848260 VO Transdisziplinäre künstlerische Praxis

Wintersemester 2025/2026 | Stand: 12.12.2025 LV auf Merkliste setzen
848260
VO Transdisziplinäre künstlerische Praxis
VO 2
2,5
14tg.
jährlich
Deutsch

Die Studierenden kennen die wichtigsten aktuellen Diskurse in Städtebau, Raumplanung, Landschaftsarchitektur, Baugeschichte, Architekturtheorie oder Kunst; sie kennen relevante Zusammenhänge und Hintergründe und verstehen die Auswirkungen dieser Diskurse auf globale und regionale Entwicklungen.

HOPING FOR A COMMUNITY OF ALIENS

Der Titel verweist eher auf einen Wunsch als auf eine Wirklichkeit. Bzw. auf eine scheinbare Paradoxie: Wie soll sich eine Gemeinschaft herstellen, die aus Unterschieden, aus einander Fremden besteht? Wie können politisch aufgezwungene Fremdheitserfahrungen (etwa durch Rassismus, Sexismus und Klassismus), spekulative Strategien des Fremd-Werdens (etwa in maschinenaffiner „Alien-Music“ oder im sogenannten Xenofeminismus) und die Selbstentfremdung des Subjekts (das schon immer nicht es selbst, sondern viele andere ist und vom Unbewussten bestimmt ist) mit der Idee des Gemeinschaftlichen oder gar des Solidarischen verbunden werden? Wir alle teilen eine Welt, obwohl wir radikal verschieden sind und nicht zwangsvereinheitlicht werden können und sollen – auch wenn uns eine digitale, bürokratische Ordnung in unserem Verhalten verrechnet und normiert.

Und doch soll und muss es heute darum gehen, Bezugspunkte von menschlichen und auch nicht-menschlichen Akteuren abseits der Verhaltensantipiationsfähigkeiten von Maschinen zu finden und zu vertiefen, ohne die unhintergehbaren, konflikthaften Antagonismen in der Gesellschaft zu verleugnen. Der vorgeschlagene Grundbegriff des Aliens schillert. Er meint nicht nur uns alle als Fremde für andere, sondern auch Wesen unbekannter Herkunft - Geister aus der Vergangenheit und Boten aus der Zukunft. Aber auch MigrantInnen ohne Papiere oder BürgerInnen, die schon lange gesellschaftlich „integriert“ sind, aber trotzdem von Alienness, von Entfremdung und Ungleichheitserfahrungen geprägt sind. Außerdem können mit Aliens auch postnatürliche Hybridwesen, Cyborgs, Roboter, KI´s, ich-bewusste Tiere, Plastik verdauende Bakterien, Viren, denkende Wälder oder Flüsse mit Rechtsansprüchen gemeint sein. Und zu guter Letzt lauert das Fremde und Unkontrollierbare, der Abgrund des Unbewussten, in uns selbst.

Der Fluchtpunkt einer Community of Aliens setzen nicht auf die Veränderung einer krisenhaften Gesellschaft als Ganzes, die ohnehin auf kein Ziel zu verpflichten ist. Eher spannt sich mit ihrer Hilfe innerhalb der fragmentierten Gesellschaft ein spekulativer Möglichkeitsraum des Sozialen auf, der diskriminierendes Othering in Form eines Miteinanders mit den nicht gleichen (und vielleicht nicht einmal allzu ähnlichen) Lebensformen zu überwinden trachtet. Die Vorlesung fragt daher nach den grundlegenden Möglichkeiten von Empathie und Verständnis, nach den Unterschieden der Fremdheitserfahrungen und deren sozialen und politischen Konsequenzen. Sie sucht nach alternativen Möglichkeiten eines Gemeinsamen im medialen und realen Raum.

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Erläuterung von transdisziplinären Ansätzen zwischen Kunst und Architektur, gegenseitige Referenzen und Einflüsse, Rückschlüsse aus historischen und zeitgenössischen Ereignissen, Sprache und Ausdruck innerhalb künstlerischer Schaffensprozesse.

Weiter zum Inhalt:

Man könnte diesen Vorschlag zur Neuverhandlung der sozialen Ordnung auch im Atemzug mit der vieldiskutierten Demokratisierung der Demokratie nennen. Zugleich ist der Titel nahe am Selbstverständnis künstlerischer Szenen angesiedelt und bezieht sich zudem auf philosophische Fluchtrouten aus dem Knast der Gegenwart weit hinaus in die Sphäre der radikalen Anerkennung des Vielfältigen und Anderen im „Alienoscene“. Und nicht zuletzt ermutigt die Frage nach der Community of Aliens uns alle, das – ganz unterschiedlich erlebte, gebrochen genossene oder auch schlicht erlittene Fremd-Sein im eigenen Land, im eigenen Kopf, im eigenen Körper mit dem Fremd-Sein der anderen in Verbindung treten zu lassen.

Angesichts der libertär-autoritären bis faschistischen Tendenzen der Gegenwart erscheint der Entwurf allerdings weniger als eine konkrete politische Perspektive als eine Hoffnung. Das wäre der Mut zur Spekulation über unerprobte Formen des Gemeinschaftlichen, das wäre ein hartnäckiges Festhalten an transformativen Ideen, an Momenten des Fortschritts. Darin formulierte sich ein kleinteiliger Aufstand gegen die Wirklichkeit, der selbst wirklich werden will. Terry Eagleton nennt diese Zeitstimmung, dieses Beharren auf Veränderung Hoffnung ohne Optimismus.

Single Choice Prüfung

 Lehrveranstaltungsprüfung gemäß § 6 Satzungsteil, Studienrechtliche Bestimmungen.

Wird im Rahmen der ersten Lehrveranstaltung besprochen.

Gruppe 0
Datum Uhrzeit Ort
Di 14.10.2025
13.00 - 16.00 Studio 3 Studio 3
Di 21.10.2025
13.00 - 16.00 Studio 3 Studio 3
Di 04.11.2025
13.00 - 16.00 Studio 3 Studio 3
Di 25.11.2025
13.00 - 16.00 Studio 3 Studio 3
Di 02.12.2025
13.00 - 16.00 Studio 3 Studio 3
Di 09.12.2025
13.00 - 16.00 Studio 3 Studio 3
Di 13.01.2026
13.00 - 16.00 Studio 3 Studio 3 Bei Bedarf
Mi 04.02.2026
14.00 - 15.00 rr 15 rr 15 Barrierefrei 1. Prüfungstermin
Do 02.07.2026
16.15 - 16.45 rr 15 rr 15 Barrierefrei 3. Prüfungstermin
Mi 23.09.2026
13.15 - 14.00 rr 15 rr 15 Barrierefrei 4. Prüfungstermin
Gruppe Anmeldefrist
01.09.2025 08:00 - 31.01.2026 23:59 Zur LV anmelden
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