LFU:online

Die Studierenden können architektonische Konzepte selbstständig formulieren und umsetzen. Sie können ihre Entwürfe überzeugend kommunizieren, detailliert darstellen und innerhalb des jeweiligen theoretischen oder gestalterischen Kontexts positionieren.

PERMEABLE DEVICES
- postfunctional architecture and adaptive reuse

Site:Lamarr Department Store Building Block, Mariahilferstraße, Wien

Das Projekt “Lamarr“ auf der Mariahilfer Straße in Wien war ursprünglich als achtgeschossiges Luxus-Kaufhaus mit über 20.000 m² Verkaufsfläche, gehobener Gastronomie und Hotelnutzung mit öffentlich zugängiger begrünter Dachterrasse geplant – ein Prestigeprojekt in einer der wichtigsten Wiener Einkaufsstraßen, das durch die Insolvenz der Signa-Gruppe jedoch mitten in der Bauphase halbfertig und im Rohbau zum Stillstand kam.

Project Brief, Idee und Entwurfsziel:
Die Überarbeitung des Projekt-Designs im Rahmen auf eine neue Projekttypologie und der Beginn der gegenwärtigen Phase der Umbau- und Abbrucharbeiten an einem noch unfertigen Gebäude - der bestehende Rohbau soll bis zum ersten Obergeschoss rückgebaut (abgebrochen) werden - bietet ein ideales Zeitfenster, sich im akademischen Rahmen mit - projektspezifischen aber auch deduktiv grundsätzlichen -. Fragen der Gegenwartsarchitektur, insbesondere einer zeitgemäßen Leseart des urbanen Raums, innovativen Ansätzen zur Verknüpfung öffentlicher und privater Räume, den laufenden sozio-ökonomischen Veränderungen, sich verändernden Brand-Identitäten und den damit einhergehenden radikalen Neuausrichtungen bestehender Gebäudetypologien und neuartigen Raumkonfigurationen, der Materialität der Nachhaltigkeit, und Aspekten des Reuse/Recycle und der Kreislaufwirtschaft auseinanderzusetzen.

Ziel dieses Entwurfsprojekts ist es, ausgehend vom gegenwärtigen baulichen Zustand des Lamarr-Rohbaus einen experimentellen, datenbasierten und atmosphärisch und räumlich innovativen architektonischen Gegenentwurf zu entwickeln. Unter Einsatz volumetrischer Design-Workflows und Verwendung zeitgemäßer digitaler Design-Tools und AI sollen gesamtheitliche Konzepte entstehen, die den sich ändernden politischen, wirtschaftlichen und sozio-ökonomischen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen Rechnung tragen.

Im Zentrum steht nicht die Vervollständigung des ursprünglichen Programms, sondern dessen Umstrukturierung und partielle Überformung durch neue urbane, räumliche und architektonische und sozio-ökonomische Narrative. Die zentrale Fragestellung lautet, wie fragmentierte Großstrukturen mit veralteten typologischen Konfigurationen – wie im Fall des Lamarr – in zeitgemäße, offene und flexible urbane Ressourcen-Systeme transformiert werden können.

Leitende Fragen sind:
Bestandsanalyse: Wie kann eine derartige Bauressource überhaupt verwendet und weiter genutzt werden? Welche Ideen der Transformation / Transfiguration gibt es? Welche komplementären Materialsysteme gibt es? Wie adaptiv ist der Bestand in Material und Konstruktion? Welche Änderungen erlaubt er?

Spekulation / Transformation: In welcher Weise kann die spezifische Raumstruktur des bestehenden Rohbaus als Ressource verstanden und transformativ weitergedacht werden? Welche Teile des Gebäudes können erhalten bleiben, welche müssen abgebrochen werden? Welche Reuse / Recycle Strategien gibt es?

Nutzung / Programm / Typologie - projektive Analyse: Welche Nutzungen, Programme sind im gegebenen Kontext denkbar, realistisch und sinnvoll? Welche zeitgemäßen Antworten können innerhalb des vorhandenen urbanen kulturellen, sozialen, politischen und ökonomischen Rahmens gedacht werden? Wie haben sich die räumlichen, atmosphärischen und architektonischen Anforderungen einzelner Programme (z.B. Retail, …) an ihre Typologien in den letzten Jahren verändert? Wie werden sie sich und die sie umgebenden Räume in Zukunft verändern? Welche Programme oder Typologien kann es in naher Zukunft geben, die wir heute so noch nicht kennen? Welche städtischen Funktionen können an die Stelle von “Shopping“ treten, das sich zunehmend in den virtuellen Raum verlagert?

Stadtraum / Urbaner Kontext / Atmosphäre: Welche Nutzungen sind an diesem Standort kontextuell, politisch, sozial-kulturell, ökonomisch und atmosphärisch überhaupt möglich? WIe definiert sich der Bauplatz an der Schnittstelle zwischen historischer Innenstadt, wichtiger Einkaufsstraße, Kulturmeile (Muqa) und Touristenzentrum? Welche Blick-, Weg- und Architektur- und Kulturbezüge gibt es und wie kann sich ein neuer städtischer Baustein in dieses Bezugssystem atmosphärisch stimmig einfügen?

Methodologie und Herangehensweise:
Bestandsaufnahme / Bestandsanalyse:
Analyse des Bauzustands vor Weiterbau anhand von Site Visits, Plänen, Visualisierungen, vorhandenen Daten, etc. Diese Daten bilden die Grundlage für ein präzises volumetrisches Verständnis der vorhandenen Struktur und ihrer räumlichen Potenziale.

Urbaner Kontext:
Die direkte Umgebung des Lamarr-Rohbaus – insbesondere die Lage zwischen Innenstadt, Mariahilfer Straße und Museumsquartier – wird im Hinblick auf funktionale, soziale, kontextuelle und infrastrukturelle Anknüpfungspunkte untersucht.

Referenzanalyse:
Internationale Referenzbeispiele und Global best practice projects werden analysiert, zusammengefasst, präsentiert und als open archive zur Verfügung gestellt.

Räumlicher Gegenentwurf:
Der Entwurf formuliert alternative Nutzungsperspektiven auf der Basis der Extrapolation vorhandener Strukturen. Der Fokus liegt auf räumlicher Offenheit, programmatischer Flexibilität und der Konzeption und Entwicklung innovativer Programmatik und Typologien.

Experimentelle Szenarien und räumliche Prototypen:
In mehreren Entwurfsphasen werden räumliche Szenarien durchgespielt, die sich zwischen innovativer Reaktivierung und spekulativer Neuformulierung bewegen. Hierbei werden auch reversible bauliche Eingriffe, adaptive Reuse-Strategien und partizipative Raumkonzepte in Betracht gezogen und mit Hilfe von volumetrischen Chunks ausgearbeitet und szenografisch visualisiert.


https://www.oma.com/projects/lamarr
https://www.meinbezirk.at/neubau/c-wirtschaft/rohbau-fuer-lamarr-kaufhaus-wird-teilweise-abgerissen_a7407686
https://www.derstandard.at/story/3000000275570/nutzungskonzept-fuer-ex-lamarr-steht-teilabriss-ermoeglicht-200-wohnungen

Lehrveranstaltungsprüfung gemäß § 6 Satzungsteil, Studienrechtliche Bestimmungen.

Wird im Rahmen der ersten Lehrveranstaltung besprochen.

Die Anmeldung erfolgt über ein Präferenzsystem.

Informationen zur Anmeldung zu den Entwerfen Lehrveranstaltungen finden Sie unter:

https://www.uibk.ac.at/de/fakultaeten-servicestelle/standorte/technikerstrasse/studium/

Den Brief des Studios finden Sie hier:

https://drive.google.com/file/d/1olhsse4HQUZ1vgOw6kvg9UyGu0wOOcHV/view?usp=sharing