603114 Interkulturelle Pädagogik: Möglichkeiten und Grenzen interkulturellen Lernens

Sommersemester 2006 | Stand: 13.07.2006 LV auf Merkliste setzen
603114
Interkulturelle Pädagogik: Möglichkeiten und Grenzen interkulturellen Lernens
PS 2
Block
keine Angabe
Deutsch
Ziel der LV ist es, interkulturelle Erfahrungen zu definieren, ihre Rahmenbedingungen zu analysieren und daraus Erkenntnisse zu entwickeln, wie kulturelle Differenzen für ein Lernen aller Beteiligten fruchtbar gemacht werden können.
Die Begegnung mit dem Fremden findet in unseren mitteleuropäischen Lebensbedingungen permanent statt – manchmal bewusst wahrgenommen, oftmals nicht bewusst registriert. Unser Unbewusstes ist jedoch damit beschäftigt, die daraus resultierenden Eindrücke und ihre Bedeutung zu verarbeiten. Sie sind wichtige Elemente sowohl der individuellen Entwicklung als auch der gesellschaftlich definierten Umgangsformen. In beiden Fällen kann davon ausgegangen werden, dass das Fremde erst einmal „das Andere“, „das Neue“, „das Ungewohnte“ ist, das sehr oft bekannte, vertraute Aktions- und Reaktionsweisen unbrauchbar erscheinen lässt. Auf individueller Ebene kann davon ausgegangen werden, dass Begegnungen dieser Art immer gleichzeitig Aspekte von Bedrohung und Chance beinhalten. Welche dieser beiden Möglichkeiten in den Vordergrund tritt, hängt auch von den seit der Kindheit erworbenen psychischen Strukturen ab. In Verbindung damit stellen die gesellschaftlich definierten Umgangsformen mit dem Fremden historisch gewachsene Spielregeln dar, die Aspekte von Macht, Ausgrenzung, Vereinnahmung, Unterwerfung usw. beinhalten. In der Interkulturellen Pädagogik kommen beide Bereiche zum Tragen: der individuelle und der gesellschaftliche. Die an einem pädagogischen Setting beteiligten Personen sind einerseits individuell gefordert, den Kommunikationsprozess, der aufgrund der Kulturdifferenz unter besonderen Bedingungen stattfindet, möglichst produktiv zu gestalten. Andererseits sind sie auch als RepräsentantInnen ihrer jeweiligen Gesellschaft in die Machtverhältnisse auf dieser Ebene eingebunden. Hier stellt sich beispielsweise die Frage: Wer hat die Definitionsmacht im Lernprozess? Wer bestimmt Inhalte und Methoden? Positiv formuliert lautet das Fazit: Wie können kulturelle Differenzen für ein Lernen aller Beteiligten fruchtbar gemacht werden und wie können die gesellschaftlichen Bedingungen, in denen dieses Lernen geschieht, reflexiv miteinbezogen werden.
Neben der Beschäftigung mit der vorliegenden Literatur zum Thema soll die Lehrveranstaltung auch praktisch erfahrbare Aspekte abdecken. Exemplarische Beispiele aus meinen eigenen Arbeiten in Lateinamerika, wie etwa von meiner regelmäßigen Forschungs- und Lehrtätigkeit an der Karibikuniversität URACCAN, aus der Kunst (Belletristik, Film), sowie konkrete Erfahrungen der Studierenden sollen in der Lehrveranstaltung herangezogen werden. Angeregt werden Projekte von Studierenden zum Thema: ‘Wo beginnt die Fremde?’ wie beispielsweise: Arbeit in multikulturellen Klassen, in Sozialprojekten, Erfahrungen auf Auslandsreisen, Erfahrungen aus der unmittelbaren Umgebung, Erfahrungen im ‘sozialen Ausland’ usw. Das Erlebnis, dass vertraute Aktionsweisen, also die eigenen kulturellen Codes vom Gegenüber nicht verstanden werden wirkt jedenfalls irritierend, ebenso wie der umgekehrte Fall, dass man eine Botschaft der/des Anderen nicht verstehen kann. Der Umgang mit dieser Irritation kann nun als ein wesentlicher Zugang zum Verstehen der Hemmnisse und Möglichkeiten der interkulturellen Kommunikation betrachtet werden. Hier bietet die Psychoanalyse Möglichkeiten, sich diesen irritierenden Aspekten von Fremdheit anzunähern und sie dem Verstehen nutzbar zu machen. Die Sammlung und Analyse dieser Erfahrungen soll in Verbindung mit vorhandener Literatur Überlegungen und Konzepten zum Thema interkulturelles Lernen/Interkulturelle Pädagogik zugeordnet werden.
Referat mit schriftlichen Unterlagen, Beteiligung an den Gruppendiskussionen
Balibar, Etienne; Wallerstein, Immanuel (1992): Rasse Klasse Nation. Ambivalente Identitäten. Argument Verlag, Hamburg, Berlin. Belli, Gioconda (2000): Die Verteidigung des Glücks. Hanser Verlag München. dies. (1989): Bewohnte Frau. München. Devereux, Georges (1973) Angst und Methode in der Verhaltenswissenschaft. München. Erdheim, Mario (1988): Psychoanalyse und Unbewusstheit in der Kultur. Frankfurt. Galeano, Eduardo: Erinnerungen an das Feuer (Bd 1 - 3)(1988). Wuppertal. Lateinamerika, Analysen und Berichte 23 (2000): Migration. Horlemann Verlag. Matouschek, Bernd (1999): Böse Worte? Sprache und Diskriminierung. Zur Erhöhung der ‚sprachlichen Sensibilität’ im Umgang mit den Anderen. Grüne Bildungswerkstatt Wien. WIDEE (Hg.): (1993): Nahe Fremde Fremde Nähe. Frauen forschen zu Ethnos, Kultur und Geschlecht. Wien.
Beschränkung auf 50 TeilnehmerInnen (nach Reihenfolge der Anmeldung)
Beginn: 31.03.06 Anmeldung unter office@truebswasser.com
Gruppe 0
Datum Uhrzeit Ort
Fr 31.03.2006
12.00 - 19.00 40227 40227
Sa 01.04.2006
09.00 - 15.00 40227 40227
Fr 09.06.2006
09.00 - 18.00 40227 40227
Sa 10.06.2006
09.00 - 15.00 40227 40227