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Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie

ao. Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Dietrich-Daum ao. Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Dietrich-Daum, +43 512 507 43236

645306

Wirtschafts- und Sozialgeschichte I: Geschichte der Pflege

SE 2

5

wöch.

keine Angabe

Deutsch

Es ist Ziel der Lehrveranstaltung, vergangene soziale Bedingungen und gesellschaftliche Zwänge von „Care“ im Sinne von Fürsorge und Pflege für hilfsbedürftige und alte Menschen anhand neuester Forschungsliteratur aus dem Bereich der historischen Pflegeforschung, aus historischen Quellen, aus der aktuellen Tagespresse wie aus verschiedenen Medienkommentaren zu erörtern und mit aktuellen Entwicklungen in Beziehung zu setzen: Pflegenotstand, Feminisierung von Pflege, Pflegemarkt, Migration und Pflege, gesellschaftliche Bewertung und demografische Komponenten.

Die aktuelle demografische Entwicklung moderner Gesellschaften macht mehr als deutlich, dass der Pflegebedarf und die Nachfrage nach Care Leistungen stark zunehmen werden. Die in Medien zynisch als „Kukidentgeneration“ bezeichnete Personengruppe der über 65-Jährigen wächst auf Grund des Altersaufbaus der Bevölkerung und der angestiegenen Lebenserwartung überproportional an, gleichzeitig wird von politischen Entscheidungsträgern in Frage gestellt, ob das Gemeinwesen – der „Sozial“staat die künftig zu tragenden Pflegekosten aufbringen wird können. Das Wohlfahrtsregime sei an seine Grenzen gestoßen und müsse adaptiert werden. Was in den aktuellen Debatten gerne als „neues“ Phänomen dargestellt wird – Pflegenotstand und Finanzierungsschwierigkeiten – ist aber alles andere als neu. Berichte aus dem 18. und 19. Jahrhundert zeigen dies deutlich: alte und hilfsbedürftige Menschen wurden in der Regel in schlecht ausgestatteten Versorgungshäusern, bei Bauern (Einlage) oder in den Familien untergebracht ohne adäqua-te Pflege zu erhalten, es fehlte praktisch überall an ausgebildeten Pflegekräften, die Kosten, die familiären Belastungen, die Überforderung der pflegenden Frauen, die Geringschätzung weiblicher Pflegearbeit waren wiederkehrende Themen. Aber was hat sich tatsächlich verändert? Ist es lediglich der Diskurs darüber oder sind es auch die veränderten Rahmenbedingungen für Pflege selbst, die Bewertung von Alter oder andere Phänomene?... Diese und andere Problemfelder sollen in historisch vergleichender Perspektive erarbeitet werden, um Kon-stitutive von, Kontinuitäten und Brüche in der Entwicklung von Care Arbeit zwischen dem 18. und 21. Jh. herauszuarbeiten.

Einführung in das Thema und Vorstellung der Literatur durch LV-Leiterin in Vortragsform; Gemeinsame Dis-kussion (LV-Teilnehmerinnen) mit Moderation durch die LV-Leiterin der Pflichtlektüre; Mediengestützte Präsentation der Seminarthemen durch den/die Studierende/n; Gemeinsame Diskussion und Moderation (Studierende) der Präsentationen.

Die Beurteilung erfolgt entlang folgender Teile: 1.Mündliche Präsentation des Seminarthemas; 2. Schriftliche Seminararbeit; 3. Diskussionsbeiträge; Moderation und Lektüreaufgaben.

Sylvelyn Hähner-Rombach (Hg.), Quellen zur Geschichte der Krankenpflege. Mit Einführungen und Kommentaren, Frankfurt am Main 2008; Sabine Braunschweig (Hg.), Pflege-Räume, Macht und Alltag. Beiträge zur Geschichte der Pflege, Zürich 2006; Ursula Klingenböck/Martin Scheutz et al. (Hg.), Altern(n) hat Zukunft. Alterskonzepte, Innsbruck-Wien 2009.

Online-Anmeldung ab 24.2.2010 erforderlich! Anmeldevoraussetzungen: MA (803) = keine; c312 und c313 = positive Beurteilung "Proseminar Wirtschafts- und Sozialgeschichte"
Beginn: 11.3.2010