641203 Literatur und Intermedialität II: Nonverbale Kommunikation - eine intermediale Schnittstelle zwischen den Künsten?

Sommersemester 2012 | Stand: 05.07.2012 LV auf Merkliste setzen
641203
Literatur und Intermedialität II: Nonverbale Kommunikation - eine intermediale Schnittstelle zwischen den Künsten?
UE 2
5
14tg.
keine Angabe
Deutsch
In einem ersten Schritt soll den Studierenden im Rahmen dieser Übung ein umfassender Überblick über den v.a. in der Psychologie, Kommunikationswissenschaft und Linguistik ausgearbeiteten Forschungsbereich der nonverbalen Kommunikation vermittelt werden. Dabei wird die in der einschlägigen Literatur (Ekman/Friesen, Hübler, Korte u.a.) verwendete Terminologie vorgestellt, mit Ansätzen der komparatistischen Intermedialitätsforschung verknüpft und die Ergebnisse zur Diskussion gestellt. Im zweiten Teil der LV wird die Tragfähigkeit dieses Begriffsinstrumentariums an Beispielen aus Literatur und Film überprüft. Hierfür bieten sich v.a. Romane und deren Literaturverfilmungen an, da sich die literarische und filmische Umsetzung von nonverbaler Kommunikation bei einer vergleichenden Analyse von literarischem Hypotext und filmischem Hypertext direkt am gemeinsamen narratologischen Inhalt festmachen lässt. Einige auf Fjodor Dostojewskijs Romanen „Der Doppelgänger“ (1846) und „Verbrechen und Strafe“ (1866) rekurrierende Filme, die im Rahmen der LV untersucht werden sollen, verdeutlichen dies nachhaltig. Zu nennen wären hier: Bernardo Bertoluccis „Partner“ (1968), Aki Kaurismäkis „Schuld und Sühne“ (1983), David Finchers „Fight Club“ (1999), Brad Andersons „The Machinist“ (2004) u.a.m. Ziel der Übung soll es sein, das bisher noch kaum für die Literatur- und Filmanalyse fruchtbar gemachte Gebiet der nonverbalen Kommunikation aus komparatistischer Sicht zu erproben und damit eine weitere interdisziplinäre Perspektive in die intermediale Analyse einfließen zu lassen.
Das Forschungsgebiet der nonverbalen Kommunikation ist eine relativ junge wissenschaftliche Disziplin, lässt sich die erste Verwendung des Begriffs durch die Psychologen Jürgen Ruesch und Weldon Kees doch erst auf das Jahr 1956 datieren. Die Bedeutung der nonverbalen Kommunikation in der Kunst – v.a. in der Literatur – wurde deshalb auch erst ab den 1970er Jahren erforscht und erreichte mit der Studie „Körpersprache in der Literatur“ von Barbara Korte, worin es um die Darstellung nonverbaler Kommunikation in der englischen Erzählprosa geht, Anfang der 1990er Jahre einen vorläufigen Höhepunkt. In der Filmanalyse wurde der Frage, wie SchauspielerInnen mittels Körpersprache kommunizieren und was sie damit nonverbal vermitteln, bislang noch kaum nachgegangen. Oksana Bulgakowas Studie über Gestik und Mimik im frühen sowjetischen Film „Fabrika žestov“ (2005) bildet hier eine Ausnahme. Doch wie Paul Watzlawick et al. bereits 1969 in „Menschliche Kommunikation“ feststellten, tragen alle menschlichen Verhaltensformen in irgendeiner Form zum Gelingen oder Scheitern eines Kommunikationsprozesses bei; dies gilt auch für jenes körpersprachliche Verhalten, das in Kunstformen wie Literatur und Film zum Ausdruck gebracht wird. Im Rahmen der LV werden deshalb gezielt solche Werke untersucht, in denen nonverbaler Kommunikation eine wesentliche sinnkonstituierende Bedeutung zukommt. (Vgl. die unter Ziele genannten Romane und Filme)
Der allgemeine Überblick über die wesentlichsten Grundpositionen der nonverbalen Kommunikationsforschung und deren Verknüpfung mit dem Gebiet der Intermedialität wird den Studierenden von der LV-Leiterin zu Beginn in Vorträgen vorgestellt. Die Tragfähigkeit des theoretischen Ansatzes wird im zweiten Teil der LV von den Studierenden in Lerngruppen praktisch erprobt und in Präsentationen vorgestellt. Die künstlerische Darstellung nonverbaler Kommunikation soll von den Studierenden v.a. anhand literarischer und filmischer Werke untersucht werden.
Um die LV positiv abzuschließen, müssen während des Semesters im Rahmen von Lerngruppen Impulsreferate gehalten und am Ende des Semesters eine schriftliche Kurzarbeit (Umfang ca. 4,5 Seiten) abgegeben werden.
1. Bentele, Günter und Hess-Lüttich, Ernest W. B. (Hg.): Zeichengebrauch in Massenmedien. Zum Verhältnis von sprachlicher und nichtsprachlicher Information in Hörfunk, Film und Fernsehen. Tübingen: Niemeyer 1985. (Medien in Forschung + Unterricht, Serie A, Bd. 17) 2. Bohnenkamp, Anne (Hg.): Interpretationen. Literaturverfilmungen. Hrsg. von Anne Bohnenkamp in Verbindung mit Tilman Lang. Stuttgart: Reclam 2005. 3. Ekman, Paul and Friesen, Wallace V.: The repertoire of nonverbal behavior. categories, origins, usage and coding. Berlin: Mouton de Gruyter 1969. 4. Hübler, Axel: Das Konzept "Körper" in den Sprach- und Kommunikationswissenschaften. Tübingen u.a.: Francke, 2001. (UTB für Wissenschaft : Uni-Taschenbücher ; 2182 : Linguistik) 5. Korte, Barbara: Körpersprache in der Literatur. Theorie und Geschichte am Beispiel englischer Erzählprosa. Tübingen u.a.: Francke 1993. 6. MacFarlane, Brian: Novel to film. An Introduction to the Theory of Adaptation. Oxford: Clarendon Press 1996. 7. Pfeiffer, Thomas (Hg.): Sprachen ohne Worte. Heidelberg: Universitätsverlag Winter 2009. (Studium Generale) 8. Scherer, Klaus R. und Wallbott, Harald G. (Hg.): Nonverbale Kommunikation. Forschungsberichte zum Interaktionsverhalten. Weinheim u.a.: Beltz 1984.
Beginn: 27. März 2012
Gruppe 0
Datum Uhrzeit Ort
Di 27.03.2012
13.00 - 17.00 40112 40112 Barrierefrei
Di 24.04.2012
13.00 - 17.00 40112 40112 Barrierefrei
Di 15.05.2012
13.00 - 17.00 40112 40112 Barrierefrei
Di 29.05.2012
13.00 - 17.00 40112 40112 Barrierefrei
Di 19.06.2012
13.00 - 17.00 40112 40112 Barrierefrei