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Institut für Germanistik Institut für Germanistik

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608441

Germanistische Mediävistik: Heinrich Wittenwiler, Der Ring

SE 2

10

wöch.

semestral

Deutsch

Der in nur einer einzigen Handschrift (Meiningen, Staatsarchiv, seit 2002 München, BStB) erhaltene „Ring“ des Heinrich Wittenwiler gehört zu den Glanzleistungen deutscher Dichtung des späten Mittelalters (entstanden um 1400 in Konstanz). Das Epos mit seinen 9700 Versen knüpft an die Bauernsatire der Neidhart-Tradition an, will aber die ganze Welt darstellen in all ihrer Verkommenheit, Brutalität und Torheit, will also gewissermaßen „eine Enzyklopädie (daher der Titel) des Wissens und der Lebenslehre“ (Wehrli 1984, 723) sein. „Wittenwilers Buch, das unterhaltsam und entsetzlich zugleich ist, zeigt von der ersten Szene an wie kaum ein zweites den Menschen in nackter Aggressivität. Es ist und es bleibt aktuell. Will man sich nichts vormachen, will man sich bewußt halten, wie mühsam Zivilisation und Humanität allemal, stets neu, errungen werden müssen, dann sollte man dieses Buch immer wieder einmal studieren. Es enthält nicht die ganze Wahrheit über den Menschen, aber doch einen Aspekt, dem man zwar gern ausweichen möchte, der aber nicht verdrängt werden kann.“ (Brunner 2000, 141). Angesichts der „Aktualität“ dieses rätselhaften Werks stellen sich – neben den üblichen literatur- und sprachwissenschaftlichen Fragen – besonders Intertextualität, realienkundlicher Hintergrund (Brauchtum, Fest, Ehe, Bauer), Sprache (Soziolekte), Stil, Komik, Humor, Sarkasmus und Parodie – mehrere weitere Fragen: Wie stellt sich der Umgang mit Gewalt und menschlichen Affekten sowie deren Bewältigung dar? Auf welcher Stufe im „Prozess der Zivilisation“ (Norbert Elias 1936/1997) befinden wir uns in diesem Werk? Wie entsteht hier der „ausweglose Drift zum Krieg“ (Lloyd deMause, Was ist Psychohistorie? 2000, 128) und wie wird er dargestellt?

Vorbesprechung – Themenbesprechung und –vergabe / Einführung – gemeinsame Lektüre / Vorberichte / Referate. Gemeinsame sprachliche und interpretatorische Erarbeitung des Werks.

Referat, schriftliche Arbeit.

Als Textgrundlage benützen wir die zweisprachige Reclam-Ausgabe: Heinrich Wittenwiler: Der Ring. Hrsg. und übers. von Horst Brunner. Stuttgart 1991 / 2007. 696 Seiten. ISBN 978-3-15-008749-7 (= RUB 8749). [EURO 16,00]. Vgl. auch die online-Version in der Bibl. Aug. (nach der Ausgabe von Edmund Wießner, Leipzig 1931): http://www.hs-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronologie/15Jh/Wittenwiler/wit_rin0.html

? Empfohlen für das 2. Semester Masterstudium Germanistik, für das Unterrichtsfach Deutsch (Lehramt) 2. Studienabschnitt, und Deutsche Philologie (Diplom) 2. Studienabschnitt. ? Anmeldungsvoraussetzung/en: Masterstudium Germanistik: positive Beurteilung der Pflichtmodule 1 und 4. Unterrichtsfach Deutsch (Lehramt) + Deutsche Philologie (Diplom): 1. Studienabschnitt im Fach "Germanistische Mediävistik" ? Wiederholungsturnus: Das Modul wird für das Masterstudium Germanistik regulär nur im Sommersemester angeboten. Lehrveranstaltungen aus dem Prüfungsfach "Lektüre und Interpretation" (Lehramt und Diplom) werden im Winter- und im Sommersemester angeboten.
Beginn: 8.3.2011