Haus aus, politisch und sozial. In diesem Semester möchten wir diese aus den Fugen geratenen Welt beleuchten und reflektieren, die Herausforderungen unserer Zeit verstehen und fragen, welche Rolle die Architektur dabei einnimmt. Es geht nicht um die Findung eines Antidots, um das Schlucken der richtigen Pille, die uns einen Zugang zur Matrix eröffnet, sondern einzig und allein um die Frage nach dem eigenen Ethos und wie dieser uns dazu bewegen kann, aus dem Gefecht zu desertieren.
Nach einer kurzen Einführung und Orientierung in die Thematik werden die Studierenden eingeladen, im Laufe des Semesters Referate zu halten, die der Gruppe präsentiert und mit der Gruppe diskutiert werden. Das Seminar möchte theoretische Impulse setzten, die der eigenen architektonischen Praxis, besonders der Recherche als Inspiration dienen. Für den erfolgreichen Abschluss des Seminars ist (neben dem Referat) ein Essay (2 bis max. 5 Seiten) erforderlich.
Die Literatur wird in der ersten Sitzung und im Laufe des Semesters bekannt gegeben.
Sprache: Deutsch (bei Bedarf können einzelne Referate in englischer Sprache gehalten bzw. die Essays Deutsch, Englisch oder Italienisch geschrieben werden).
- SDG 11 - Nachhaltige Städte und Gemeinden: Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten