LFU:online

Vertiefende Bearbeitung architektonischer Konzepte. Die Studierenden können ihre Entwürfe überzeugend kommunizieren, detailliert darstellen und innerhalb des jeweiligen theoretischen oder gestalterischen Kontexts positionieren.

SAFE SPACES
fear and loathing in Innsbruck?

Vielen von uns geht es ähnlich: Es gibt Bereiche im öffentlichen Raum, an denen wir die Gehgeschwindigkeit erhöhen, uns umdrehen um zu sehen was hinter uns geschieht oder wir meiden manche Plätze sogar ganz bewusst. Dieses unbehagliche Gefühl wird nicht von jeder Person zu gleichen Teilen empfunden. Vor allem Frauen, queere Personen, Geflüchtete, Menschen mit Behinderungen und andere vulnerable Gruppen sind in besonderem Maße des Öfteren von solch einem Unsicherheitsgefühl im öffentlichen Raum betroffen.

Diese vermeintlich sehr individuelle Wahrnehmung wird jedoch eindeutig von Fakten untermauert. Die aktuelle Gewaltstatistik zeigt, dass es sich hierbei um ein gesamtgesellschaftliches Problem handelt. So erlebt etwa jede dritte Frau in Österreich sexuelle und/oder körperliche Gewalt. Dies passiert nicht nur im sogenannten häuslichen Bereich sondern auch vielfach im öffentlichen Raum. Die Gewalterfahrungen reichen von verbalen Belästigungen (Catcalling) bis hin zu schwerer sexualisierter und/oder anderer Formen körperlicher Gewalt.

Ist also der öffentliche Raum - die moderne Stadt - für Männer gebaut? Führt das zur Ausgrenzung, zum Unsicherheitsgefühl und schließlich oft auch zu Gewalterfahrungen von einem Großteil der Bevölkerung? Wie die Stadtforscherin Dellenbaugh-Losse in der Tageszeitung Der Standard vom 27.02.2022 beschreibt, sind „(b)is heute (…) unsere Städte auf männliches Mobilitätsverhalten ausgelegt.“

Was können wir als Architekt*innen also dazu beitragen, dass der öffentliche Raum von sämtlichen Stadtbewohner*innen als ein Ort der sicheren Begegnungen, der Zugehörigkeit und des respektvollen Umgangs erlebt wird? Wie gehen Architekt*innen mit der sehr individuellen Wahrnehmung von Sicherheit um? Braucht es „safe spaces“ und wie könnten diese aussehen? Was muss der öffentliche Raum bieten, um den Ansprüchen unserer Gesellschaft und ihren Herausforderungen gerecht zu werden?

Das sind nur ein paar der Fragen, denen wir uns im Zuge der Lehrveranstaltung widmen werden. Hierfür beschäftigen sich die Studierenden einführend mit einer vertieften Recherche und nähern sich dem Themenkomplex aus mehreren Blickwinkeln. Die grundlegende Aufarbeitung des Themas wird durch Inputvorträge ergänzt. In weiterer Folge soll der Stadtraum von den Studierenden nach Orten, die oben beschriebene Unsicherheitsgefühle auslösen, erkundet und analysiert werden. Über eine städtebauliche Analyse, welche Befragungen, Fotodokumentationen (Tag/Nacht), Plandarstellungen, (3D-)Modelle, Skizzen, Collagen, Texte etc. beinhaltet, wird die Grundlage für die Entwurfsaufgabe erarbeitet. Parallel dazu entwickeln die Studierenden Ideen und Konzepte, welche sie in einem Projekt-Skizzenbuch dokumentieren. Ein Entwurf im öffentlichen Raum wird erarbeitet und mit Hilfe mehrerer Feedbackschleifen durch Lehrende und Expert*innen weiterentwickelt. Abschließend werden die Arbeiten in Form einer öffentlichen Ausstellung präsentiert.

Lehrveranstaltungsprüfung gemäß § 7 Satzungsteil, Studienrechtliche Bestimmungen.

Wird im Rahmen der ersten Lehrveranstaltung besprochen.

Informationen zur Anmeldung zu den Entwurfsstudio Lehrveranstaltungen finden Sie unter: https://www.uibk.ac.at/fakultaeten-servicestelle/standorte/technikerstrasse/studium.html/