LFU:online

Die Studierenden verfügen über Kenntnisse in Baukonstruktion und innovativen Strategien der Umsetzung von Architekturtypologien. Sie vertiefen sich in einem relevanten Diskurs innerhalb des Feldes Technik, Technologie und Nachhaltigkeit sowie Gebäudelehre, Wohnbau oder Raumgestaltung.

Funktion und Form

Was ist ein Gebäude und warum gibt es eine Lehre von den Gebäuden? Glaubt man dem altrömischen Denker Vitruv, dann folgt der Entwurf von Architektur drei Grundprinzipien: Venustas (Schönheit), Firmitas (Festigkeit) und Utilitas (Nützlichkeit). Betrachtet man die Gliederung der meisten technischen Hochschulen im deutschsprachigen Raum, so ist diese über 2000 Jahre alte Festlegung interessanterweise bis heute wirksam: Überall finden sich Institute für Gestaltung, die sich mit der Schönheit, für Konstruktion (häufig auch Hochbau genannt), die sich mit der Festigkeit und eben solche für Gebäudelehre, die sich mit der Nützlichkeit von Architektur befassen. Obwohl diese drei Aspekte immer noch wirksam und notwendig sind, um Gebäude zu entwerfen und zu bauen, erscheint es heute wenig sinnvoll, sich auf sie zu beschränken und sie voneinander zu trennen. Was nützlich ist, kann auch schön und sollte standfest sein. 

Mit der Moderne wurde der Begriff der Nützlichkeit durch den der Funktion erweitert. In ihrer Funktionalität liegt ein wesentliches Merkmal der Architektur, das sie von der Kunst unterscheidet. Seit der Postmoderne und in Zeiten einer bildlastigen Kultur scheint der Bezug auf die Funktion und damit die Nutzer*innen häufig verloren gegangen zu sein. Eine überwiegend selbstbezügliche digitale Formproduktion hat diese Entwicklung eher beschleunigt. Dabei bietet die Digitalisierung neue Möglichkeiten, das Verhältnis von Raum und Mensch zu ermitteln und zu beeinflußen. Die Vorlesung wird sich deshalb nicht auf die traditionelle Typologielehre zurückziehen sondern der Frage nachgehen, was hinter dem Begriff des Typus steckt, was Funktion heißt, woher dieses Konzept kommt, wie es sich über die Jahrhunderte verändert hat und in welchem Verhältnis es zu dem der Form steht. Dabei sollen ausgewählte Architektur-Beispiele ebenso kritisch beleuchtet werden, wie deren ideengeschichtlicher Hintergrund und neue Ansätze, Gebäude als komplexe Systeme zu verstehen. Im Mittelpunkt steht dabei immer das Verhältnis von Mensch und Raum.

Lehrveranstaltungsprüfung gemäß § 7 Satzungsteil, Studienrechtliche Bestimmungen.

Wird im Rahmen der ersten Lehrveranstaltung besprochen.

Die Vorlesung wird im Wechsel zwischen Doppelvorträgen im Hörsaal in Innsbruck und Einzelvorträgen online wöchentlich abgehalten. Der genaue Terminplan wird noch bekanntgegeben.

Die Vorlesung ist auch als grundsätzliche Übung der eigenständigen Mitschrift und Übersetzung von Vortragsinhalten angelegt und wird unter anderem auf dieses Lernziel hin geprüft. Es geht darum, Zusammenhänge aus vorgetragenem Wissen konzentriert mitzuverfolgen, festzuhalten und kritisch bewerten zu lernen. Aus diesem Grund wird die Vorlesung nicht aufgezeichnet, die Folien werden nicht zur Verfügung gestellt. An jede der Doppel-Vorlesungen in Innsbruck schließt eine kurze Diskussion der Inhalte an.