645615 Gedächtnis, Erinnerung und Erzählung: Wem nützt Fachgeschichte? Zur Volkskunde an der Universität Innsbruck 1923-2003

Sommersemester 2011 | Stand: 25.07.2011 LV auf Merkliste setzen
645615
Gedächtnis, Erinnerung und Erzählung: Wem nützt Fachgeschichte? Zur Volkskunde an der Universität Innsbruck 1923-2003
VU 2
3,75
wöch.
jährlich
Deutsch
1.) In theoretischer Hinsicht: kritische Auseinandersetzung mit facheinschlägigen oder -verwandten Zugängen zum Lehrveranstaltungsthema. 2.) In methodischer Hinsicht: eigenständiges Anwenden qualitativer, empirisch-kulturwissenschaftlicher Zugänge. 3.) In praktischer Hinsicht: Präsentation und Diskussion eigener Forschungsergebnisse in einem Referat, Verfassen einer schriftlichen Arbeit.
Gegenstand der Lehrveranstaltung ist die Entwicklung, die die Volkskunde in einem Zeitraum von achtzig Jahren an der Universität Innsbruck genommen hat: von der Gründung des „Instituts für geschichtliche Siedelungs- [sic.] und Heimatkunde der Alpenländer“ durch Hermann Wopfner über Adolf Helboks „lebenslanges Ringen um volksnahe Geschichtsforschung“ und Karl Ilgs ungenommenen „Abschied vom Volksleben“ bis hin zu der mit Leander Petzoldt verknüpften Spezialisierung auf die Erzähl- und Sagenforschung. Dabei wird kein antiquarisches oder gar nostalgisch-retrospektives Interesse verfolgt. Und auch um eine „heiße“ (oder jedenfalls noch nicht ganz abgekühlte) Ideologiekritik der „alten Volkskunde“ soll es nicht vorrangig gehen. Unsere Inventur des fachgeschichtlichen Erbes ist vielmehr mit der Frage verknüpft, ob und inwiefern eine Auseinandersetzung mit der Fachgeschichte für eine gegenwärtige Standortbestimmung des Fachs von Nutzen sein kann: Gibt es unabgegoltene Aspekte dieser Geschichte, die sich auch aktuell nicht erübrigt haben? Lässt sich Verdrängtes darin finden, das in entstellter Form wiederkehrt? Man könnte natürlich argumentieren, dass diese Auseinandersetzung nicht lohnt und es klüger sei, den Blick nach vorne zu richten. „Nicht jede Erbschaft wird angenommen“, schrieb zum Beispiel Wolfgang Jacobeit. Doch können wir uns tatsächlich völlig frei in der Entscheidung wähnen, welches Erbe für uns annehmbar sei? Und welches wir ausschlagen können?
Dem Verdacht, dass dieser Souveränität Grenzen gesetzt sind, wird die Lehrveranstaltung in zweifacher Weise nachgehen: In einer Einführungsphase sollen zunächst ausgewählte Texte zur Fachgeschichte gelesen werden, und zwar sowohl Selbstdarstellungen der Fachvertreter als auch Abhandlungen aus der Außensicht. Dabei werden wir versuchen, die Innsbrucker Volkskunde im Kontext allgemein-fachgeschichtlicher Entwicklungen zu betrachten: Wie verhält sich zum Beispiel Ilgs Begriff der „Europäischen Ethnologie“, den er der Fachbezeichnung „Volkskunde“ seit 1970 beifügte, zu dem, was man zur selben Zeit anderswo darunter verstand? In einem zweiten Teil der Lehrveranstaltung sollen dann gemeinsame, empirisch-kulturwissenschaftliche Zugänge zur Innsbrucker Fachgeschichte gesucht werden. Mögliche Methoden dabei sind Archivforschungen, das Sammeln und Analysieren von Medientexten, die Interpretation von Bildquellen und die Sichtung der Instituts-Sachkultur. Nicht zuletzt soll es aber auch um die Befragung von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen gehen, deren Perspektive bisher unberücksichtigt blieb.
Regelmäßige Anwesenheit und aktive Mitarbeit, Teilnahme an einer empirischen Übung, Referat und schriftliche Arbeit.
Ilg, Karl: Die Geschichte der tirolischen Volkskunde von den Anfängen bis 1980. In: Tiroler Heimat, 59 (1995), S. 177-244. Johler, Reinhard: Geschichte und Landeskunde: Innsbruck. In: Wolfgang Jacobeit, Hannjost Lixfeld u. Olaf Bockhorn (Hrsg.): Völkische Wissenschaft. Gestalten und Tendenzen der deutschen und österreichischen Volkskunde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Wien u.a. 1994, S. 449-462. Ders.: „Tradition und Gemeinschaft“: Der Innsbrucker Weg. In: Wolfgang Jacobeit, Hannjost Lixfeld u. Olaf Bockhorn (Hrsg.): Völkische Wissenschaft. Gestalten und Tendenzen der deutschen und österreichischen Volkskunde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Wien u.a. 1994, S. 589-601. Meixner, Wolfgang: „…eine wahrhaft nationale Wissenschaft der Deutschen …“. Der Historiker und Volkskundler Adolf Helbok (1883-1968). In: Michael Heider u.a. (Hrsg.): Politisch zuverlässig – rein arisch – deutscher Wissenschaft verpflichtet. Die Geisteswissenschaftliche Fakultät in Innsbruck 1938-1945. Bozen 1990, S. 126-133 (= Skolast-Sondernummer). Petzoldt, Leander: Volkskunde in der Gegenwart. Überlegungen zu einem Konzept der Ethnologia Europaea im Alpenraum. In: Das Fenster. Tiroler Kulturzeitschrift 21 (1987). Heft 41, S. 4057-4063. Eine ausführliche Literaturliste wird in der Lehrveranstaltung ausgegeben.
Beginn: 09.03.2011
Gruppe 0
Datum Uhrzeit Ort
Mi 09.03.2011
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Mi 16.03.2011
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Mi 23.03.2011
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Mi 30.03.2011
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Mi 06.04.2011
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Mi 13.04.2011
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Mi 04.05.2011
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Mi 11.05.2011
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