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Institut für Psychosoziale Intervention und Kommunikationsforschung Institut für Psychosoziale Intervention und Kommunikationsforschung

Priv.-Doz. Mag. Mag. Dr. Gianluca Crepaldi Priv.-Doz. Mag. Mag. Dr. Gianluca Crepaldi, +43 512 507 44605
Mag. Dr. Thomas Pröll Mag. Dr. Thomas Pröll

103085

Psychoanalyse und Kulturkritik

SE 2

keine Angabe

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Deutsch

Auseinandersetzung mit zentralen Themen der psychoanalytischen Kulturtheorie und -kritik.

Jenseits medizinischer Diskurse war und ist die Psychoanalyse und psychoanalytisch inspiriertes Denken Instrument disziplinübergreifender Kulturkritik. Der von "Praktikern" verworfene Todestrieb und die Betonung der menschlichen Destruktivität in verschiedensten kulturellen und sozialen Kontexten, bilden den provokanten Kern des berühmten Freudschen Unbehagens in der Kultur von 1930. Im Gegensatz zum klassischen Humanismus, glaubt Freud, dass keine angeborene Tendenz zur Sublimierung existiert, sondern die "kulturelle" Instanz des Über-Ich in seiner Wirkungsweise betrachtet werden soll: Wie repressiv reguliert eine Kultur die Forderung nach Triebverzicht? Eine der wichtigsten Anwendungen erfährt dieser Ansatz durch die Kritische Theorie, die mit der Dialektik der Aufklärung (Horkheimer/Adorno, 1947) begründet wird. Das Buch avanciert zu einem zentralen Knotenpunkt für die kulturwissenschaftliche Diskussion im 20. Jhdt. und findet sich immer noch in beinah jedem Literaturverzeichnis von kulturtheoretischen Publikationen. Adorno und Horkheimer diskutieren, warum Aufklärung und Moderne auch in Barbarei zurückzuschlagen und stützen sich in ihrer Argumentation auf die Psychoanalyse: Die durch Sozialisation verinnerlichte Repression, erlangt, wenn sie an andere weitergereicht wird, die Form der Gewalt. Diese äußert sich nicht nur in Gewalttaten, sondern drückt sich ebenso im abstrakten Denken der Wissenschaft sowie in vermeintlich harmlosen Unterhaltungsprodukten eines gleichgeschalteten Kulturbetriebs aus. In seinen Untersuchungen zur Gegenwartskultur (2008) bringt Robert Pfaller sowohl Freudsche als auch Kritische Theorie zur Anwendung, um Kritik an "zeitgeistigen" kulturellen Entwicklungen zu formulieren.

Gemeinsame Lektüre und Diskussion von klassischen Werken der psychoanalytischen und psychoanalytisch inspirierten Kulturtheorie und -kritik, sowie Berücksichtigung aktueller Debatten. Den Studierenden soll der Wert des Lesens und der eigenständigen Aneignung von Primärtexten vermittelt werden. Von den Studierenden wird nicht erwartet sich in Sekundärliteratur einzuarbeiten.

Textlektüre, Diskussionsteilnahme, Impulsreferate, schriftliche Arbeit

Adorno, Theodor W./Horkheimer, Max: Dialektik der Aufklärung, Fischer, Frankfurt a.M., 2004. Adorno, Theodor W.: Gesellschaftstheorie und Kulturkritik, Suhrkamp, Frankfurt a.M., 1975. Adorno, Theodor W.: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben, Suhrkamp, Frankfurt a.M., 2001. Freud, Sigmund: Das Unbehagen in der Kultur, Fischer, Frankfurt a.M., 2003. Freud, Sigmund: Warum Krieg?, in: ders.: Das Unbehagen in der Kultur und andere kulturtheoretische Schriften, Fischer, Frankfurt a.M., 2003. Freud, Sigmund: Zeitgemäßes über Krieg und Tod, in: ders.: Das Unbehagen in der Kultur und andere kulturtheoretische Schriften, Fischer, Frankfurt a.M., 2003. Freud, Sigmund: Massenpsychologie und Ich-Analyse, Fischer, Frankfurt a.M., 2003. Pfaller, Robert: Das schmutzige Heilige und die reine Vernunft. Untersuchungen zur Gegenwartskultur, Fischer, Frankfurt a.M., 2008. Weitere ergänzende Literatur wird in der LV bekanntgegeben.

gianluca.crepaldi@student.uibk.ac.at
Beginn: Oktober 2011